Die Verbraucherschützer von Foodwatch kritisieren Hipp: Der Instant-Tee des Babynahrungsherstellers bestehe fast ausschließlich aus Zucker. Das passe „ganz und gar nicht zu den so offensiv vorgetragenen Verantwortungsbekundungen des Unternehmenschefs“, heißt es von Foodwatch.
Berlin.
Die Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch wirft dem Baby- und
Kindernahrungshersteller Hipp Irreführung bei der
Vermarktung von Instant-Tees vor. Hipp bewerbe die
Tees als Durstlöscher für Kinder ab dem zwölften Lebensmonat und stelle sie in
einem Ratgeber auf eine Stufe mit Mineralwasser, erklärte Foodwatch am Mittwoch.
Tatsächlich enthalte eine Tasse fertigen Tees jedoch umgerechnet rund
zweieinhalb Stück Würfelzucker, weil er aus Zuckergranulat bestehe, das mit
Tee-Extrakt versetzt sei.
Als Durstlöscher für Kinder empfehlen Experten vor allem Wasser, als
Alternative ungesüßte Tees oder stark verdünne Saftschorlen. Der vom
Bundesernährungsministerium geförderte aid Infodienst stufe die Instant-Tees als
Süßigkeit ein, die nur selten und in geringen Mengen verzehrt werden sollten,
warnte Foodwatch. „Gezuckerte Tees sind so überflüssig wie ein fünftes Rad am
Kinderwagen“, erklärte Anne Markwardt von der Verbraucherorganisation.
Hipp-Produkt besteht bis zu 96 Prozent aus Zucker
Je nach Geschmacksrichtung – „Früchte“, „Waldfrüchte“ oder
„Apfel-Melisse“ – bestehe das reine, noch nicht mit Wasser vermischte Granulat
zu 94 bis 96 Prozent aus verschiedenen Zuckerarten. Dies gehe auch aus den
Nährwertangaben auf den Teepackungen hervor. Würden die Angaben des Herstellers
zur Zubereitung befolgt, enthielten 200 Milliliter Tee 7,6 Gramm Zucker.
In der Werbung verbürge sich Unternehmenschef Claus Hipp „mit seinem Namen“ dafür, „gesunde“ und
„kindgerechte“ Lebensmittel herzustellen, und bekenne sich zur „großen
Verantwortung“ als Hersteller von Babynahrung. Die Instant-Tees auf
Zuckergranulat-Basis bezeichne Hipp als
„erfrischende und aromatische Durstlöscher“, die schon ab dem zwölften
Lebensmonat getrunken werden könnten, kritisierte Foodwatch. Bis vor kurzem
seien sie sogar schon ab dem achten Lebensmonat empfohlen worden.
Hipp spielt mit seiner Glaubwürdigkeit
Hipps Werbestrategie stehe nicht nur im Gegensatz zu allen gängigen
Empfehlungen für Kinderernährung, sie passe auch „ganz und gar nicht zu den so
offensiv vorgetragenen Verantwortungsbekundungen des Unternehmenschefs“,
kritisierte Markwardt. Schließlich genieße das Unternehmen bei vielen Eltern
eine hohe Glaubwürdigkeit.
Das Unternehmen ging in einer Stellungnahme auf die Kritik ein und
erklärte, es biete für das Flaschenalter, also für das erste Lebensjahr, nur
zahnschonende Tees ohne Zuckerzusatz an. In dieser Zeit sei das Risiko von
Zahnschäden durch Dauernuckeln hoch. Instant-Tees würden dagegen erst ab dem
Kleinkindalter angeboten, „wenn Getränke aus der Tasse getrunken werden und das
Risiko für Dauernuckeln entsprechend niedrig ist“. Im Vergleich zu Saftschorlen
hätten die Tees sogar einen geringeren Zuckergehalt, erklärte Hipp.
Foodwatch startete am Mittwoch im Internet eine Beschwerdeaktion. Die
Organisation wendet sich mit ihrer Kampagne abgespeist.de gegen irreführende
Werbepraktiken von Lebensmittel-Herstellern. Dazu stellt die Organisation auf
ihrer Internetseite regelmäßig Produkte vor, die ihrer Ansicht nach nicht das
halten, was sie versprechen. (afp)