Es dauerte keine zehn Minuten, da war die Dienstagsausgabe von Markus Lanz bereits auf Betriebstemperatur angekommen. Es sollte um die Messerattacke von Mannheim gehen. Dazu hatte der ZDF-Talker den Integrationsexperten Ahmad Mansour, den CDU-Politiker Thorsten Frei, den Migrationsforscher Gerald Knaus, sowie taz-Journalistin Anna Lehmann eingeladen.
Und die sollte schon mit ihrem Eingangsstatement eine hitzige Debatte auslösen. Was ihr im Kopf vorgehe, wollte Markus Lanz wissen. „Erst einmal Bestürzung, auch Fassungslosigkeit. Wenn ich diese Bilder im Netz sehe, auch der Gedanke, wie konnte dieser Einsatz so dilettantisch verlaufen? Wieso musste dieser junge Polizist sterben?“, so Lehmann.
Markus Lanz über das Attentat von Mannheim
Die Debatte, die daraus entwachse, also der Ruf nach konsequenterem, vielleicht auch schnellerem Abschieben, gehe ihr zu schnell. Viel mehr möge man darüber nachdenken, was bei diesem Einsatz schiefgelaufen sei, aber auch was passiert sein muss, dass sich der Täter so radikalisierte.
„Was ist zu welchem Zeitpunkt passiert, dass dieser Mann, der als unbescholten galt, der sogar mal als Musterbeispiel für gelungene Integration galt, dass der so eine Tat begangen hat“, fragte Lehmann und stellte gleich eine zweite Frage hinterher: „Wie kann man sowas verhindern? Wie kann man verhindern, dass Menschen, die hier in Deutschland leben, sich radikalisieren? Und das ist ehrlich gesagt vorgeschaltet vor der Frage: Wie kann man sie möglichst schnell wieder loswerden beziehungsweise wie kommen sie erst gar nicht ins Land?“
Aussagen, die vor allem CDU-Politiker Thorsten Frei übel aufstießen, die aber auch Integrationsexperte Ahmad Mansour kritisierte. Wobei dieser besonders die These, dass der Attentäter von Mannheim als „Musterbeispiel für gelungene Integration“ galt, infrage stellte. Woher sie denn wisse, dass er gut integriert sei, wollte er von Anna Lehmann wissen.
„Vielleicht ist das aber unser Grundfehler in der Betrachtung von Integration“
„Das ist nicht meine Meinung, das ist das, was ich gelesen habe. Ich bin auf dem gleichen, dünnen Wissensstand wie sie. (…) Er war integriert, er hat sich nichts zu Schulden kommen lassen, er hat gearbeitet, er hat hier geheiratet, er hat Kinder gehabt“, so die Journalistin.
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„Vielleicht ist das aber unser Grundfehler in der Betrachtung von Integration“, erwiderte Mansour, „vielleicht war auch Mohammed Atta in Hamburg, der Attentäter vom 11. September, hier in Hamburg super integriert. Er hat studiert, er hat die Sprache gelernt, er hat auch keine Straftaten begangen, und wir dachten, das ist Integration.“
Ihm begegne diese Rechnung immer wieder, dass Integration Sprache plus Arbeit minus Kriminalität sei. Das sei aber zu wenig: „Weil wir nicht schauen, dass die Leute auch emotional ankommen, dass unsere Grundwerte auch verinnerlicht und akzeptiert, und als Chance betrachtet werden.“ Islamisten würden nicht mehr dadurch auffallen, indem sie „bestimmte problematische Moscheen besuchen“, „sie radikalisieren sich in sozialen Medien und handeln im Namen dieser Ideologie später“, so Mansour deutlich.