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Banger Blick auf die Märkte nach Herabstufung der Supermacht USA

Banger Blick auf Märkte nach Herabstufung der USA

Die Sorge vor einem weltweiten wirtschaftlichen Einbruch verlangt Diplomatie – und zwar von den Spitzen der führenden Wirtschaftsnationen. Was passiert am Montag an der Börse? Die Bundesregierung hält sich aus Spekulationen heraus.

Berlin. 

Die Sorge vor einem weltweiten wirtschaftlichen Einbruch hat die Spitzen der führenden Wirtschaftsnationen am Wochenende zu einer regen Krisendiplomatie veranlasst. Mit Bangen blickten Politiker und Ökonomen auf die Reaktion der Märkte auf die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Standard & Poor’s und die Verschärfung der europäischen Schuldenkrise. Ergebnisse der Besprechungen drangen zunächst nicht nach draußen, die Bundesregierung hielt sich bedeckt.

Vertreter der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) berieten am Sonntag in einer Telefonkonferenz über die Marktturbulenzen, wie die südkoreanische Zentralbank mitteilte. Ziel sei ein gemeinsames Vorgehen zur Stabilisierung der Märkte. Danach sollten die Finanzminister der G-7 in einer Telefonkonferenz über die Krise beraten, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete. Dies solle noch vor der Eröffnung der japanischen Börse in Tokio geschehen.

Von „AAA“ auf „AA+“

S&P hatte dem Schuldner USA am Freitagabend nach Handelsschluss an der Wall Street erstmals die Bestnote entzogen und die Bewertung der US-Kreditwürdigkeit von „AAA“ auf „AA+“ gesenkt. Zur Begründung hieß es, die am Dienstag vom Kongress beschlossenen Schritte zum Abbau des Staatsdefizits gingen nicht weit genug, um den Haushalt nachhaltig zu stabilisieren. Mit der Herabstufung wurde zugleich der Ausblick für die US-Bonität auf „negativ“ gesenkt.

China kritisierte Washington nach der Entscheidung von S&P scharf und forderte umfangreiche Sparmaßnahmen. Peking hält 1,2 Billionen Dollar an US-Staatspapieren, mehr als jedes andere Land. Die amerikanische „Schuldenabhängigkeit“ gefährde die Weltwirtschaft, hieß es in einem von der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua veröffentlichten Kommentar.

S&P wehrt sich gegen Kritik der US-Regierung

Dass die Herabstufung die Regierung von US-Präsident Barack Obama verärgerte, war mehr als deutlich. Aus Regierungskreisen in Washington hieß es, die Analyse der Ratingagentur weise „fundamentale Fehler“ auf. Das US-Finanzministerium teilte mit, ein Urteil, das mit einem Fehler von zwei Billionen Dollar behaftet sei, „spricht für sich selbst“. Leitende S&P-Mitarbeiter verteidigten die Bonitätsabstufung dagegen und erklärten, die Ratingagentur sei zu dem durchdachten Schluss gekommen, dass die USA Schwierigkeiten haben würden, ihr ausuferndes Defizit in den Griff zu bekommen.

Obama räumte ein, dass Washington mehr zur Reduzierung seiner Schulden unternehmen müsse. Sein Sprecher Jay Carney nahm zwar nicht direkt auf die Entscheidung der Ratingagentur Bezug. Die Diskussionen bis zur Einigung auf einen Schuldenkompromiss hätten aber „zu lang“ gedauert und seien „manchmal zu kontrovers“ gewesen.

Börsen im Nahen Osten brechen ein

Als erste erreichten die Turbulenzen am Sonntag die Börsen im Nahen Osten. In Dubai brach der Leitindex kurzzeitig um mehr als fünf Prozent ein, und auch andere Börsen in der Golfregion öffneten mit Verlusten. In Israel wurde der Handelsstart verschoben, nachdem der Leitindex TA-25 zuvor um mehr als sechs Prozent gefallen war. Der japanische Vize-Finanzminister Fumihiko Igarashi deutete an, dass Tokio erneut auf dem Devisenmarkt intervenieren könne, falls die Turbulenzen weiter anhalten.

US-Staatspleite ausgeschlossen?

„Schlechte Nachrichten sind immer unangenehm für Märkte“, sagte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, der „Bild am Sonntag“. Er rechne mit weiteren Kurseinbrüchen, aber nicht mit einem weltweiten Börsencrash. Die deutschen Verbraucher könnten die Folgen der Krise aber bald zu spüren bekommen. „Die Zentralbanken werden eine höhere Inflation nicht nur tolerieren, sondern sogar im Namen der Finanzstabilität herbeiführen“, sagte der Volkswirt dem Blatt.

Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, sagte der Nachrichtenagentur dapd, er erwarte einen Ausverkauf amerikanischer Staatsanleihen und weitere Turbulenzen an den Märkten.

Eine Staatspleite der USA halten Mayer und der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hingegen für ausgeschlossen. „Die USA können nicht insolvent werden“, sagte Bofinger. Notfalls werde die amerikanische Notenbank weitere Staatsanleihen aufkaufen. (dapd)