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Energiekonzern Eon steht vor einer Zerreißprobe

Energiekonzern Eon steht vor einer Zerreißprobe

Nach den Meldungen über eine Auflösung der Zentrale von Eon Ruhrgas in Essen fordern die Beschäftigten klare Worte von Vorstandschef Johannes Teyssen. Laut Medienberichten will Teyssen drei Standorte in Essen, München und Hannover schließen und hunderte Stellen streichen.

Düsseldorf. 

Der Energiekonzern Eon steht wegen der Umbaupläne von Vorstandschef Johannes Teyssen vor einer Zerreißprobe. Arbeitnehmervertreter warfen dem Manager am Montag eine mangelnde Gesprächsbereitschaft vor und forderten eine klare Stellungnahme. Zugleich machten sie deutlich, dass sie sich gegen massive Einschnitte bei dem größten deutschen Energiekonzern zur Wehr setzen werden. Das Nachrichtenmagazin der „Spiegel“ hatte berichtet, Teyssen wolle drei Standorte in Essen, München und Hannover schließen und hunderte Stellen streichen. Der Konzern ließ dies offen.

„Der Vorstand will offenbar Handlungsfähigkeit gegenüber dem Kapitalmarkt beweisen und schürt unnötige Ängste bei den Beschäftigten“, sagte Eon Aufsichtsratmitglied Sven Bergelin der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir brauchen Klarheit, Transparenz und Perspektiven für die Beschäftigten“, fügte der Energieexperte der Gewerkschaft Verdi hinzu. Er verwies darauf, dass für die über 30.000 Eon-Beschäftigten in Deutschland bis Ende 2012 ein Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen gilt. Die verunsicherten Beschäftigten benötigten ein frühzeitiges Signal, dass die Vereinbarung verlängert werde.

Konzernbetriebsrat Hans Prüfer vermisst ebenfalls klar Worte des Vorstandschefs, der seit Mai vergangenen Jahres den größten deutschen Energiekonzern führt. „Teyssen hat mit dem Konzernbetriebsrat überhaupt nicht darüber gesprochen“, sagte Prüfer Reuters. „Die Mitarbeiter sind verunsichert.“ Der Eon-Chef müsse klarstellen, was an den Berichten dran sei.

Kein klares Dementi des Konzerns

Der nach der Atomwende unter Druck geratene Konzern wollte auch am Montag den „Spiegel“-Bericht nicht kommentieren. „In Folge der erheblich veränderten Rahmenbedingungen prüft Eon derzeit mögliche Anpassungen der Strategie und der Aufstellung des Unternehmens. Entscheidungen hierzu sind noch nicht gefallen“, hatte Eon lediglich erklärt. Dem Bericht zufolge will Teyssen die Standorte von Eon Ruhrgas in Essen, von Eon Energie in München und von Eon Kraftwerke in Hannover schließen. Geschäftsbereiche der Töchter sollten auf bestehende oder neue Gesellschaften in der Düsseldorfer Zentrale übertragen werden. Mittelfristig wolle Teyssen den Konzern in eine europäische Aktiengesellschaft (SE) umwandeln. Analysten bezifferten den Einspareffekt der Standortschließungen auf 150 bis 200 Millionen Euro.

Der Aufsichtsrat von Eon kommt am Montag in Hamburg zu einer zweitägigen Klausurtagung zusammen, erfuhr Reuters aus Kreisen des Kontrollgremiums. Dabei dürfte das Thema auf den Tisch kommen. „Wir kennen keine konkreten Pläne“, sagte ein Sprecher des Verdi-Bundesvorstands. Aber es ist schwer vorstellbar, dass ein solches Konzept in diesem Umfang den Aufsichtsrat passiert.“

Umstrukturierungen bereits im Gange

An den nun genannten Standorten seien jedoch zum Teil bereits Umstrukturierungen im Gange, erläutern Arbeitnehmervertreter. So würde derzeit in Hannover die Sparten für Kernkraft, konventionelle Kraftwerke und Wasserkraft zusammengelegt. Rund 200 Arbeitsplätze sollten bis 2013 sozialverträglich abgebaut werden. E.ON Energie in München solle in eine Deutschland AG umgewandelt werden, wodurch ebenfalls Stellen abgebaut würden. Allein bei Ruhrgas in Essen seien rund 2000 Mitarbeiter beschäftigt. Diese würden auch künftig benötigt, sagte ein Arbeitnehmervertreter. Der Konzern hat erst 2010 in der Ruhrgebietsstadt einen edlen Neubau bezogen. „Wer soll dort einziehen?“, sagte ein Arbeitnehmervertreter.

Teyssen stellt am Mittwoch kommender Woche die Zahlen zum zweiten Quartal vor – die ersten des Konzerns seit der Atomwende. Analysten rechnen mit einem Gewinneinbruch. Die Ergebnisprognose und Dividendenversprechen dürften gekürzt werden. Eon musste nach der Atomwende sein AKW Isar 1 und Unterweser abschalten, die bislang zu den Gewinnbringern gehörten. Zugleich kämpft der größte deutsche Versorger mit hohen Verlusten im Gashandel. Ratingagenturen haben den Konzern mit 35 Milliarden Euro Schulden bereits ins Visier genommen. (rtr)