Die politische Stimmung in Deutschland wird kurz vor der Europawahl rauer. Das macht sich auch in einer neuesten Studie des deutsch-französischen Fernsehsenders „Arte“ bemerkbar. Die Toleranz gegenüber der Asyl-Politik sinkt drastisch.
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Demnach fordert ein Mammutanteil der EU-Bevölkerung eine sofortige Änderung der Asyl-Politik: Mehr als 70 Prozent der 22.726 Befragten finden, dass zu viele Flüchtlinge aufgenommen werden.
Asyl-Politik: Deutsche Bevölkerung denkt radikaler als der EU-Durchschnitt
Die Erkenntnisse aus Deutschland sind noch eindeutiger: Hierzulande finden 77 Prozent der Befragten, dass Deutschland zu viele Flüchtlinge aufnimmt. Ein deutlicher Fingerzeig in Richtung der Bundesrepublik, die im vergangenen Jahr 351.915 Asylanträge entgegengenommen hat. Laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge kamen die meisten Schutzsuchenden aus Syrien, gefolgt von der Türkei und Afghanistan.
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Im Vergleich zum größten Zustrom der jüngeren Vergangenheit, im Zuge der Flüchtlingskrise 2015/16, ging die Anzahl der gestellten Anträge zwar um 52,8 Prozent zurück, die derzeitigen Sorgen sind dennoch groß. Bundesweit klagen die Kommunen, dass sie an ihre Belastungsgrenzen geraten und ihre Aufnahmekapazitäten längst erschöpft seien. Themen, die die Bevölkerung negativ stimmen, sind unter anderem
- die fehlende Integration
- der wachsende Konkurrenzkampf um knappe Ressourcen, beispielsweise um bezahlbaren Wohnraum
- eine zusätzliche finanzielle Belastung des Sozialsystems
Einer Umfrage von „Ipsos“ zufolge ist die Migration kurz vor der Europawahl das zweitgrößte Sorgenthema der Deutschen (35 Prozent), unmittelbar hinter der anhaltenden Inflation (37 Prozent).
Studie: „Migranten nutzen uns nicht“
Deutschland stellt aber noch nicht den Spitzenwert der Ablehnung dar. Noch mehr Kritik kommt aus Zypern, Irland und Österreich. Am kritischsten sehen die Griechen die Asyl-Strategie, 90 Prozent plädieren für eine Reduktion des Zuzugs. Entsprechend der großen Kritik fordern 85 Prozent der befragten Bürger von der Europäischen Union, mehr Maßnahmen zur Bekämpfung der irregulären Migration zu ergreifen.
Mildere Meinungen kommen unter anderem aus Ungarn und Dänemark. Eine bemerkenswerte Erkenntnis, da die nationalen Regierungen unter Viktor Orbán beziehungsweise Mette Frederiksen eigentlich eine harte Linie gegen die Migration fahren. Beide Länder nehmen jedoch deutlich weniger Flüchtlinge auf, als beispielsweise Deutschland. Entsprechen sind sie mit vermeidlich milderen Herausforderungen konfrontiert. Der Trend, dass sich Bevölkerungen aus migrationskritischen Ländern toleranter gegenüber Flüchtlingen zeigen, spiegelt sich jedoch in der gesamten Studie wider.
Erstaunlich ist zudem die kritische Haltung gegenüber den zuziehenden Migranten. Nur 39 Prozent der Europäer sind der Meinung, dass Europa von der Einwanderung profitiert. Angesichts des flächendeckenden Fachkräftemangels und der voranschreitenden Demografie auf dem europäischen Arbeitsmarkt eine bittere Erkenntnis.