Veröffentlicht inPolitik

Christian Lindner bringt ZDF-Zuschauer gegen sich auf – „Unerträglicher Snob“

„Weltfremd“, „immer nach unten treten“: Christian Lindner bringt mit einem ZDF-Auftritt die Zuschauer gegen sich auf.

Christian Lindner sieht Dinge anders als Grüne und SPD.
u00a9 Thomas Kierok/ZDF/dpa

Lindner: "Der Staat kann nicht überall helfen"

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sieht den im Kabinett beschlossenen Haushaltsentwurf für 2024 als Einstieg in umfassende Konsolidierungsmaßnahmen. Der Haushalt sei "nur der Beginn von Konsolidierungsanstrengungen", die in den nächsten Jahren eine "Daueraufgabe" seien, betonte Lindner in Berlin. Gleichzeitig dämpfte er die Erwartungen an weitere Sonderausgaben: "Der Staat kann nicht überall helfen."

Ein ZDF-Sommerinterview mit Finanzminister Christian Lindner erregt die Gemüter. Als er über die Kindergrundsicherung und den richtigen Weg zur Bekämpfung von Kinderarmut spricht, erfüllt er aus Sicht vieler Zuschauer die FDP-Klischees.

Aus Sicht von Lindner gibt es keine „Verelendung“ im deutschen Sozialstaat. Darum will er langfristige Lösungen, statt schnell und direkt mehr Geld an arme Familie zu geben.

Christian Lindner im ZDF: „Da ist schon viel Geld im Spiel“

Eine fünfköpfige Familie, in der beide Eltern erwerbslos sind, würde „in diesem Jahr gut 37.000, 38.000 Euro vom deutschen Steuerzahler“ bekommen. Aus Sicht von Lindner braucht es daher gezielte Maßnahmen gegen Kinderarmut. Die Ursachen für das Problem sieht er bei der fehlenden Arbeit und fehlenden Sprachkenntnissen der Eltern, zumeist mit Migrationshintergrund.

„Es geht nicht um einen höheren Sozialtransfer, denn da ist schon viel Geld im Spiel, sondern wir müssen jetzt etwas tun, dass die Eltern integriert werden, dass sie in den Arbeitsmarkt kommen“, so der FDP-Chef Lindner. Das Existenzminimum aber sei bereits heute durch die Sozialstaatsleistungen gesichert.

ZDF-Zuschauer sehen rot: „Wie weltfremd kann man bitte sein?“

Die Reaktionen auf den Lindner-Auftritt im ZDF-Sommerinterview fallen deftig aus. „Was für ein unerträglicher Snob! Als wäre Armut nur da, wo keine Arbeit aufgenommen wird“, schreibt eine erboste Zuschauerin. Und weiter: „Von Mindestlohn zu leben oder Alleinerziehende zu sein, Kindergeld vom Unterhaltsvorschuss abgezogen zu bekommen, zu hohe Mieten usw. sind weitere Verursacher von Armut in Familien. Aber woher soll er das wissen…“

Eine andere ZDF-Zuschauerin ist ebenfalls stinksauer auf den Finanzminister: „Wie weltfremd kann man bitte sein? Wenn ich Kinder habe und voll arbeiten soll, brauche ich Kinderbetreuung. Die gibt’s nicht überall, immer noch nicht, und die kostet. Und es gibt Familien, wo beide Eltern arbeiten und das Geld knapp ist. Sowas existiert natürlich in der Blase des Herrn Lindner nicht.“

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

„Immer schön nach unten treten“, empört sich ein weiterer Instagram-Kommentator. Das Armutsnetzwerk e.V. zweifelt zudem die Zahlen an. „Auf 38.000 kann eine fünfköpfige Familie nicht kommen“, so das Netzwerk auf X (früher: Twitter). „Die Regelsätze kommen auf 23.300 bis 23.800 je nach Alter der Kinder.“ Das Armutsnetzwerk unterstellt Christian Lindner, in seine Rechnung „total überteuerte Mieten“ aufgenommen zu haben, die das Jobcenter aber gar nicht zahle.


Auch interessant für dich:


Lindner und Paus einigen sich auf Kindergrundsicherung-Eckpunkte

Mittlerweile haben sich Finanzminister Christian Lindner und Familienministerin Lisa Paus auf ein gemeinsames Konzept zur Kindergrundsicherung geeinigt. Ein Vermittlungsgespräch mit Olaf Scholz im Kanzleramt brachte in der Nacht zum Montag den Durchbruch.