Veröffentlicht inWirtschaft

Wie ein Tanzlehrer den Opelkonzern retten will

Wie ein Tanzlehrer den Opelkonzern retten will

0023789661-0053605842.JPG
Foto: AP

Essen. Dirk Werkmeister hat einen Traum: Der angeschlagene Autobauer Opel wird gerettet, Retter sind die Deutschen. Zwei Modelle schweben Werkmeister vor: Genussscheine oder Aktien. „Opel soll leben!“, schreibt der Kasseler auf seiner Internet-Seite.

„Warum eigentlich“, fragt sich Dirk Werkmeister, „haben sie bei einer Suche nach einem Investor für Opel nicht die Bevölkerung gefragt?“ Geärgert hat sich der Leiter einer Tanzschule darüber in all den Monaten der Sanierungsversuche und er hat die Initiative ergriffen. In der Hoffnung: Die Deutschen werden es schon wuppen.

Zwei Alternativen stellt Werkmeister auf seiner Internet-Seite opelkauf.de vor. Modell zwei wäre die Rückumwandlung von Opel in eine Aktiengesellschaft, die Investoren erwerben Aktien und profitieren von den Dividenden. Modell eins aber ist sein persönlicher Favorit, es ginge so: Ein Interessent zahlt pauschal 10.000 Euro für einen sogenannten Genussschein. Dafür erhält er bei künftigen Käufen eines Autos der Marke Opel einen Rabatt von 40 Prozent. Die Summe ist flexibel, Interessenten könnten auch mehrere Scheine erwerben. Selbst der Eingangsbetrag von 10.000 Euro ist noch nicht fix, sondern nur ein erster Schätzwert Werkmeisters, den die Gesamtrechnung fasziniert: GM wolle mindestens 500 Millionen Euro für Opel, 50.000 Investoren bräuchte es seinen Plänen nach für diese Summe. 200.000 Investoren sorgten schon für 2 Milliarden Euro Kapital. 80 Millionen Menschen leben in Deutschland. 22 ernsthafte Interessenten hat Werkmeister bislang zusammen. Der Kampf um die Rettung von Opel hat gerade erst begonnen.

Ziel: vier- bis fünfstelliger Bereich an Interessenten

Ein Hoffnungsschimmer: Die 22 würden teils auch mehr zahlen als die veranschlagten 10.000 Euro. Bei weiteren potentiellen Investoren würde sich das wohl ähnlich darstellen, hofft Werkmeister: „Wenn wir in den vier- bis fünfstelligen Bereich kommen, wäre das schon ausreichend.“

Werkmeisters Vater war Werksangestellter bei Volkswagen. Er selbst fährt einen 14 Jahre alten Golf Kombi. „Seit Ewigkeiten“ parkten Audis oder VWs bei Werkmeisters vor der Türe. Warum Opel? Für Werkmeister ist das Unternehmen in der deutschen Autoindustrie „neben VW der zweite Konzern auf der Höhe der Zeit. Opel muss in der Form, wie es jetzt ist, gehalten werden und darf nicht zur verlängerten Werkbank von Fiat werden.“

Vom Konzern kam kein Feedback

Bislang steht Werkmeister mit seiner Aktion noch relativ alleine da – nicht nur, was die Summe „seiner“ Investoren betrifft. Er hat sich an die Mitarbeiter bei Opel gewandt, die für solche Unterstützer-Aktionen zuständig sind: „Ich habe auf den Anrufbeantworter gesprochen. Da tat sich nichts.“ Er wandte sich an die Gewerkschaften, die Betriebsräte: „Kein Kontakt.“ Die Opel-Vereine, die Automobil-Clubs: nichts.

Werkmeister aber glaubt an seine Idee. Es gibt Menschen, die haben opelkauf.de für einen Jux gehalten, die fragten Werkmeister: „Meinen Sie das ernst?“ Er meint es ernst: „Das ist realisierbar.“ Während in Berlin die Großen über Opel verhandeln, macht sich der Kleine in Kassel Mut: „In dieser und in der nächsten Woche haben wir noch gut Zeit.“ Selbst kombinierte Lösungen mit dem Interessenten Magna kann sich Werkmeister vorstellen. Nur wenn Fiat den Zuschlag erhält, „dann ist das Ganze ad absurdum geführt“. Die Italiener wollen Opel komplett übernehmen.

Stellen sollen erhalten bleiben

Klar, dass in Werkmeisters Plänen Stellenabbau und Werkschließungen keine Rolle spielen. Eher wären für ihn bei einer erfolgreichen Rettung weitere Zukäufe in Europa, Australien, den USA und Russland vorstellbar. Nach der Umsetzung seiner Pläne. „Die Wünsche und die Vorstellungen sind da. Ob sie sich umsetzen lassen, kommt auch auf die Mitstreiter an.“ Werkmeister bleibt weiter auf der Suche.