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Dortmund: Mutter flieht vor Ukraine-Krieg – jetzt bangt sie um ihren kämpfenden Mann

Dortmund: Mutter flieht vor Ukraine-Krieg – jetzt bangt sie um ihren kämpfenden Mann

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Mütter und Kinder in Kiew fliehen in den Untergrund

Dortmund: Mutter flieht vor Ukraine-Krieg – jetzt bangt sie um ihren kämpfenden Mann

Mütter und Kinder in Kiew fliehen in den Untergrund

Viele Mütter in Kiew sind mit ihren Kindern in die U-Bahnhöfe der ukrainischen Hauptstadt geflüchtet, um sicher vor russischen Angriffen zu sein. Männer sieht man dort kaum, viele haben sich den Kämpfen angeschlossen.

Immer mehr Menschen fliehen aus der Ukraine – darunter oft Mütter mit ihren Kindern. Mittlerweile sind auch in Dortmund die ersten Familien angekommen.

Über die Bürgerinitiative „Schnelle Hilfe für die Ukraine“ hat eine junge Mutter in Dortmund eine Wohnung vermittelt bekommen. Wir durften mit ihr über ihr Leben in der Ukraine nach Kriegsbeginn und ihre Flucht sprechen.

Dortmund: Von der Ukraine ins Ruhrgebiet – Schwestern fliehen vor dem Krieg

Rita ist 31 Jahre und hat drei kleine Kinder – alle Jungs. Zusammen mit ihren zwei Halbschwestern lebt sie seit einigen Tagen in einer Wohnung in Dortmund-Aplerbeck. Hier ist für sie alles fremd, sie war in der ukrainischen Stadt Winnyzja zuhause. Die Stadt liegt etwa 250 Kilometer südwestlich von Kiew. Seit sechs Tagen ist sie nun in Deutschland.

Die junge Mutter ist zusammen mit ihren Kindern, ihrer Halbschwester Sofia (30) und deren Sohn geflohen. Ihre Halbschwester Julia (16) ist allein nach Deutschland gekommen. Die Wohnung der Frauen befindet sich in einem Mehrfamilienhaus. Hin und wieder hört man von draußen die Stimmen kleiner Kinder. Sie sind es auch, die die Tür öffnen. Neugierig stehen sie auf der Schwelle der 65 Quadratmeter großen Wohnung. Die Wohnung ist hell und einladend und auch schon eingerichtet. Möbel, Decken, Handtücher und Kleidung: Die Spenden wurden über die Dortmunder Bürgerinitiative gesammelt.

Dortmund: Die Halbschwestern Sofia, Julia und Rita in ihrer neuen Wohnung (von links nach rechts).
Dortmund: Die Halbschwestern Sofia, Julia und Rita in ihrer neuen Wohnung (von links nach rechts).
Foto: Julia Dolinsky

Eugene und seine Frau Anna sind vor Ort, um zu übersetzen. Rita, Sofia und Julia sind Eugenes Nichten – das Ehepaar stand seit Kriegsbeginn mit den Frauen in Kontakt.

Dortmund: „Alle drei Stunden Luftalarm“ – nur das Badezimmer bot Schutz

Den Kindern ist kaum anzusehen, dass eine Flucht hinter ihnen liegt. Sie toben durch die Wohnung, spielen mit dem gespendeten Spielzeug. Für ihre Kinder hat Rita immer ein Lächeln übrig, doch man sieht ihr an, dass ihr die Flucht zugesetzt hat. Mit traurigem Blick erzählt sie von der Lage in der Ukraine in den Tagen vor ihrer Abreise. Lange hat sie mit dem Gedanken gehadert, ob sie überhaupt fliehen soll. Als der Krieg ausbrach, war sie sich noch sicher, dass sie mit ihren Kindern bleiben würde. „Alle drei Stunden gab es Luftalarm“, berichtet Rita. Nicht weit von Winnyzja wurde ein Munitionslager gesprengt.

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Mehr zum Ukraine-Krieg:

  • Der Überfall der Ukraine startete am 24. Februar 2022.
  • Die Kampfhandlungen begannen aber bereits 2014 zwischen prorussischen Separatisten in den Gebieten Donezk und Luganks und der ukrainischen Armee.
  • Ebenfalls 2014 annektierte Russland die Halbinsel Krim.
  • Auf Seiten Russlands beteiligt sich Belarus am Krieg.
  • Die Ukraine wird mit Waffenlieferungen von NATO-Staaten unterstützt.

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Von 19 Uhr bis 9 Uhr galt eine Sperrstunde, niemand durfte auf die Straße. Obwohl der Bevölkerung geraten wurde, sich bei einem Alarm im Keller zu verstecken, merkte Rita schnell, dass das mit ihren Kindern nicht möglich war. Stattdessen blieben sie angezogen, um auch nachts im Badezimmer in ihrer Wohnung im siebten Stock Schutz suchen zu können. „Die Menschen sind in Massen ausgereist“, erinnert sich Rita. Es war unmöglich, an einen Platz in einem der Evakuierungszüge zu kommen. Zwei Züge fuhren täglich im Schutz der Dunkelheit und mit ausgeschaltetem Licht an die ukrainisch-polnische Grenze im Westen. Selbst Handys mussten ausgeschaltet bleiben.

++ Mehr über die aktuelle Lage im Ukraine-Blog hier im Blog ++

Dortmund: Schmerzhafte Entscheidung – nicht „wie ein Pflaster abreißbar“

Von Winnyzja bis nach Krakau (Polen) fuhren Rita, Sofia und die Kinder mit einem Bus. In Polen bekamen sie das Angebot, in einem Minivan nach Braunschweig mitzufahren. Erst dann ging es nach Dortmund. Bei dem Gedanken daran, dass sie ihren Mann und ihre Heimat zurücklassen musste, kommen Rita die Tränen.

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Weitere Nachrichten zum Ukraine-Krieg:

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„Wie ein Pflaster abreißbar“ war die Entscheidung für sie nicht. Da ihr Mann Vater von drei Kindern ist, hätte er einen Antrag zur Ausreise stellen können. Doch am Ende musste alles schnell gehen. Jetzt kämpft er gegen Russland. Auch der Vater der drei Schwestern blieb zurück: Als Arzt kümmert er sich in einem Krankenhaus um Verletzte und Verwundete. Rita erzählt, dass sie trotz allem „patriotische Hoffnung“ hat. Sie hätte nie damit gerechnet, dass die Menschen in der Ukraine so zusammenhalten, wie sie es seit Beginn des Krieges tun. Es ist der Gedanke, dass das Land Putin doch noch „die Stirn bieten“ könne, der ihr Halt gibt.

Über die Webseite der Bürgerinitiative kann jeder helfen. Es wird dringend Wohnraum für Geflüchtete benötigt. Vermieter können ihren Wohnraum bei der Initiative melden und für Geflüchtete zur Verfügung stellen. Über die Stadt kann der Wohnraum nach offizieller Registrierung der Geflüchteten angemeldet werden – Vermieter erhalten dann ihre Miete über das zuständige Sozialamt. Auch Sachspenden oder Helfer zum Einrichten der Wohnungen können über die Webseite angemeldet werden.