An Rhein und Ruhr.
Zack, zack, zack: Drei Eier aufschlagen, das Gelbe vom glibberigen Eiweiß trennen und dann den Stabmixer mit der Schlagscheibe hinein, um für die Baisers oder die Grillage-Torte Eischnee herzustellen. Doch nach 30 Sekunden macht’s „plöpp“ und der Stabmixer stellt den Betrieb ein. Nein, kaputt ist er nicht. Er braucht nur eine Pause. Der Motor ist zu heiß geworden, die „KB-Zeit“ ist erreicht. KB steht für „Kurzbelastung“. Kennt kaum einer, aber viele machen die Erfahrung: die elektrische Mühle, der Föhn, der Mixer: Sie können nur den kurzen Sprint, für die Langstrecke fehlt ihnen die Puste. Mit dem unschönen Ergebnis, dass der Eischnee zusammengefallen ist, ehe der Stabmixer sich wieder erholt hat.
„Zu kleine Motoren für längere, hohe Belastung“, das ist nach Auffassung von Stephan Scheuer vom TÜV Rheinland der Hauptgrund für die kurzen KB-Zeiten, die vor allem bei so genannten Handgeräten in der Küche immer wieder für Ärger beim Verbraucher sorgen. „Das sind Geräte des täglichen Bedarfs, da ärgert man sich besonders über einen Fehlkauf“, weiß er.
Bei Mixern und Mühlen ist die Gefahr des Ärgers besonders groß: Denn in den immer zierlicher werdenden Geräten, die oft besonders leicht gebaut werden, haben die Motoren erstens nur wenig Platz und zweitens gibt es wenig Raum für Kühlung. Größere und schwerere Küchenmaschinen sind in aller Regel mit entsprechend leistungsstarken Motoren ausgestattet, denn da fällt der Motor im Wortsinne nicht so ins Gewicht. Besonders ärgerlich beim Gerätekauf: „Diese Kurzbelastungszeit muss lediglich in der Bedienungsanleitung angegeben sein“, so Scheuer.
Wer also ein neues Küchengerät kauft und auf Nummer Sicher gehen will, muss sich tatsächlich im Laden die Mühe machen und die Gebrauchsanleitung nach dieser Zeitangabe durchforsten. Beim Internetkauf ist der Kunde völlig chancenlos, wenn der Hersteller die Anleitung nicht als Textdokument zur Verfügung stellt. Und mal ehrlich: Wer bitteschön liest die Gebrauchsanleitung für einen Stabmixer?
Deswegen macht sich der TÜV Rheinland dafür stark, dass diese Kurzbelastungszeit künftig zumindest auf der Verpackung angegeben wird, damit der Kunde sich schnell einen Überblick verschaffen kann, welche Betriebsdauern das Gerät liefert. Denn die Orientierung nach namhaften Herstellern oder hochpreisigen Geräten nutzt nur bedingt. Zwar kann man bei Küchengeräten, so Scheuer, „in der Regel davon ausgehen, dass hochpreisige Geräte einer bestimmten Marke die üblichen Betriebsdauern erreichen, aber gerade im mittleren Preissegment ist es schwierig, generelle Aussagen zu machen. Seine Empfehlung: Mixer und Mühlen sollten schon anderthalb bis zwei Minuten durchhalten, das reicht für Eischnee und steife Sahne. Bei Mühlen ist es kniffliger: „Viele Mühlen sind auch eher für Kräuter und weichere Substanzen gedacht, wenn da dann Nüsse gemahlen werden, wird’s schwierig.“
Profi-Geräte fressen viel Stromund haben kürzere Garantien
Bei Küchengeräten, so wie es bei Heimwerkergeräten oft möglich ist, auf Profi-Geräte auszuweichen, hält Scheuer für problematisch. Anders als bei Stichsäge, Akkuschrauber und Co, wo der engagierte Hobbybastler bei vielen Geräten in die Profi-Linie wechseln kann, sind die Gastronomiegeräte oftmals nur für wesentlich größere Mengen geeignet, hätten zudem vielfach einen deutlich höheren Energiebedarf.
Zudem sei die Versorgung mit Ersatzteilen für Endverbraucher schwierig. „Und die Gewährleistung ist bei gewerblichen Geräten oft deutlich kürzer. Wo der Kunde im Einzelhandel zwei oder sogar drei Jahre Garantie bekommt, gelten für gewerbliche Geräte oft nur Fristen von sechs Monaten“, warnt er. Knifflige Wahl: Lange Betriebszeit oder lange Garantie…