CSU-Ministerpräsident Markus Söder befindet sich in einer Zwickmühle. Er hat sein politisches Schicksal fest an die Seite von Hubert Aiwanger gebunden. Die Folge: Ein Umfrage-Albtrum für seine Partei.
Warum plötzlich immer mehr Bayern die Freien Wähler bevorzugen – und was das für Söder bedeuten könnte, erfährst du hier.
CSU verliert an Boden – Markus Söder unter Druck
Das ZDF-Politbarometer vor der Bayern-Landtagswahl dürfte ein Schock für Markus Söder sein. Einen Monat vor der Wahl am 8. Oktober verliert seine CSU deutlich – Aiwanger dagegen erlebt einen Höhenflug. Wäre am Sonntag Landtagswahl, würde die CSU nur noch auf 36 Prozent kommen. Einen ähnlichen Trend sieht auch das Meinungsforschungsinstitut INSA. Hier kommt die CSU noch auf 37 Prozent. Ein Albraum-Szenario für die Christsozialen!
Zur Erinnerung: Schon die 37,2 Prozent vor fünf Jahren waren das schlechteste CSU-Wahlergebnis seit 1950. Nun könnte die Partei weiter absacken.
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Die Flugblatt-Affäre um Hubert Aiwanger sorgt derweil dafür, dass sich die Freien Wähler im Aufwind befinden. Die Partei darf laut ZDF aktuell mit 16 Prozent rechnen, bei INSA sind es 15 Prozent. Bei der Landtagswahl 2018 waren es lediglich 9 Prozent.
Wer Aiwanger will, wählt Freie Wähler
Das würde zwar locker für die Fortsetzung der bürgerlichen Koalition aus CSU und FW reichen – doch die Kräfteverhältnisse würden sich weiter verschieben. Die Rolle von Aiwanger im Bündnis wäre deutlich gestärkt, die CSU schrumpft zu einer normalen Partei und verliert mehr und mehr ihre außergewöhnliche Stellung.
Das Problem für Markus Söder bringt Wahlforscher Thorsten Faas auf den Punkt. Der Politik-Professor schreibt auf X (früher Twitter): „Wer die FW nicht will, kann nicht CSU wählen. Wer die FW will, wählt sie (und auch nicht CSU, die gibts umsonst dazu quasi). Die klare Ansage von Söder treibt die Wähler in alle Richtungen weg von ihm.“
Landtagswahl in Bayern: Gibt es überhaupt eine Alternative zu bürgerlicher Koalition?
Gemeint ist, dass Söder eine Koalition mit den Grünen kategorisch ausschließt. Wer also weiterhin Aiwanger in der Landesregierung haben will, kann gleich dort sein Kreuz machen. Wer dagegen Aiwanger nicht mehr als Minister sehen will, muss die Opposition stärken, selbst wenn er eigentlich eher sonst die CSU wählt. Die Söder-Partei könnte zwischen diesen beiden Polen aufgerieben werden.
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Der Wahlkampf in Bayern dürfte sich in den kommenden Wochen deutlich verschärfen. Markus Söder steht mit dem Rücken zur Wand. Ein Wahlergebnis von 36 Prozent dürfte auch seine Stellung in der Partei in Frage stellen. Die mögliche Kanzlerkandidatur der Union wäre dann sowieso erst recht weg.