Verbraucher müssen im Ruhrgebiet deutlich mehr für Trinkwasser zahlen, als in anderen Regionen. Essen ist gar die „teuerste Wasserstadt Deutschlands“.
Essen.
Das Preisvergleichsportal „billiger.de“ hat die Wasserpreise von 122 deutschen Städten miteinander verglichen. Das Ergebnis: Verbraucher müssen im Ruhrgebiet deutlich mehr für Trinkwasser bezahlen, als in anderen Regionen.
So bezahlt ein Essener Single mit einem täglichen Durchschnittsverbrauch von 122 Litern 315 Euro im Jahr. In Berlin kommen Singles nur auf 98 Euro, der bundesweite Durchschnitt liegt bei 167 Euro. Damit gilt Essen laut Studie als „teuerste Wasserstadt Deutschlands“.
Versorger: Schwierige Aufbereitung
Sogar in New York – eigentlich eine der teuersten Städte der Welt – stehen bei gleichem Verbrauch nur 54 Euro auf der Rechnung. Zwar seien die einzelnen Länder nur bedingt vergleichbar, dennoch zeige die Stichprobe, dass Wasser in Deutschland mit am teuersten sei, heißt es.
Der Versorger erklären die hohen Kosten mit der schwierigen Aufbereitung. „Unser Trinkwasser stammt aus kontaminiertem Ruhrwasser“, sagt Gelsenwasser-Sprecher Felix Wirtz. Nutzbares Grundwasser gebe es im Ruhrgebiet nicht, die Aufbereitung koste Geld. „In München läuft das Trinkwasser direkt aus dem Berg, wir haben das hier nicht.“ Zudem habe das Ruhrgebiet mit dem Rückgang der Wassermenge zu tun.
Kritik an der Preisgestaltung kann Gelsenwasser nicht nachvollziehen
Auch die Preisunterschiede innerhalb des Reviers erklären der Sprecher des großen Trinkwasserversorgers wie auch die Essener Stadtwerke mit den unterschiedlichen regionalen Begebenheiten. Kritik an der Preisgestaltung könne er nicht nachvollziehen: „Gelsenwasser bestimmt den Wasserpreis nicht selbst“, sagt Felix Wirtz.
Jährlich erstelle ein unabhängiger Gutachter die Kostenstruktur. Über eine Preisveränderung entscheidet ein Schiedsgericht, in dem Vertreter der versorgten Kommunen mit am Tisch sitzen. „Der jetzige Preis wurde 2013 festgelegt, seitdem ist er stabil.“
Steuerzahlerbund ruft nach Kartellamt
Kritik am Preisvergleich der Internetplattform kommt auch vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft. „Die Wasserpreise in Deutschland sind unterschiedlich hoch, da es die Wasserversorger mit regional sehr verschiedenen Strukturen zu tun haben, die nicht oder nur teilweise beeinflussbar sind“, heißt es.
Folge dieser Strukturen vor Ort seien unterschiedliche Kosten, „die wiederum zu deutlichen und gerechtfertigten Preisunterschieden führen können“, sagte Hauptgeschäftsführer Martin Weyand. Ein oberflächlicher Preisvergleich sei falsch.
Der Bund der Steuerzahler in NRW fordert dennoch die Landeskartellbehörde auf, die Wasserpreise endlich genauer unter die Lupe zu nehmen. Außerdem solle der Landtag das Kommunalabgabengesetz ändern, damit Versorger nicht mit überhöhten kalkulatorischen Zinsen die Preise nach oben treiben könnten.