Was bewegt Rentner zum Fest? In der großen Facebook-Gruppe „Die Rente muss zum Leben reichen – Altersarmut geht gar nicht“ haben wir die Frage gestellt, was sich Ruheständler zu Weihnachten wünschen. Über 300 spannende und aufschlussreiche Kommentare kamen zurück. Die Antworten fielen sehr politisch und konkret aus.
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Besonders drei große Wünsche stachen in vielen Kommentaren heraus: mehr Geld (durch weniger Steuern oder eine Inflationsprämie), ein anderes Rentensystem (Vorbild Österreich, keine Zweiteilung mehr zwischen Pension und Rente) sowie eine andere Wahrnehmung der Rentner in der Öffentlichkeit.
Muss Frau in der Rente umziehen? „Angst vor Mieterhöhung“
So schilderte eine Frau als Reaktion auf unsere Frage in der Facebook-Gruppe: „Ich gehe nächstes Jahr in Rente, nach 50 Jahren arbeiten und Erziehung von zwei Kindern alleine. Meine Rente ist wie der Durchschnitt in Deutschland ca. 1640 Euro, macht ca. 1340 Euro netto. Miete in München 958 Euro, 651 Euro kalt plus Heizung und Betriebskosten. Auch GEZ muss ich dann bezahlen. Da bleibt mir weniger als Grundsicherung. Anspruch besteht auf 95 Euro Wohngeld. Trotzdem bin ich unter Bürgergeld und muss immer Angst vor Heizen und Mieterhöhung haben.“
Eine Beraterin der Rentenversicherung habe einen möglichen Umzug weg von München in ein günstigeres Gebiet ins Spiel gebracht. „Meine Familie ist aber in München, und ein Umzug kostet locker 10.000 Euro“, beschreibt die Fast-Rentnerin ihr Dilemma.
Rentner klagen über Steuern: „Finanzamt belohnt das mit Steuerforderngen“
Viele Kommentatoren ärgerten sich über die hohen Abzüge in der Rente, vor allem über die Steuerbelastung. Einige gesammelte Facebook-Statements dazu:
- „Es wäre schön wenn die Rente steuerfrei ist. So wie früher. Ich habe 46 Jahre schon Steuern auf mein Lohn bezahlt, das reicht doch.“
- „Mein Wunsch ist, dass die Rente – unter einer Bruttorente von 2000 Euro – nicht mehr besteuert wird. Das müsste auch immer angepasst werden.“
- „Die Besteuerung der Rente ist höchst verwerflich. Da alles schon versteuert wurde. Die Rentengeneration hat einen erheblichen Teil dazu beigetragen, dieses Land vorwärts zu bringen.“
- „Habe eine auskömmliche Rente, da mein Haus abgezahlt ist. Nun arbeite ich mit 71 Jahren weiter in der Pflege. Bin halbtags Vollzeit beschäftigt, da bekanntermaßen Personalnot herrscht. Das Finanzamt belohnt solche Aktionen mit großzügigen Steuerforderungen.“
Entgangene Inflationsprämie: „Damit wäre mir so sehr geholfen“
Viele Ruheständler findet es weiterhin ungerecht, dass Ihnen keine steuerfreie Inflationsprämie überwiesen würde. Das ist ein weiteres Thema, das viele noch immer umtreibt. So schrieb eine Frau beispielsweise: „Ich wünschte mir, daß ich vielleicht einmal im Leben etwas ‚geschenkt‘ bekommen würde, den Inflationsausgleich, den Pensionäre in Höhe von 3000 Euro bekommen. Damit wäre mir persönlich so sehr geholfen.“
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Unfaires Zwei-Klassen-System? „Pensionäre und Rentner gleich behandeln“
Andere denken schon größer und wollen eine grundlegende Systemveränderungen. Viele Ruheständler beschäftigen sich mit anderen Rentensystemen in Europa: „Ich wünsche mir von der Politik ein Umdenken zur Rente. Österreich hat es vor gemacht“, schrieb beispielsweise eine Frau.
Eine Rentenversicherung für alle, keine Aufteilung mehr in Beamte mit Pension und Angestellten mit Rente – dieser Wunsch zieht sich durch viele Kommentare. So postet ein Mann: „Mein Weihnachtswunsch ist, dass Pensionäre und Rentner in puncto Pensionshöhe/Rentenhöhe und sonstiger Leistungen gleich behandelt werden und zukünftig alle in die Rentenkasse einzahlen müssen – siehe Beispiel Österreich.“
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Viele beklagen ein Zweiklassen-System in Deutschland. „Wir Rentner werden von der Politik ganz anders wahrgenommen und behandelt wie Pensionäre“, meint ein Facebook-Nutzer. Als eine Beispiel nennt er den Inflationsausgleich, der „uns Rentnern vorenthalten“ werde. Ein weiterer Kritikpunkt von ihm: Die Rente werde prozentual erhöht, bei den Beamten gebe es aber auch Mindesterhöhungen in Euro, so dass es sozial gerechter zugeht.
Auch ein weiterer Rentner findet das System unfair: „Einer meiner Wünsche wäre, dass die Höhe der Rente auf die gleiche Weise berechnet wird wie die der Beamtenpensionen (ca. 71% des Durchschnittes der letzten Gehälter). Im Moment liegt die Höhe der Rente bei weniger als 48 % des Durchschnittsverdienstes, wenn man 45 Jahre lang Beiträge gezahlt hat. Von diesen 48 % werden noch Sozialabgaben und Steuern abgezogen.“
Abstellgleis Rente? „So würdig behandeln wie sie es verdienen“
Insgesamt haben viele Menschen in Rente den Eindruck, dass sie von der Politik und Gesellschaft aufs Abstellgleis gestellt werden. So fasst das eine Frau in der Facebook-Gruppe emotional in Worte: „Ich wünsche mir, dass die Rentner endlich mal gehört und gesehen werden und nicht ignoriert und behandelt wie Menschen zweiter Klasse. Immerhin sind Rentner Menschen, die ihr Leben lang dafür gesorgt haben, dass die Wirtschaft aufrecht erhalten wird. Als Dank dafür bekommen sie dann eine Rente, die zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel ist, müssen zum Amt um dort um Grundsicherung zu betteln, zur Tafel um dort um Essen zu betteln oder wahlweise Flaschen sammeln gehen.“
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Ein Mann kritisiert auch die Medien dabei: „Ich würde mir wünschen, dass es einmal eine Altersrente in Deutschland geben wird, die Arbeitnehmer im Alter vor einer drohenden Altersarmut besser schützt und dass medial nicht immer Rentner (alt) gegen Arbeitnehmer (jung) gegeneinander ausgespielt werden in einer Art und Weise einer ‚Stimmungsmache‘!“
Und eine weitere Rentnerin fasst es so zusammen: „Ich würde mir wünschen, dass man die Alten so würdigt wie sie es verdienen.“
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