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Borussia Dortmund: Grundlos nach Hause geschickt! BVB-Fan lüftet bedenkliche Details zu scharf kritisiertem Polizei-Einsatz

Eine Polizei-Maßnahme gegen Fans von Borussia Dortmund schlägt hohe Wellen. Nun schildert ein BVB-Fan die bedenkliche Vorkommnisse.

© IMAGO/Jan Huebner, osnapix

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Stefan* (24) ist kein Ultra. Er fährt einfach nur gerne zu Spielen von Borussia Dortmund. Auch nach Freiburg wollte er mit. Doch kurz vor der Stadtgrenze war Feierabend.

Endstation Herbolzheim. Statt ins Stadion wurde der BVB-Fan von Polizisten erst stundenlang festgehalten, dann in den Zug nach Hause gesteckt. Die Ultras-Schlägerei in Mannheim hatte er nicht einmal mitbekommen. Umso überraschter war er von der Polizei-Maßnahme, die auch von der Fanhilfe scharf kritisiert wird. Gegenüber DER WESTEN schildert Stefan die Vorkommnisse – und enthüllt dabei bedenkliche Details.

Borussia Dortmund: Unbescholtener BVB-Fan gerät ins Polizei-Visier

Frühmorgens war er in Dortmund in den ICE Richtung Freiburg gestiegen. Eine entspannte Fahrt mit Freunden, einem Glas Wein oder einer Flasche Bier wurde ab Mannheim immer turbulenter. Und: Sie endete, bevor das eigentliche Ziel überhaupt erreicht wurde.

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„Ich habe nur mitbekommen, dass wir deutlich länger stehen als geplant“, berichtet der Wattenscheider über den Zug-Aufenthalt in Mannheim. „Die Bahn sprach von einem Türdefekt. Irgendwann sprach sich unter den Fans herum, dass Dortmunder ausgestiegen sind, weil da Hamburger waren. Gesehen habe ich aber keine.“

Ultra-Schlägerei sorgt für kritischen Polizeieinsatz

Ultras von Borussia Dortmund, das ist heute klar, hatten HSV-Ultras auf einem anderen Gleis entdeckt. Einige blockierten die Zugtür, während 80 bis 100 Mitglieder von „The Unity“ und „Desperados“ ausstiegen und sich eine Massenschlägerei mit den „Castaway“-Mitgliedern lieferten (hier die Details). Bilder der Überwachungskamera aus der Unterführung zeigen, wie die Dortmunder den „Feind“ regelrecht zum Tanz aufforderten. Nach einer heftigen Boxerei sprangen sie zurück in den ICE und fuhren weiter.

Der anschließende „Buschfunk“ unter BVB-Fans erreichte auch Stefan. Er erfuhr von Vorfällen, nicht aber von den heute bekannten Details. „Als wir das riesige Aufgebot an behelmten Polizisten in Karlsruhe gesehen haben, ging bei uns schon die Sorge um, die Reise könnte hier beendet sein. Aber es ging zügig weiter“, schildert er gegenüber DER WESTEN. In freudiger Erwartung eines spannenden Auswärtsspiels rollte man auf Freiburg zu – und stoppte abrupt.

„Uns war schnell klar, dass die für uns da stehen“

„In Herbolzheim stand eine riesige Kolonne an Polizeiwagen. Wir hatten schon befürchtet, dass die nicht das Herbolzheimer Volksfest betreuen. Uns war schnell klar, dass die für uns da stehen“, verrät der 24-Jährige. Die Situation am Bahnhof war unübersichtlich, die Informationen spärlich. „Die Erfahrung von anderen Fußballspielen war das einzige, auf das man sich berufen konnte“, erklärt er. Dann folgte die Durchsage: Alle BVB-Fans aussteigen. Später wurde es auf die Wagen 7 bis 14 beschränkt. Stefan saß in Wagen 1. Doch als mitgereiste Freunde aus dem Zug geholt wurden, stieg er ebenfalls aus. Es sollte die Endstation sein.

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Weil er nicht in den entsprechenden Waggons gesessen hatte, durfte er sich im Gegensatz zu anderen Fans halbwegs frei bewegen. „Wir wurden nicht festgesetzt, konnten uns am Bahnhof bewegen, kurz zum Supermarkt gehen, waren auch nicht in der Personenkontrolle.“ Rund eine Stunde hatte es allein gedauert, alle Dortmunder aus dem Zug zu holen. Als die Polizei-Maßnahme beendet war, lief das Spiel in Freiburg längst.

400 unbeteiligte BVB-Fans werden nach Hause geschickt

Doch damit nicht genug. „Allen, die ausgestiegen waren, wurde gesagt: Ihr nehmt jetzt den Zug zurück“, so der BVB-Fan. 80 bis 100 Fans waren an den Vorfällen in Mannheim beteiligt. 400 bis 500, so schätzt Stefan, wurden dafür nach Hause geschickt. „Sippenhaft“, nennt der Jurist das. Unbescholtene Fans wurden bestraft, sich zufällig das falsche Abteil ausgesucht zu haben.

Ein ICE aus der Gegenrichtung legte einen Sonderstopp in Herbolzheim ein, ein Wagen wurde extra freigemacht. Bis Mannheim fuhren zahlreiche Beamte mit, um sicherzustellen, dass keiner umkehrt. Der Rückweg bestand aus vergeblichen Versuchen, den Frust zu vertreiben und das Spiel auf dem Handy zu schauen. „Man fühlt sich einfach machtlos. Man denkt sich: Wir leben doch in einem Rechtsstaat. Wenn man nichts tut, sollte man doch die Möglichkeit haben, zu einem Fußballspiel zu gehen.


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Mit dem kritischen Thema Sippenhaft hatte er sich als regelmäßiger Stadionbesucher, aber auch als politisch engagierter Mensch schon vorher beschäftigt. „Das ist schon lange ein Problem. Polizei- und Versammlungsgesetz haben es aber noch einmal verschärft. Meiner Meinung nach werden hier Bürgerrechte mit Füßen getreten. Und mein Gefühl sagt: Je südlicher man geht, desto schlimmer wird es“, so der Fan von Borussia Dortmund.

„Ich bin Student und hab das Geld für ICE-Ticket und Eintrittskarte nicht einfach locker sitzen. Auch das Finanzielle spielt eine Rolle. Ich kann mir auch schöneres vorstellen, als einen ganzen Tag mit dem ICE durch Deutschland zu touren. Auf dem Rückweg dachte ich mir: Wer gibt mir jetzt mein Geld zurück?“ Die Antwort wird lauten: niemand.

*Name der Redaktion bekannt