Sahra Wagenknecht hat am Montag (23. Oktober) den Startschuss für die Gründung ihrer eigenen Partei gegeben. Gemeinsam mit neun weiteren Abgeordneten verlässt die prominente Linken-Politikerin ihre bisherige Partei. Bis zur offiziellen Gründung wollen sie und ihre Mitstreiter aber in der Fraktion bleiben.
Schon der Parteiname „Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)“ unterstreicht die zentrale Rolle, die Wagenknecht dabei spielen wird. In ihrer Eröffnungsrede vor der Bundespressekonferenz kritisierte Wagenknecht die aktuelle Regierungskoalition scharf und skizzierte die Kernelemente ihrer politischen Vision. Doch wer sind die Menschen, die sich an ihrer Seite engagieren?
Amira Mohamed Ali – Wagenknechts enge Vertraute
Wenig überraschend ist die Fraktionschefin der Linken, Amira Mohamed Ali, eine Mitstreiterin von Wagenknechts neuer Partei – sie ist sogar Vorsitzende des Vereins „BSW“. Die niedersächsische Parlamentarierin hat sich in der Vergangenheit klar auf Wagenknechts Seite gestellt, vor allem in den internen Kämpfen innerhalb der Linken.
Mohamed Alis Solidarität mit Wagenknecht und ihr anschließender Verzicht auf eine erneute Kandidatur für den Fraktionsvorsitz sprechen Bände über ihr Verhältnis. Passenderweise endet ihre Amtszeit als Fraktionsvorsitzende am 25. Oktober dieses Jahres. Ihr Engagement für die neue Partei war zu erwarten.
Auf der Pressekonferenz am Montagmorgen erklärte Mohamed Ali, dass die Führung der Linken ihre Wahlniederlage nie analysiert und die Verantwortung dafür nur Wagenknecht zugeschoben habe. Deshalb habe sie sich entschieden, die Partei zu verlassen.
Christian Leye – Vertrauter aus dem Bundestag
Ein weiterer enger Vertrauter Wagenknechts aus dem Bundestag: Christian Leye hat sowohl als Mitarbeiter in ihrem Wahlkreisbüro als auch als wirtschaftspolitischer Sprecher der Linksfraktion Erfahrungen gesammelt. Leye als Mitstreiter ist also keine Überraschung. Auch sein Werdegang ist eng mit Wagenknecht verbunden.
Zudem teilt Leye immer wieder umstrittene Positionen Wagenknechts. So gibt auch er den USA eine Mitschuld an der russischen Invasion in der Ukraine. Dennoch gilt er als geschickter Netzwerker – was Wagenknechts Partei zugute kommen könnte.
Ralph Suikat – der Unternehmer
Der wohl überraschendste Mistreiter ist der Unternehmer Ralph Suikat – er galt bisher nicht als Anhänger der Linken. Als erfolgreicher Unternehmer aus Karlsruhe stellt Suikat für Wagenknecht eine sinnvolle Ergänzung ihres Teams dar. Der Millionär gründete vor 30 Jahren mit einem Partner die Firma „STP Informationstechnologie“, die Software für Konkursverwalter herstellt. 2016 verkaufte er schließlich seine Anteile und investiert seitdem in Unternehmen, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen.
Dabei scheint Wagenknecht ihn besonders zu schätzen: Nach Informationen des „Stern“ wurde ihr neuer Verein in Karlsruhe gegründet, weil Suikat aus der Stadt stammt.
Lukas Schön – der Mann aus Wagenknechts Heimatverband
Als ehemaliger Geschäftsführer des größten Landesverbandes der Linken in Nordrhein-Westfalen bringt Lukas Schön organisatorische Fähigkeiten und Erfahrungen mit. Der nordrhein-westfälische Landesverband der Linken ist zugleich Wagenknechts Heimatverband: Obwohl sie nie dort gelebt hat, ist sie seit 2009 stets über die NRW-Landesliste in den Bundestag eingezogen. Und 2021 war sie sogar Spitzenkandidatin der NRW-Linken für den Bundestag.
Seine enge Zusammenarbeit mit Wagenknecht in der Vergangenheit, insbesondere während ihrer Wahlkämpfe, deutet darauf hin, dass er eine zentrale Rolle beim Aufbau der neuen Partei und den bevorstehenden Wahlkämpfen spielen wird.
Wer die anderen Mitstreiter der neuen Partei sein werden, ist noch nicht bekannt. Über einige Unterstützer wird bereits spekuliert.
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Mögliche Unterstützer von Wagenknecht
Zu den prominentesten Unterstützern Wagenknechts zählen die beiden Bundestagsabgeordneten Sevim Dağdelen und Klaus Ernst. Zum Kreis der Unterstützer gehört auch Andrej Hunko, der für seine Nähe zu Russland bekannt ist und in der Vergangenheit durch einige außenpolitische Kontroversen auffiel. Während der Corona-Pandemie beteiligte er sich an Demonstrationen, an denen auch Rechtsextremisten teilnahmen. Ein weiteres Mitglied des Teams ist der hessische Linkspolitiker Ali Al-Dailami. Ihm wird eine führende Position in der künftigen Formation nachgesagt.
Als wahrscheinliche Neuzugänge stehen Alexander Ulrich und Żaklin Nastić auf der Liste. Eine prominente Persönlichkeit, die mit ziemlicher Sicherheit dem neuen politischen Projekt beitreten wird, ist Wagenknechts Ehemann Oskar Lafontaine. Obwohl Lafontaine dem Vorhaben einer Parteigründung anfangs eher skeptisch gegenüberstand, wird er das Projekt nun definitiv unterstützen. Allerdings wird der 80-jährige Lafontaine keine Schlüsselposition in der neuen Partei einnehmen.
Bereits bei den Europawahlen im kommenden Jahr will die Partei ins Rennen gehen. Wer dann an der Seite von Sahra Wagenknecht stehen wird, bleibt abzuwarten.