Zeit für ein tiefergehendes Gespräch zwischen Hausarzt und Patient? Ist nicht drin für Versicherte von gesetzlichen Krankenkassen! Im Schnelldurchlauf werden die Patienten untersucht – und so wohl auch so mancher Befund getroffen, der nicht genau ist.
Das Gefühl, das viele Versicherte haben, wird nun durch eine Studie belegt.
Krankenkasse: Lange im Wartezimmer, dann nur ein Kurzbesuch im Sprechzimmer
Wie gut ist das deutsche Gesundheitssystem? Durch die Krankenkassen werden die Kosten übernommen und kein Versicherter gerät unter die Räder. Im globalen Maßstab betrachtet, beneiden uns die allermeisten um die flächendeckende und qualifizierte ärztliche Versorgung. Doch gibt es genauso auch zahlreiche Baustellen – und im direkten europäischen Vergleich hinkt das deutsche Gesundheitssystem oft hinterher.
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So auch dabei, wie viel Zeit sich Hausärzte für ihre Patienten nehmen können. Im Schnitt sind es gerade einmal 7,6 Minuten, die man als Patient für die Behandlung und das Gespräch beim Arzt bekommt. Ein ziemlich schmales Zeitfenster. Das haben Forscher der Universität Cambridge nun untersucht. Sie haben auch festgestellt, wie viel Zeit man in anderen Ländern beim Hausarzt hat.
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Ganz andere Betreuung für Patienten in Schweden
Das für Deutschland extrem ernüchternde Ergebnis im europäischen Vergleich: Nur in Österreich, Slowenien, Ungarn und der Türkei geht es eiliger zu. In allen anderen Nachbarländern Deutschland haben die Hausärzte dagegen mehr Zeit. Besonders krass ist der Vergleich zwischen Deutschland und Schweden. Während man hierzulande weniger als acht Minuten im Sprechzimmer kriegt, sind es im den skandinavischen Land im Schnitt 22,5 Minuten! Fast dreimal so viel Zeit für Anamnese und Therapievorschläge – und natürlich auch für einen empathischen Austausch, der vor allem für alleinstehende, ältere Patienten wichtig ist.
In Frankreich, Belgien, Portugal, Schweiz, Finnland und Norwegen nehmen sich die Ärzte über 15 Minuten für die Patienten Zeit. International sind auch die USA mit über 20 Minuten, knapp hinter Schweden, ein Positivbeispiel.
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Doch in Deutschland: Zack, der Nächste bitte! Unter dem Schnelldurchlauf leiden nicht nur die Patienten, weil sie zu schnell durchleuchtet werden und sich oft nicht ernst genommen fühlen, sondern es ist auch ein enormer Stress für die Hausärzte. Die Mediziner haben nicht nur mit dem großen Andrang an Patienten zu kämpfen, sondern müssen sich auch mit der Bürokratie herumschlagen, also den Krankenkassen.
Auch die Wissenschaftler der Universität Cambridge sehen die Befunde kritisch: „Es gibt internationale Unterschiede in der Konsultationsdauer und es ist besorgniserregend, dass ein großer Teil der Weltbevölkerung nur wenige Minuten mit seinem Hausarzt verbringt. Eine so kurze Konsultationsdauer dürfte sich negativ auf die Gesundheitsversorgung der Patienten sowie auf die Arbeitsbelastung und den Stress des Arztes auswirken.“