Als es einen ersten Entwurf zum Cannabis-Gesetz gab, konnten Konsumenten aufatmen. Doch das Ganze wird sich wohl noch in die Länge ziehen, damit viele Baustellen behoben sind. Zum Beispiel beim Jugendschutz und der Einführung von Cannabis-Clubs sehen viele noch Luft nach oben.
So auch Erwin Rüddel. Er ist Gesundheitsexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und setzt sich für die Legalisierung ein. Rüddel (67) sprach mit unserer Redaktion auf der International Cannabis Business Conference (ICBC) über das Cannabis-Gesetz. Der CDU-Politiker ist beim Cannabis zwar entspannter, trotzdem läuft besonders die Schwesterpartei CSU gegen die Legalisierung Sturm.
Aktuell steht die Union in den Umfragen vorne. Löst sich dann der Traum von der Legalisierung wieder in Rauch auf, wenn sie an die Macht kommt?
Cannabis-Aus durch CDU?
Redaktion: Herr Rüddel, das Cannabis-Gesetz der Ampel-Regierung wird wohl noch einige Jahre brauchen. Falls die CDU bis dahin den Kanzler 2025 stellt, macht sie dann die Legalisierung wieder rückgängig?
„Meiner Meinung nach sind mit der CDU beim medizinischen Cannabis und beim Legalisierungsprozess weitere Schritte möglich. In der Regierung hätten wir wohl auch eine Partner-Partei, die den Legalisierungsprozess ja schon eingeleitet hat. Wichtig ist, dass dieser Weg auch europäisch akzeptiert wird.“
Viele der CDU-Wähler sind sehr konservativ. Befürchten Sie denn, dass manche von ihnen durch die Legalisierung abspringen?
„Das glaube ich eher nicht. Mittlerweile hat sich das medizinische Cannabis ja gut etabliert. Dadurch hat sich die Bevölkerung mehr mit Cannabis auseinandergesetzt als noch vor 10 Jahren.“
Warum ist eine Legalisierung in Deutschland wichtig?
„Das Zocken an Spielautomaten und das Berauschen durch Alkohol oder Drogen ist anscheinend ein Grundbedürfnis. Meiner Meinung nach sind diese Dinge durch eine Regulierung besser zu gestalten, als sie zu verbieten und auf den Schwarzmarkt zu treiben. Aber der Konsum von Cannabis sollte nicht verharmlost werden. Eine mögliche Freigabe sollte mit Suchtprävention und Beratung verbunden werden.“
Für den Konsum von Cannabis soll es sogenannte „Social Clubs“ geben. Was sollte bei den Clubs beachtet werden?
„Wenn man die Clubs aufmachen sollte, sollten die Voraussetzungen ähnlich sein wie bei medizinischem Cannabis. Um Sicherheit und Qualität zu garantieren, braucht es geschultes Fachpersonal. Auch muss sichergestellt werden, dass der Zugang zu Cannabis für Jugendliche nicht möglich ist.“
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Werden denn auch Sie mal den Cannabis-Clubs einen Besuch abstatten?
„Mit der Frage habe ich mich schon mehrfach auseinandergesetzt. Ich habe bisher keinerlei praktische Erfahrung und kenne die Wirkung nur vom Hörensagen. Aber es beschäftigt mich (lacht).“