Es ist angerichtet. Die Weihnachtsmarkt-Saison in NRW hat begonnen. Eine willkommene Abwechslung für alle, die ein wenig Ablenkung in schweren Zeiten benötigen. Sorgen gibt es dieser Tage genug. Krieg im Nahen Osten, in der Ukraine und aufgeheizte Stimmung auf den Straßen. Unbeschwerte Zeiten sehen anders aus.
Umso erstaunlicher, dass viele Besucher der Sicherheitslage auf Weihnachtsmärkten bislang eher wenig Beachtung geschenkt hatten, wie diese Stimmen vom Dortmunder Weihnachtsmarkt zeigen >>> Eine Verkäuferin zeigte sich gar überrascht von den Anti-Terror-Maßnahmen auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt (mehr dazu hier). Am Mittwoch wurde die Bedrohung plötzlich real, als die Kunde von einem geplanten Terror-Anschlag auf den Leverkusener Weihnachtsmarkt die Runde machte (alle Details hier). Dabei hatten Experten bereits gewarnt.
Terror-Angst auf Weihnachtsmärkten in NRW
Der Konflikt im Nahen Osten birgt auch bei uns extreme Sprengkraft. Das hatte Herbert Reul erst in der vergangenen Woche betont. Der NRW-Innenminister sprach von einer abstrakten Gefahr islamistischen Terrors in den vergangenen Jahren, die sich durch den Konflikt nun erhöht habe. „Dass die Gefahr größer ist, wenn es auf der Straße eine hohe Emotionalisierung gibt, ist auch klar“, so Herbert Reul. In diesem Zusammenhang erscheinen auch die Aussagen von Abdul Chahin bei „Anne Will“ in anderem Licht.
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Der Duisburger Comedian mit palästinensischen Wurzeln warnte davor, dass der israelische Militär-Einsatz zur Zerschlagung der Terror-Gruppe Hamas in Gaza dramatische Nebeneffekte haben könnte. Denn die Zivilbevölkerung leide extrem. „Der Punkt wird hier viel zu klein dargestellt, das man eine neue Generation an Leuten in der Welt und vor allem in Gaza hat, die sagen: Ey, ich geh‘ militant an die Sache ran. Märtyrertod, Milizen und wat weiß ich wat!“, so der Ruhrpott-Mann.
Abdul Chahin fordert Dialog
Im Gespräch mit DER WESTEN erklärte Abdul Chahin, warum es seiner Ansicht nach in der aktuellen Krisen-Situation wenig Möglichkeiten gebe, aufgebrachte Menschen auch hierzulande zu beruhigen. Der Duisburger, der seit Jahren antisemitische Bildungsarbeit in der muslimischen Community leistet, weiß allerdings auch, wann und wie wieder ein Dialog zustanden kommen kann (mehr dazu hier >>>).
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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat derweil einen anderen Fokus: „Wir sind in den letzten Wochen so konsequent gegen die islamistische Szene vorgegangen, weil wir die veränderte Bedrohungslage genau im Blick haben.“ Dem Bundeskriminalamt sei es zu verdanken, dass inzwischen etwa 170 Kanäle oder Inhalte allein auf dem Netzwerk Telegram entfernt wurden, „mit denen widerwärtige antisemitische und islamistische Propaganda verbreitet wurde“, sagte Faeser. Der Tipp zu den Jugendlichen, die den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Leverkusen geplant haben sollen, kam allerdings von einem ausländischen Geheimdienst.