Moritz Heller ist 39 Jahre und kommt aus NRW. In seiner Heimat Düsseldorf arbeitet er normalerweise an der Universität. Das macht ihn auf Dauer aber nicht glücklich, deswegen bereist er jetzt zum zweiten Mal mit dem Fahrrad Europa und Asien. Seine erste Reise brachte ihn bereits in der Ukraine ins Gefängnis, führte zu einem schweren Unfall in Dubai, der bis heute Spuren hinterlässt (hier zu lesen).
Jetzt ist er mit seiner thailändischen Reisepartnerin Bum (34) wieder auf Tour und teilt seine Reiseerfahrungen auf seinem Instagram-Kanal „Kettegeben“. Im Gespräch mit DER WESTEN hat der 39-Jährige unter anderem über absolute No-Gos und seine größten Herausforderungen gesprochen.
NRW: „Als Freigeist brauche ich meine Wildbahn“
Ein Bürojob ist nichts für Heller: „Ich habe es mehrfach probiert. Doch ich bin definitiv nicht der Typ dafür. Als Freigeist brauche ich meine Wildbahn.“ Mit der Thailänderin Bum hat Heller erstmals eine Reisepartnerin an seiner Seite. Sie verständigen sich auf Thai/Englisch und mit Händen und Füßen. „Ich habe sie in Bangkok im Lumpini-Park kennengelernt. Ich hatte sie nie als Sportlerin wahrgenommen, dann passierte das Unglaubliche. Drei Tage vor der Abreise schmiss sie ihren Job und sagte: ‚Ich begleite dich’“, erzählt Heller gegenüber DER WESTEN.
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Auf seiner Tour lässt sich Heller treiben: „Das Endziel ist wieder Deutschland, egal wie.“ Der 39-Jährige muss dabei aber immer ein Auge auf die politische Lage in den verschiedenen Ländern haben. „Doch man sollte sich davon nicht beeinflussen lassen, sondern sich eher eine eigene Meinung bilden. Als No-Go würde ich Russland und Afghanistan sehen“, so Heller. Aktuell habe er 19 Länder durchfahren. Bis nach Deutschland werden noch etwa 13 weitere dazukommen. Er plant noch Kirgisistan, Usbekistan, Turkmenistan, Aserbaidschan, Georgien, Bulgarien, Serbien, Ungarn und Österreich zu durchfahren.
„Sie versuchen jeden Dollar aus dir herauszuholen“
Bisher war es für den Düsseldorfer am schwierigsten, nach China einzureisen. „Wir mussten drei Länder durchqueren, um das China-Visum zu bekommen: Thailand, Laos und Vietnam. Das war sehr anstrengend und ungewiss. Am Ende hat sich die Mühe gelohnt. In Vietnam haben wir unser China-Visum bekommen“, erzählt Heller.
Es gab auch Länder, die ihm sehr negativ aufgefallen sind. Allen voran Indien. „Der Inder stellt sich nicht an. Er schlängelt sich durch, platzt in Gespräche und hat weder Timing noch Verstand. Er versteht keinen Sarkasmus, hat keinen Humor, rülpst und spuckt auf den Boden“, so Heller. Auch Laos hat dem 39-Jährigen überhaupt nicht gefallen. „Sie versuchen jeden Dollar aus dir herauszuholen und pflegen einen ganz schlechten Stil. Sie haben kein Gespür, wie man Besucher behandelt“, so der 39-Jährige weiter.
NRW: „Im Kaukasus leben mehr Schafe als Menschen“
Das schönste Land der Reise war für den 39-Jährigen Georgien. „Im Kaukasus leben mehr Schafe als Menschen, hat man das Gefühl. Es hat einen besonderen Spirit und es wirkt so unberührt und märchenhaft. Ich möchte unbedingt dort noch einmal durchfahren“, schwärmt Heller.
Menschlich haben es dem Fahrrad-Reisenden vor allem die Iraner angetan, die ihn mit ihrer „unfassbaren Gastfreundlichkeit“ beeindruckt haben. „Sie haben sich quasi darum gestritten, wer mich zu sich nach Hause einlädt“, so Heller. Zudem seien die Perser sehr gebildet und überzeugten den Reisenden mit den besten Englisch-Kenntnissen von allen bisher bereisten Ländern.
In dieses Land würde Heller auf keinen Fall mehr reisen
„In die Vereinigten Arabischen Emirate. Dort sind nur Hirntote auf der Straße unterwegs. Es gibt keine Kultur, keine Geschichte, kein Lifestyle, aber den kann man ja künstlich errichten“, sagt der Rheinländer gegenüber DER WESTEN.
Auch sonst gibt es auf der Reise immer mal wieder schwierige Momente für Heller und seine Reisepartnerin Bum. „Ja, diese Momente gibt es immer wieder. Zuletzt in China, als wir keinen Spaß empfunden haben. Da wir ohne Ende Höhenmeter gemacht, in dreckigen Unterkünften genächtigt, schlechtes Essen bekommen haben und keine Kommunikationsmöglichkeiten hatten.“
„Bei schlechten Radreise-Dokus muss ich den Kopf schütteln“
Heller und Bum wollen beide nach Deutschland. Aber erst in sechs Monaten, wenn alles nach Plan läuft. „Ja, wir wollen beide Deutschland erreichen. Jedoch sind ihre Visa-Hürden größer als meine. Ich hoffe, dass das nicht zum Problem wird“, erzählt Heller.
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In der Zukunft möchte Heller mit seinen Reisevideos Geld verdienen. „Ich suche Unterstützer, Förderer und Macher-Typen, die eine ‚Kick-Ass‘-Mentalität haben. Wenn ich sehe, was für schlechte Radreise-Dokus auf Netflix, Amazon und Disney laufen, muss ich den Kopf schütteln“, so Heller gegenüber DER WESTEN.