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„Sehr geehrte Frau L.“: Brief von JVA-Insasse Marcel H. an seine Mutter trieft vor Zynismus

„Sehr geehrte Frau L.“: Brief von JVA-Insasse Marcel H. an seine Mutter trieft vor Zynismus

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Bildnummer: 51311751 Datum: 25.04.2006 Copyright: imago/Jochen Tack Vollzugsbeamter schließt einen Zellentrakt der Justizvollzugsanstalt in Rheinbach auf, Körperteile , Gebäude, innen, Innenansicht; 2006, Rheinbach, Gefängnisse, Gefängnis, JVA, Fotostory, Haftanstalt, Haftanstalten, Justizvollzugsanstalten, Knast, Knäste, Strafanstalt, Strafanstalten, Justiz, Justizbeamte, Justizbeamter, Vollzugsbeamte, Vollzugsbeamter, Gefängniswärter, Gefängniswächter, Wärter, Wächter, Justizvollzugsbeamter, Justizvollzugsbeamter, aufschließen, Zelle, Zellen, Gefängnistrakt, Trakt; , quer, Kbdig, Einzelbild, Deutschland, Arbeitswelten, Gesellschaft, , Strafvollzug, Staat, o0 Symbolfoto Foto: imago
  • Doppelmörder Marcel H. aus Herne hat aus dem Gefängnis einen Brief an seine Mutter geschrieben
  • Das Schreiben ist in merkwürdig gefühlskalten Ton verfasst
  • Von Reue keine Spur: Stattdessen Witze und Sorgen um die Katze

Herne. 

Man muss kein Psychologe sein, um zu ahnen: Mit dem Verfasser dieses Briefes stimmt irgendetwas nicht.

Marcel H., der Doppelmörder von Herne, hat seiner Mutter Michaela L. einen Brief aus dem Gefängnis geschickt. Das berichtet die Bild-Zeitung, die das Schreiben im Wortlaut veröffentlicht.

Sorgen um die Familienkatze

In einem merkwürdig sachlichen Ton ist der Brief verfasst, der vor Zynismus nur so trieft: Von Reue keine Spur, stattdessen erzählt H. von seinen Sorgen um die Familienkatze.

Das Schreiben beginnt mit einer förmlichen Anrede: „Sehr geehrte Frau L., dein jüngster hier.“

Haft als Witz? „Spaß beiseite“

Und es geht merkwürdig weiter. Marcel H. ist im Gefängnis, weil er den neun Jahre alten Jaden und seinen Bekannten Christopher W. (22) grausam erstochen hat. Das scheint er ganz amüsant zu finden.

Er schreibt: „Ich schätze, aus dem Zen-Kloster wird wohl nichts. Spaß beiseite“ – und dann erkundigt er sich nach seiner Katze Schröder. „Ich fürchte er wird nicht mehr Leben wenn ich hier raus bin.“

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Seine Schwester habe ihm gesagt, die Mutter sei froh, dass er weg ist. Das scheint ihn zu berühren – das jedenfalls scheint diese Formulierung anzudeuten: Er hoffe, „dass dies eine defensive Aussage ist um nicht als die Mutter des Satans zu gelten. Zum anderen würde ich es dir nicht übel nehmen.“

„Achte auf deine Ernährung, sonst wird Schröder dich überleben“

Im Übrigen würde er es schade finden, wenn seine Mutter seine Sachen entsorgen würde: Er hoffe, dass seine Schwester sie an sich nehmen dürfe. Sollte seine Mutter keinen Kontakt mehr wollen, solle sie ihrer Tochter wenigstens Bescheid geben – „damit beide, du und ich, abschließen können“.

Zum Schluss wird H. noch einmal zynisch: „Achte endlich mal auf deine Ernährung, sonst glaube ich, wird der Schröder dich überleben.“

Der distanzierte und kalte Ton des Briefes fügt sich gut ein in das Bild, das aus den Taten und Aussagen des Doppelmörder entstanden ist.

„Das geht unter die Haut“

Die Ermittler hatten nach der Festnahme von Marcel H. berichtet, noch nie einen derart kaltblütigen Mörder erlebt zu haben. Nachdem er sein zweites Opfer brutal erstochen hatte, ging Marcel H. seelenruhig in ein griechisches Imbiss-Restaurant – mit einem Sack Zwiebeln in der Hand.

Dort stellte er sich der Polizei und ließ sich widerstandslos abführen. In den Vernehmungen zeigte sich Marcel H. vollkommen emotionslos. „Das geht unter die Haut“, sagte damals der Leiter der Mordkommission, Klaus-Peter Lipphaus: „Er diktiert den Beamten regelrecht seine Aussagen.“ (pen)