Viel Ärger um die Kfz-Steuer! Der erste Ampel-Krach ist angebrochen. Es geht um Diesel-Aussagen des neuen designierten Verkehrsministers Volker Wissing (FDP).
Denn der neue Verkehrsminister hat sich am Wochenende kurz nach den Koalitionsverhandlungen nun weit aus dem Fenster gelehnt und allen Dieselfahrern gut zugeredet. Er wolle die Kfz-Steuer für Dieselautos senken. Klar, dass dieser Vorstoß ein Dorn im Auge der Grünen ist.
Kfz-Steuer: Volker Wissing zettelt ersten Ampel-Krach an
Wissing will eine mögliche steuerliche Mehrbelastung für Dieselfahrer verhindern. „Die FDP wird dafür Sorge tragen, dass höhere Energiesteuern auf Dieselkraftstoffe durch geringere Kfz-Steuern ausgeglichen werden“, sagte der FDP-Politiker der „Bild“. Wissing will sich demnach „ebenso dafür einsetzen, dass es bei der Reform der Energiesteuer-Richtlinie nicht zu überbordenden Belastungen für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler kommt“.
Der Liberale habe da nach eigener Aussage die kleinen Unternehmen im Blick, die auf Dieselfahrzeuge noch angewiesen seien. Konkret nannte Wissing Lieferdienste und Handwerker.
Hintergrund ist diese Formulierung im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP: „Mit der Umsetzung der EU-Energiesteuerrichtlinie, die u. a. die steuerliche Angleichung von Dieselkraftstoff und Benzin vorsieht, werden wir die steuerliche Behandlung von Dieselfahrzeugen in der Kfz-Steuer überprüfen.“
Dieselkraftstoff wird derzeit mit 47,04 Cent pro Liter besteuert, Benzin mit 65,45 Cent pro Liter. Dafür ist die Kfz-Steuer für Diesel höher. Allerdings ist die EU-Energiesteuerrichtlinie noch längst nicht beschlossen.
Die Grünen sind empört über den Vorstoß des designierten Verkehrsministers Volker Wissing (FDP) zur Entlastung für Diesel-Fahrzeuge. „Das gibt der Koalitionsvertrag so nicht her“, sagte der Grünen-Verkehrsexperte Stefan Gelbhaar dem „Spiegel“ zur Ankündigung Wissings, die Kfz-Steuer senken zu wollen, um damit höhere Dieselpreise auszugleichen.
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„Der Koalitionsvertrag sieht eine Angleichung der Diesel- an die Benzinkosten vor“, sagte Gelbhaar. Dem habe die FDP zugestimmt, daran werde sich auch Wissing halten müssen, betonte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion. Über eine Neufassung der Kfz-Steuer müsse überdies das Parlament entscheiden. Im Koalitionsvertrag sei lediglich ein Prüfauftrag formuliert.
„Wenn ein Minister gleich mal einsteigt und eine Gesetzesänderung verkündet ohne sich einer Mehrheit zu versichern. Das ist nicht schlau“, sagte Gelbhaar im Interview im ARD Hauptstadtstudio.
Kritik daran kam auch von Wissings künftigem Kabinettskollegen Cem Özdemir sowie von Grünen-Landespolitikern. Auch die SPD ging auf Distanz zu dem Vorstoß.
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Mehr zum Ampel-Koalitionsvertrag:
- Das neue Regierungsprogramm von SPD, Grünen und FDP wurde am 24. November vorgestellt.
- Es trägt die Überschrift: „Mehr Fortschrift wagen. Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“
- Auf 177 Seiten legen die drei Parteien fest, was sie in den kommenden vier Jahren vorhaben und wie sie die Ministerium aufteilen wollen.
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Özdemir, zuletzt Vorsitzender im Verkehrsausschuss des Bundestags, sagte am Sonntag im Deutschlandfunk, es gehe nun nicht darum, den fossilen Verbrenner zu verlängern, sondern ihn zu beenden. „Das steht so in der Koalitionsvereinbarung drin“, sagte der designierte Landwirtschaftsminister.
Er selbst habe für die Grünen das Kapitel Wirtschaft verhandelt. „15 Millionen Elektromobile bis 2030, voll elektrisch, kein Hybrid, das bedeutet, bis 2030 ist das Ende des fossilen Verbrenners besiegelt“, sagte Özdemir. „Das ist der Koalitionsauftrag. Punkt. Ende.“
Kritik an Wissing kam auch vom Sprecher für Bahnpolitik in der Grünen-Bundestagsfraktion, Matthias Gastel. Er schrieb auf Twitter: „Ein zukünftiger Ampel-Verkehrsminister sollte zuvorderst Anwalt für Bahn, Bus und Fahrrad sein – und auf Zukunft alternativer, innovativer Antriebe setzen statt rückwärtsgewandt und zukunftsvergessen auf fossile Kraftstoffe.“
Auch Baden-Württembergs Landesverkehrsminister Winfried Hermann verwies auf den Koalitionsvertrag. Darin stehe „im Zusammenhang mit der Angleichung der Diesel- und Benzinsteuer nur ein Prüfauftrag, aber kein Auftrag, die Kfz-Steuer zu senken“, sagte Hermann der „Welt“. „Der designierte Verkehrsminister sollte sich zuallererst Sorgen machen, wie im Verkehrssektor der CO2-Ausstoß gesenkt werden kann und wie Dieselfahrzeuge durch emissionsfreie Fahrzeuge ersetzt werden können“, riet er Wissing.
Kfz-Steuer: „ein Schlag ins Kontor der Ampel-Regierung“
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende im niedersächsischen Landtag, Julia Willie Hamburg, sagte der Zeitung: „Dass sich der designierte Verkehrsminister bereits als Anwalt der Autos bezeichnet und Dieselpreise sowie Kfz-Steuern für Verbrenner senken möchte, ist ein Schlag ins Kontor der Ampel-Regierung, die noch nicht einmal ihre Arbeit aufgenommen hat.“ Sie fügte hinzu: „Ein solches Agieren ist polarisierend und nicht vereinend.“
Auch die SPD ging auf Distanz. „Der Koalitionsvertrag sieht nicht vor, dass die Steuern auf Dieselkraftstoff erhöht werden“, sagte Fraktionsvize Achim Post der „Welt“. Im Koalitionsvertrag sei lediglich vorgesehen, dass die Kfz-Steuer überprüft wird, falls es Anpassungen bei der EU-Energiesteuerrichtlinie geben sollte. (js mit dpa, afp)