Die FDP und die Grünen haben mittlerweile ihre Ministerinnen und Minister für die Ampel-Koalition benannt, auch wenn es bei den Grünen nicht ohne heftige innerparteiliche Flügelkämpfe über die Bühne ging. Die SPD dagegen will sich Zeit lassen und erst zum Parteitag am 4. Dezember die Karten auf den Tisch legen.
Dabei bedarf es eigentlich dringend einer Antwort, ob Karl Lauterbach das Gesundheitsministerium übernimmt, mitten in der sich immer weiter zuspitzendesten schlimmsten Corona-Welle. Jens Spahn als geschäftsführender Minister auf Abruf macht in diesen Tagen eine so unglückliche Figur, dass sich selbst eine US-Show über ihn lustig machte.
Karl Lauterbach: Wird er Gesundheitsminister? Darum ist die Hängepartie der SPD gefährlich
Der öffentliche Druck auf die SPD, Karl Lauterbach zum Minister zu ernennen, wächst. Doch innerparteilich ist der Rheinländer nicht umstritten, wohl auch wegen seiner TV-Dauerpräsenz. Man zweifelt daran, ob er ministrabel genug ist.
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Corona-Lage in Deutschland (Stand 26. November)
- 7-Tage-Inzidenz: 438,2
- Neue Covid-19-Fälle: 76.414
- Corona-Todesfälle insgesamt: 100.476
- Anteil der vollständig Geimpften: 70,8 Prozent
- Anteil der Booster-Geimpften: 8,8 Prozent
- Hospitalisierungsrate bundesweit: 5,79
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Die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping soll als Alternative im Gespräch sein. Sie bringt aus Sicht der SPD-Führung drei Pluspunkte mit: Sie ist eine Frau (Scholz will das Kabinett paritätisch besetzen), kommt aus dem Osten und ist nicht Lauterbach.
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Hauptstadt-Insider Robin Alexander glaubt, dass die Ampel-Spitze mit Lauterbach als Corona-Gesundheitsminister den Koalitionsfrieden gefährdet sieht: „Er gilt den Ampelchefs als nicht ausreichend steuerbar durch Kanzleramt und Koalitionsausschuss, weil er in der Pandemie radikal an der Gefahrenlage orientiert handeln würde.“
Politische Beobachter erheben gegen die SPD wegen der Minister-Hängepartie indes immer lautere Vorwürfe. So schreibt „Spiegel“-Autor Veit Medick: „Vollkommen unabhängig davon, ob Karl Lauterbach nun Minister wird oder nicht: Dass die SPD die Personalie ganz in Ruhe klären will, ist schon deshalb grotesk, weil der oder die neue Minister/in natürlich ab sofort ins Krisenmanagement eingebunden werden muss.“
Karl Lauterbach als Gesundheitsminister? Corona-Lage droht bis Anfang Dezember weiter außer Kontrolle zu raten
Tatsächlich könnte die Corona-Lage bis zum 4. Dezember noch weitaus dramatischer aussehen als heute. Die Infektionszahlen steigen aktuell ungebremst. Kann es sich die SPD leisten, noch mehr als eine Woche zu warten? Diese Zeitspanne erscheint aus epidemiologischer Perspektive wie eine Ewigkeit. Hinzu kommt die neue Lage durch die möglicherweise weitaus gefährliche Virusvariante B.1.1.529. aus Südafrika.
Im Netz wird seit Tagen schon unter dem Hashtag #wirwollenKarl für Lauterbach als Gesundheitsminister geworben. SZ-Journalistin Teresa Bücker wünscht sich diese Besetzung auch: „Mich persönlich würde das einfach sehr beruhigen und ein Stück Vertrauen zurückgeben, wenn Karl Lauterbach Gesundheitsminister wird und auch einfach heute noch anfangen darf.“ Tausende stimmen ihr auf Twitter zu.
Grüner Fachpolitiker wirbt für Karl Lauterbach als Gesundheitsminister: „Einer der größten Experte“
Nun hat Karl Lauterbach einen weiteren einflussreichen öffentlichen Fürsprecher: Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen wirbt für seinen Kollegen als Minister. Lauterbach zähle „parteiübergreifend zu den größten Experten, die wir in diesem Land haben“, so Dahmen.
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Vielleicht überzeugt das ja den sozialdemokratischen Koalitionspartner bei der Besetzung des Postens?