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Was tun, wenn der Traumberuf zum Alptraum wird

Was tun, wenn der Traumberuf zum Alptraum wird

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Foto: ddp

Essen. 

Viele Lehrlinge sind mit ihrer Ausbildung unzufrieden. Jeder Fünfte bricht sogar ab. DerWesten gibt Tipps, wie man seinen Traumberuf findet und was man tun sollte, wenn es in der Lehre nicht klappt.

Der Chef oder Ausbilder nervt. Der Job ist genau das Gegenteil von dem, was man sich vorgestellt hat. Die Leistungen in der Berufsschule reichen nicht. Jeder fünfte Auszubildende wirft die Lehre hin, bevor sie beendet ist. Der häufigste Grund sind Konflikte mit dem Chef oder dem Ausbilder. Für viele hält zudem der künftige Beruf nicht das, was man sich zuvor erträumt hat. Wie unzufrieden Azubis sind, zeigt aktuell der Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

DerWesten gibt deshalb zusammen mit Ausbildungsexperten der IHK Essen Tipps, wie man seinen Traumberuf findet und was man tun sollte, wenn es in der Lehre nicht klappt:

Ich bin zwar mit meiner Berufswahl glücklich, aber die Ausbildung im Betrieb ist schlecht. Was mache ich?

Das Schlimmste wäre, die Situation so zu akzeptieren. Denn die Gefahr besteht, dass die Unzufriedenheit wächst und die Motivation abnimmt. Das kann auch kein Chef wollen. Hans Michaelsen, Geschäftsführer Berufsbildung bei der IHK Essen, rät deshalb, zuerst mit dem Geschäftsführer oder dem Ausbilder zu sprechen. Ändert sich nichts oder traut man sich nicht selbst, die Probleme anzusprechen, kann man sich auch an die Ausbildungsberater der Kammern wenden. Diese versuchen dann zu vermitteln. In 95 Prozent der Fälle, so Michaelsen, klappt das.

Muss ich als Azubis Überstunden und ausbildungsfremde Arbeiten dulden?

Ausbildungsfremde Leistungen müssen zwar nicht akzeptiert werden. Allerdings: „Wenn es im Rahmen bleibt, sollte man sich nicht dagegen sperren“, meint Michaelsen. Gleiches gilt für Überstunden. Auch hier sollte man sich flexibel zeigen. Allerdings müssen die vergütet oder mit Freizeit ausgeglichen werden. Hält sich der Chef nicht daran, sollte man zuerst das Gespräch suchen oder sich an die Kammer wenden.

Der Ausbildungsberuf ist doch nichts für mich. Durchziehen oder besser Abbrechen?

Es kommt darauf an, meint Michaelsen. Wer kurz vor Ende der Lehre steht, sollte nicht mehr abbrechen. Schließlich hat man dann zumindest einen Abschluss und kann sich danach neu orientieren. Wer schon frühzeitig merkt, die Berufswahl war falsch, sollte besser abbrechen. Lehrlinge haben nach ihrer Probezeit vier Wochen Kündigungsfrist. Allerdings sollte man sich schon überlegen, welchen Beruf man dann möchte. Wer keine Idee hat, kann bei der Berufsberatung der örtlichen Arbeitsagentur auch eine Art Eignungstest machen. Auch die Ausbildungsberater bei der IHK oder Handwerkskammer helfen weiter. Oft gibt es auch noch nach Beginn des Ausbildungsjahres viele freie Lehrstellen, die nachbesetzt werden.

Praxis, Praxis Praxis!

Meine Leistungen in der Berufsschule sind so schlecht, dass ich befürchten muss, die Prüfung nicht zu schaffen.

Zuerst sollte man zum Berufsschullehrer gehen, und mit ihm die Situation besprechen. Auch die Eltern und der Lehrbetrieb sollten in die Gespräche eingebunden werden. Wer Nachhilfe braucht, kann zur Arbeitsagentur gehen. Sie bietet so genannte ausbildungsbegleitende Hilfen an. Eine weitere Möglichkeit könnte auch sein, die Ausbildungszeit zu verlängern.

Wie finde ich überhaupt heraus, was mein Traumberuf ist?

Praxis, Praxis und noch mal Praxis. Wer sich schon während der Schulzeit um Praktika bemüht, ist klar im Vorteil. Die vorgeschriebenen zwei Wochen in der 9. Klasse reichen oft nicht aus, um festzustellen, ob der Beruf zu einem passt, weiß Sabine Keller, Ausbildungsstellenvermittlerin bei der IHK Essen. Außerdem sollte man sich dabei nicht auf einen Beruf versteifen, sondern in mehrere Jobs, die man sich vorstellen kann, hineinschnuppern.

Wenn ich einen Ausbildungsbetrieb gefunden habe, sollte ich den Vertrag blind unterschreiben?

Viele Fragen kann man schon im Vorstellungsgespräch klären. Doch ob die künftigen Kollegen nett sind und man in das Team passt, kann man nur im Praxistest herausfinden. Deshalb rät Sabine Keller, vorher in dem Betrieb ein Praktikum zu machen. Viele Unternehmen bieten dies ohnehin schon vor Vertragsabschluss an. Das hilft beiden Seiten zu testen, ob man miteinander „kann“. Daraus folgt natürlich, dass man möglichst mehrere „Pferde im Rennen“ also noch andere Angebote haben sollte – in der momentanen Ausbildungssituation sicher nicht leicht. Deshalb sollte man auch frühzeitig mit der Lehrstellensuche beginnen – etwa ein Jahr vorher.

Weitere Informationen gibt es auf folgenden Seiten:

Die Ausbildungsseite der IHK Essen

Die Handwerkskammern

Zum Talentcheck der Arbeitsagenturen

Weitere Informationen und Links gibt´ auch beim NRW-Arbeitsministerium

Einen Überblick über Berufe und Informationen liefert auch das Portal Azubot