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Annalena Baerbock nennt Kiew nun anders – DAS steckt dahinter

Künftig wird die ukrainische Hauptstadt nicht mehr „Kiew“, sondern „Kyjiw“ genannt, erklärte Annalena Baerbock. Was steckt dahinter?

Annalena Baerbock in der Ukraine.
© IMAGO/photothek

"Job-Turbo" für Geflüchtete - auch ohne perfektes Deutsch

Das im Januar von der Bundesregierung gestartete Intergrationsprojekt "Job-Turbo" soll in Deutschland lebende Geflüchtete schneller in den Arbeitsmarkt integrieren. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) traf in einem Berliner Supermarkt zwei Beschäftigte aus der Ukraine.

Die grüne Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat bei ihrem Besuch in der Ukraine angekündigt, dass Deutschland künftig den Namen „Kyjiw“ statt „Kiew“ verwenden wird. „Wir haben das vollzogen, was längst überfällig war: die Schreibweise Eurer Hauptstadt in der ukrainischen Sprache“, sagte Baerbock bei einer Pressekonferenz mit Kuleba.

Die Entscheidung sei ein Zeichen des Respekts vor der Geschichte und Kultur der Ukraine, so Baerbock weiter. Damit reiht sich Deutschland in die Liste vieler Länder ein, die den Namen Kyiw“ bereits angenommen haben. Doch was steckt dahinter?

Geschichte der Ukraine von Fremdherrschaft geprägt

Die Geschichte der Ukraine ist geprägt von Fremdherrschaft und dem Kampf um nationale Identität. Vom Großfürstentum Litauen über das polnisch-litauische Commonwealth, das Russische Reich und die Sowjetunion bis hin zur Unabhängigkeit 1991, hat die Ukraine immer wieder um ihre sprachliche und kulturelle Eigenständigkeit gerungen.

Vor dem Hintergrund der Annexion der Krim im Jahr 2014 und des aktuellen russischen Angriffskrieges ist die Entscheidung für „Kyjiw“ Teil des Bestrebens der Ukraine, ihre Geschichte, Sprache und Kultur als zentrale Pfeiler ihrer nationalen Identität zu bekräftigen.

„Kiew“ stammt aus der russischen Transkription

In der ukrainischen Sprache wird die Hauptstadt als „Kyjiw“ bezeichnet, eine Transkription, die sich direkt von der ukrainischen Schreibweise Київ ableitet. Dagegen ist die Bezeichnung „Kiew“, die lange Zeit international gebräuchlich war, von der russischen Transkription Киев abgeleitet.

Dieser Unterschied mag auf den ersten Blick klein erscheinen, spiegelt aber tiefgreifende kulturelle und sprachliche Unterschiede wider. Während der sowjetischen Herrschaft und der russischen Dominanz wurden oft russische Bezeichnungen und Transkriptionen bevorzugt, was die kulturelle und sprachliche Eigenständigkeit der Ukraine untergraben hat!

Kampagne „Kyivnotkiev“

Deshalb hat das ukrainische Außenministerium jetzt eine Kampagne gestartet. Die internationale Kampagne „KyivNotKiev“ zeigt bereits Wirkung: Viele internationale Medien und Organisationen haben ihre Richtlinien angepasst.

Die Entscheidung Deutschlands unterstützt somit die Bemühungen der Ukraine um internationale Anerkennung ihrer sprachlichen und kulturellen Eigenständigkeit.



Solidarität mit der Ukraine

Dass Baerbock diesen Wechsel gerade jetzt vollzieht, spricht Bände. Es ist eine Zeit, in der das Verständnis und die Anerkennung der ukrainischen Kultur und Geschichte dringender denn je sind. Angesichts der Herausforderungen, vor denen die Ukraine steht, ist dieser Schritt eine wichtige Geste der Unterstützung und des Respekts.

Die Umbenennung ist mehr als eine formale Anpassung: Sie ist ein Zeichen gegen die russische Dominanz.