New York/Essen.
Ein bisschen besonders ist es schon noch, Millionär zu sein. Doch so richtig exklusiv ist der Club nicht mehr – 13,8 Millionen Millionäre gibt es mittlerweile weltweit. Allein im vergangenen Jahr sind mehr als eine Million Menschen hinzugekommen, deren Geldbesitz – in US-Dollar gerechnet – siebenstellig geworden ist. Das zumindest will die Boston Consulting Group gezählt haben. In ihrer jährlichen Studie „Global Wealth“ erfasst die Unternehmensberatung Privatvermögen aus Konten, Aktien, Anleihen und Bargeld, nicht aber Immobilien.
Dass die Zahl der Reichen wächst und ihr Vermögen mit, ist keine neue Erkenntnis. Allein im Riesenreich China steigen jedes Jahr Hunderttausende Neureiche in den Club der Dollar-Millionäre auf. Etwas überraschender ist da schon der Reichen-Zuwachs in Europa, das unter einer hartnäckigen Schulden- und Wirtschaftskrise leidet. Selbst im Süden Europas, dessen Wirtschaft schrumpft und schrumpft, sind 2012 die Privatvermögen gestiegen. Im europaweiten Durchschnitt wuchsen die Guthaben um 5,2 Prozent auf 35,8 Billionen Dollar. Das sind umgerechnet 27,7 Billionen Euro.
5,2 Billionen Euro davon liegen in Deutschland, einem der wenigen EU-Länder, die halbwegs heil durch die Krise kommen. Das schlägt sich auch in der Millionärs-Statistik nieder – 2012 wuchs deren Zahl um überdurchschnittliche neun Prozent auf 362 000. So viele verfügen hierzulande über mindestens eine Million Dollar, was derzeit rund 775 000 Euro entspricht. Mehr Millionäre in Europa gibt es nur in Großbritannien (509 000) und der Schweiz (395 000). Weltweit rangiert Deutschland auf Platz sieben.
Deutschland auf Rang sieben
Nach wie vor mit Abstand die meisten Reichen gibt es aber in den Vereinigten Staaten (USA) – 5,9 Millionen sind es dort. Mit großem Abstand folgen Japan (1,5 Millionen) und China (1,3 Millionen). In China ist die Millionärszahl aber um für westliche Länder unerreichbare 20 Prozent binnen zwölf Monaten gestiegen.
Warum in Europa die Privatvermögen unvermindert wachsen, obwohl doch die Wirtschaft im alten Kontinent lahmt? „Das kommt vor allem durch die gut laufenden Aktienmärkte“, sagte Daniel Kessler, einer der Autoren der Studie von Boston Consulting, bei der Vorstellung in New York. Die Wohlhabenden hätten in Europa kräftiger zugelegt als der Mittelstand.
Im weltweiten Vergleich ist die Millionärsdichte in Europa und gerade in Deutschland aber längst nicht so hoch, wie die absoluten Zahlen es erscheinen lassen. Gemessen an allen Haushalten beträgt der Anteil der Millionäre in Deutschland 0,9 Prozent. Zu ihnen gehört also knapp jeder hundertste Haushalt. In den USA hat dagegen jeder 20. eine Million Dollar in Reserve, in der Schweiz sogar jeder neunte und im ölreichen Emirat Katar jeder siebte. Dafür leben in Deutschland vergleichsweise viele Superreiche: 680 Haushalte besitzen hierzulande ein Vermögen von mehr als 100 Millionen Dollar.
Die größte Geldvermehrung findet ohnedies im Fernen Osten statt – in der Asien-Pazifik-Region mit dem Schwergewicht China. Laut Prognose von Boston Consulting wird die Boomregion bis 2017 selbst Nordamerika in Sachen Vermögen überholt haben.