Auf einmal ist das Elterngeld ein heißes Eisen im politischen Berlin. Nachdem die Ampel nun die staatliche Leistung für Top-Verdiener streichen will, kommt die Union mit einem neuen Vorschlag um die Ecke.
Dabei passierte erstaunlich lange wenig beim Elterngeld. So ist die maximale Höhe von 1.800 Euro monatlich seit der Einführung 2007 nie erhöht worden!
Elterngeld-Vorschlag soll mehr Väter gewinnen
Das planen auch CDU und CSU auch jetzt nicht. Dafür wollen sie immerhin die maximale Elterngeld-Bezugsdauer um zwei Monate verlängern. Bislang können Elternpaare höchstens 14 Monate Basiselterngeld erhalten. Hierzu muss ein Elternteil mindestens zwölf und das andere zwei Monate die Leistung in Anspruch nehmen. Länger ist ein Bezug möglich, wenn man das ElterngeldPlus beantragt – und dann in Teilzeit neben der Kinderbetreuung arbeitet.
Die Union will nun die Bezugsdauer des Basiselterngeldes auf maximal 16 Monate ausweiten. „Wir wollen auch Väter ermutigen, stärker als bisher die Elternzeit zu nutzen“, heißt es in einem CSU-Papier. Entsprechend soll das Modell des Partnerschaftsbonus auf 12+4, also zwei zusätzliche Monate, verlängert werden. Auch die CDU unterstützt den Plan. Die Union rechnet mit Mehrkosten für den Bund von etwa 700 Millionen Euro jährlich.
Experte hat Sorge vor noch mehr Fachkräftemangel
Doch ein Experte spuckt prompt in die Suppe: Ökonom Dr. Holger Schäfer hält nichts von dieser Idee. Der Arbeitsmarkt-Fachmann des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) twittert: „Vielleicht sollten wir angesichts des sich verschärfenden Arbeitskräftemangels langsam mal damit aufhören, ständig neue oder höhere Leistungen für das Wegbleiben vom Arbeitsmarkt auszuloben.“
Die Einschätzungen des IW haben Gewicht in der Union – besonders in Kreisen von Parteichef Friedrich Merz und Generalsekretär Carsten Linnemann. Könnten sie die Reformidee wieder einkassieren?
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Elterngeld-Reform: Hilft die Leistung gegen niedrige Geburtenrate?
Was Wirtschaftsexperte Schäfer offenbar nicht im Blick hat: Deutschland hat immer noch Nachholbedarf bei der Kombination von Beruf und Familie. Bei einer Geburtenrate von nur 1,46 je Frau und angesichts der massiven Herausforderungen, qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben und zu integrieren, ist jede sinnvolle familienpolitische Maßnahme für den deutschen Arbeitsmarkt Gold wert. Aktuell ist die Geburtenziffer auf den niedrigsten Stand seit 2013. Langfristig bedeutet das einen Fachkräftemangel, der ganz neue Dimensionen annehmen würde.