Die Jobcenter-Leistung Hartz 4 steht immer wieder in der Kritik. Und auch die Empfänger von Hartz 4 sehen sich immer wieder Vorurteilen ausgesetzt. Einer davon: Sie würden zu viel Geld bekommen. Aktuell liegt der Regelsatz für erwachsene Bezieher von Hartz 4 bei 446 Euro. 2022 sollen sie jedoch mehr Geld bekommen.
Doch angesichts der steigenden Inflation dürften viele Hartz-4-Empfänger die geplante Erhöhung der Leistungen als zu mickrig, vielleicht sogar als unverschämt empfinden. Erste Reaktionen deuten bereits darauf hin.
Hartz 4: Regelsatz wird erhöht – aber „lächerlich gering“
Wie zuerst das Nachrichtenportal „The Pioneer“ berichtete, sollen die Hartz-4-Sätze für die rund 5,4 Millionen Empfänger der Grundsicherung ab Anfang 2022 angehoben werden.
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Arbeitslosengeld II: Drei Euro mehr Hartz 4
Demnach würde ein Alleinstehender drei Euro mehr Hartz 4 bekommen. Von 446 Euro würde es rauf gehen auf 449 Euro. Der Satz der Grundsicherung für Partner und Ehegatten soll ebenfalls um 3 Euro steigen, auf dann 404 Euro.
Auch drei Euro mehr würden Kinder zwischen 14 und 17 Jahren erhalten (376 Euro). Lediglich um zwei Euro soll der Satz für Kinder zwischen 6-13 bzw. 0-5 Jahre erhöht werden, auf dann 311 bzw. 285 Euro.
Für arbeitslose 18-24-Jährige, die noch bei den Eltern leben, steigt der Regelsatz auf 360 Euro – drei Euro mehr.
Insgesamt rechnet der Staat laut „The Pioneer“ mit zusätzlichen Ausgaben in Höhe von 190 Millionen Euro jährlich.
Heftige Reaktionen auf Hartz-4-Erhöhung um drei Euro: „Blanker Hohn“
Die ersten Reaktionen auf die geplante geringe Erhöhung der Regelsätze fallen heftig aus. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer vom Paritätischen Wohlfahrtverband spricht von einer „armutspolitischen Bankrotterklärung“.
Die Regelsatz-Erhöhung um zwei Euro für Kinder unter 14 und drei Euro für Jugendliche und Erwachsene kritisiert der Paritätische Wohlfahrtsverband als „blanken Hohn“, viel zu niedrig und bitter für alle Betroffenen. Faktisch gleiche die „lächerlich geringe“ Anpassung von weniger als einem Prozent nicht einmal die Inflation aus. Das komme einer Kürzung gleich, findet der Verband.
„Es ist nicht zu fassen, dass die Bundesregierung die Armen wieder einmal im Regen stehen lässt. Es war bereits seit Monaten absehbar, dass sich die Grundsicherungsleistungen zu Beginn nächsten Jahres noch weiter vom tatsächlichen Bedarf der Menschen entfernen, wenn bei dem im Gesetz verankerten Fortschreibungsmechanismus nicht nachjustiert wird“, kritisiert Ulrich Schneider.
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Die bekannte Hartz-4-Kritikerin Inge Hannemann, ist genauso empört. Auf Twitter schreibt die Autorin: „Wenn es nicht so traurig und erbärmlich wäre: ‚Aller guten Dinge sind 3‘. 3 Euro mehr! Lasst es euch auf der Zunge zergehen: 3 Euro mehr.“
Erhöhung der Regelsätze von Hartz 4: Inflation lag im Juli 2021 bei 3,8 Prozent
Dass der Regelsatz der Grundsicherung fortwährend und regelmäßig angepasst wird, ist gesetztlich geregelt. Zu 70 Prozent fließt dabei die Entwicklung bestimmter Preise ein, zu 30 Prozent die Lohnentwicklung.
Derweil lag die Inflation in Deutschland zuletzt im Juli bei hohen 3,8 Prozent. Bundesbankpräsident Jens Weidmann rechnet damit, dass sich die Inflationsrate zum Jahresende sogar in Richtung fünf Prozent bewegen könnte, berichtete der Deutschlandfunk im Juli.
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