Eon-Chef Johannes Teyssen will offenbar die Gesellschaften Eon Ruhrgas in Essen, Eon Kraftwerke und Eon Energie auflösen. Der Eon-Konzernbetriebsrat ist empört, dass über den Umbau in der Firma noch immer keine Klarheit herrscht.
Düsseldorf.
Eon-Chef Johannes Teyssen treibt nach Informationen des Konzernbetriebsrats einen radikalen Umbau des größten deutschen Versorgers voran. Aus dem Management sei verlautet, dass der Vorstand die Gesellschaften Eon Ruhrgas in Essen, Eon Kraftwerke in Hannover und Eon Energie in München auflösen wolle, sagte Konzernbetriebsratschef Hans Prüfer am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Es sollen dafür bereits Arbeitsgruppen eingerichtet worden sein. Der Konzernbetriebsrat habe sich deswegen nun an Aufsichtsratschef Werner Wenning gewandt. „Da wird Tradition vernichtet. Für die Menschen ist das eine Katastrophe“, sagte Prüfer. Ein Eon-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab.
Der Betriebsrat, Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat fordern seit Tagen ohne Erfolg vom Vorstand Klarheit über die Pläne Teyssens. Über diese hatte auch das Nachrichtenmagazin der „Spiegel“ berichtet. Rund 30 Betriebsräte kamen am Freitag zu einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses zusammen – in der Hoffnung auf Klarheit, sagte Prüfer. Der Personalvorstand sei einer Einladung aber nicht gefolgt. Stattdessen habe Personalvorstand Regine Stachelhaus mitteilen lassen, man wolle auf der am Montag beginnenden zweitägigen Aufsichtsratsitzung unvoreingenommen über alle Fragen beraten.
Konzernbetriebsrat empört
Sollten die Informationen über den Umbau stimmen, könne von Unvoreingenommenheit aber keine Rede mehr sein, da die Planungen bereits liefen, kritisierte der Konzernbetriebsratschef. Die beiden Projekte zur Auflösung der Gesellschaften seien offenbar schon weit vorangeschritten. Sie stünden unter der Leitung des ehemaligen Ruhrgaschefs Bernhard Reutersberg und von Eon-Vorstandsmitglied Klaus-Dieter Maubach. Details, beispielsweise über etwaige Stellenstreichungen, seien bislang nicht bekannt. Bei den drei Gesellschaften sind Tausende Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt hat Eon in Deutschland rund 35.000 Mitarbeiter.
Wegen der Pläne Teyssens herrscht seit Tagen Unruhe bei dem Versorger, der sich gerne als guter Arbeitgeber präsentiert. Zwischen Teyssen und den Arbeitnehmervertretern herrsche Eiszeit. „Teyssen redet nicht mit uns“, sagte ein Gewerkschafter. Die ursprünglich in Hamburg geplante zweitägige Klausursitzung des Aufsichtsrats ist nach Angaben aus Kreisen des Gremiums nach Düsseldorf verlegt worden. Der Vorstand wolle womöglich bereits am Sonntag zu weiteren Beratungen zusammenkommen.
Woche der Wahrheit steht bevor
Die Arbeitnehmervertreter wollen in den kommenden Tagen über ihr weiteres Vorgehen beraten. Sie haben Teyssen zur Worttreue aufgefordert und ihm ein gefährliches Spiel mit den Ängsten der Mitarbeiter vorgeworfen. Der seit Mai 2010 amtierende Manager müsse die Vereinbarungen einhalten. Danach seien bei Eon bis Ende 2012 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Für Essen, Hannover und München seien Standortgarantien beziehungsweise Standortzusagen gegeben worden.
Eon legt in der kommenden Woche Zahlen zum zweiten Quartal vor. Analysten rechnen mit einem Gewinneinbruch und einer Rücknahme von Prognosen. Dem Konzern macht die Abschaltung seiner ertragsreichen Atomkraftwerke Isar 1 und Unterweser zu schaffen. Im Gasgeschäft, in dem Ruhrgas jahrelang für Milliardengewinne sorgte, leidet Eon unter ungünstigen Verträgen mit Lieferanten wie Gazprom-Konzern. Ratingagenturen haben den Versorger ins Visier genommen. Nach einer Einkaufstour unter Teyssens Vorgänger Wulf Bernotat drücken Eon Schulden in Höhe von über 35 Milliarden Euro. (rtr)