Knapp 45 Millionen Briefe transportiert die Deutsche Post durchschnittlich pro Werktag, im vergangenen Jahr waren es insgesamt mehr als 14 Milliarden Sendungen. Doch jetzt sind bei der Deutschen Post tiefgreifende Überlegungen im Gange. Kommt für Millionen Bürger der Zweite-Klasse-Brief?
Der Versand von Paketen und Päckchen hat in den vergangenen Jahren – erst recht während der Corona-Pandemie – einen regelrechten Boom erlebt. Immer mehr Waren werden über den Versandhandel gekauft. Zeitgleich nimmt die Anzahl der Briefe kontinuierlich ab – auch wenn sie immer noch sehr hoch ist, deutlich höher als in anderen Ländern. Daher plant das Bundeswirtschaftsministerium eine Reform des Postgesetzes. Doch so wie es aktuell aussieht, könnten die Verbraucher dadurch Nachteile haben. Kritiker fürchten eine verstecke Preiserhöhung.
Deutsche Post: „Herabstufung des Standardbriefes zu einem Zweite-Klasse-Brief“
„Bei der Modernisierung des Postgesetzes dürfen Verbraucherinteressen nicht außer Acht gelassen werden”, betont Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Der Experte fordert: „Es ist zu befürchten, dass die Herabstufung des Standardbriefes zu einem Zweite-Klasse-Brief einer Preiserhöhung durch die Hintertür gleichkäme. Statt über die Einführung eines Zweite-Klasse-Briefs zu diskutieren, sollte weiterhin eine erstklassige Versorgung von Verbrauchern mit Postdienstleistungen sichergestellt werden.“
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Zweite-Klasse-Brief? Preiserhöhung durch die Hintertür? Was ist damit gemeint? Ein Standard-Brief (bis zu 20 Gramm inklusive Umschlag) kostet aktuell bei der Deutschen Post 85 Cent Porto. Per Gesetz ist die Post dazu verpflichtet, im Jahresdurchschnitt 80 Prozent dieser Briefe am nächsten Werktag beim Empfänger zuzustellen. Der Begriff Zweite-Klasse-Brief meint nun, dass die Post künftig weiterhin 85 Cent verlangt, aber den Brief erst mehrere Tage später zustellt. Im Klartext: Weniger Service-Leistung für den gleichen Preis. Wer weiterhin eine schnellere Zustellung wünscht, muss dann mehr bezahlen.
Deutsche Post: Längere Zustellung hätte Auswirkungen auf Klimaschutz
Dagegen wehren sich die Verbraucherzentralen NRW und Thüringen in einer gemeinsamen Stellungnahme. Um es klar zu sagen: Die Verbraucherschützer haben nichts dagegen, dass die Zustellzeit moderat, also um einen Tag, verlängert wird. Die Post könnte dann Briefe sammeln, effizienter durch das Bundesgebiet transportieren und gebündelt zustellen. Das wäre förderlich für den Klimaschutz, weil dann weniger Lastwagen und Flugzeuge unterwegs sein müssten.
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Was die Verbraucherschützer aber rigoros ablehnen, ist ein Zwei-Klassen-System. Es dürfe nicht passieren, so Wolfgang Schuldzinski, „dass schnelle und langsame Zustellungen für Standardbriefe mit unterschiedlichem Preisniveau zugelassen werden.“ Alle Verbraucher hätten Anspruch auf eine gleich gute Versorgung.
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Das gelte im Übrigen auch mit Blick auf die Digitalisierung bei der Post. Schuldzinski: „Die Ausweitung der Digitalisierung dürfe nicht dazu führen, dass Menschen von Angeboten ausgeschlossen werden, weil beispielsweise die technischen Voraussetzungen in ländlichen Regionen nicht in ausreichendem Maße gegeben sind oder sie mit dem Fortschritt der digitalen Welt nicht Schritt halten können. Post-Filialen dürften „nicht ersatzlos zugunsten digitaler Alternativen ersetzen werden.“