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Offenburg als nächstes Drama – nimmt die Gewalt an deutschen Schulen zu?

Erst Hamburg, dann Offenburg. Nimmt die Gewalt an deutschen Schulen zu? Der Lehrerverband NRW gibt Antwort.

Polizeiabsperrung, Klassenzimmer
© imago images/IlluPics

Besorgte Mutter spricht über die Amok-Lage an Hamburger Schule

In Hamburg sorgen Bewaffnete in einer Schule für einen Großeinsatz. "Moin.de" ist vor Ort und sprach mit einer besorgten Mutter.

Offenburg und Hamburg – an diesen Orten hat sich zuletzt Schreckliches in Schulen zugetragen. Am Donnerstag (9. November) wurde ein Junge von einem Mitschüler in den Kopf geschossen. Wenig später starb er im Krankenhaus. Am Mittwoch (8. November) gab es gleich an zwei Schulen Bedrohungssituationen, mitunter zwei Jugendliche mit Schusswaffen, die sich in einem Klassenzimmer verbarrikadiert und eine Lehrerin bedroht hatten.

+++ Offenburg: Schüsse an Schule! Junge stirbt nach Kopfschuss – 15-Jähriger festgenommen +++

Nimmt die Gewalt an deutschen Schulen tatsächlich zu oder fühlt es sich anhand der jüngsten Vorkommnisse in Offenburg und Hamburg nur so an? Diese Frage haben wir dem Lehrerverband NRW gestellt und eine erschütternd eindeutige Antwort erhalten.

Nach Offenburg: Gewalt an Schulen wächst

Andreas Bartsch, Präsident des Lehrerverbandes NRW, hatte bereits Anfang des Jahres nach einem ähnlichen Vorfall in Ibbenbüren gewarnt: „Wir haben es aktuell mit einem wachsenden Gewaltpotenzial an Schulen zu tun“ (>> wir berichteten). Und daran hätte sich auch ein knappes Jahr später nichts geändert, wenn sei es nur noch extremer geworden.

+++ Hamburg: Amok-Alarm in zwei Schulen! Lehrerin mit Schusswaffe bedroht – vier Schüler festgenommen +++

„Die Hemmschwellen sind gesunken“, erkennt Bartsch nach wie vor. „Was früher auf dem Schulhof eine Rauferei war, ist heute eine Situation, die eskaliert und mit Verletzungen einhergeht. Es herrscht eine gewisse Aggressivität untereinander. Das Aggressivitätspotenzial ist höher als in den letzten Jahren. Das kann man mit Sicherheit sagen.“

Offenburg: Experte zu Gründen der steigenden Gewaltbereitschaft

Der Verbandspräsident sieht, dass der Zunahme der Gewalt an Schulen gleich mehrere Gründe zu Füßen liegen: ein gesamtgesellschaftliches Problem mit Respekt, Toleranz und Akzeptanz anderer Meinungen, Defizite in den Familien und fehlende Aufarbeitung von aktuellen Geschehnissen und Medienkonsum.

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„Das wird alles unreflektiert schon von kleinen Kindern aufgenommen. Bei jemandem, der (noch) nicht den Bildungshintergrund hat, wird das Bild immer ein Stück zur Wahrheit“, meint Bartsch. Gleiches gelte auch für die aktuelle Kriegssituation im Nahen Osten und in der Ukraine. Diese Themen müssten in der Schule gemeinsam aufgearbeitet werden. Entsprechende Unterrichtsmaterialien habe er den Schulen in NRW bereits zur Verfügung gestellt.

Defizite innerhalb der Familien könnten Schulen hingegen „nur begrenzt“ auffangen. Ein fehlendes Vorbild in der Familie, das dem Kind eine klare Orientierung gebe, sei hier maßgeblich.

Gewalt an Schulen – Auswirkung eines gesamtgesellschaftlichen Problems

Zu guter Letzt würden sich Einzelfälle wie in Offenburg, Hamburg und Ibbenbüren immer wieder auf einer Entwicklung zurückführen lassen, die sich in der gesamten Gesellschaft verhärte. „Dass wir im Umgang miteinander Defizite haben“, falle Bartsch immer mehr auf. Werte wie Respekt, Toleranz und Akzeptanz seien innerhalb der Gesellschaft immer weniger vorhanden. „Da hat sich in den letzten Jahren vieles verändert und auch verschlechtert.“


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Bartschs Antwort darauf: Bildung und Aufklärung. Es brauche offene Gespräche, das Aufstellen eines Verhaltenskodex im Klassenzimmer und an Schulen, um den Umgang miteinander zu verändern. „Demokratie- und Werteerziehung muss jeden Tag neu gelebt werden. Wir müssen uns dem Thema stellen, damit unsere Gesellschaft nicht auseinanderfällt.“

Genaue Statistiken zu Gewalt an Schulen werden von der Polizei nicht geführt. Es gibt jedoch für NRW zumindest ein paar Randzahlen, die bereits verdächtig hoch sind. Mehr dazu erfährst du >>hier in unserem Artikel.