Peter Erb ist Chef von neun Karstadt-Filialen – unter anderem in Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen und Mülheim. Ein Interview über seine Pläne.
Dortmund.
Peter Erb, Filialgeschäftsführer von Karstadt in Dortmund, ist neuerdings auch für die Warenhäuser in Bochum, Bottrop, Duisburg, Essen, Mülheim, Münster, Iserlohn und Recklinghausen verantwortlich. In unserem Interview berichtet Erb, wie die Sanierung im Unternehmen läuft.
Herr Erb, bislang waren Sie als Filialleiter lediglich für Karstadt in Dortmund zuständig. Nun sind Sie zusätzlich auch an den Standorten Bochum, Bottrop, Essen, Duisburg, Mülheim, Münster, Iserlohn und Recklinghausen verantwortlich. Wie wollen Sie da nah genug an den Kunden sein?
Peter Erb: Wir organisieren uns so, dass wir durch weniger Verwaltung im Unternehmen mehr Kundennähe erreichen. Bislang gab es bei Karstadt oberhalb der Filialgeschäftsführer Verkaufsleiter, die sogar für 17 bis 20 Standorte zuständig waren. Diese Führungsebene entfällt nun. Als Verbundleiter bin ich für neun Filialen verantwortlich, zugleich bleiben die Geschäftsführer in den Filialen. So werden wir schneller und effizienter – auch in der Kommunikation mit der Essener Konzernzentrale.
Wer hält den Kopf hin, wenn in einer Filiale etwas schief läuft – der Geschäftsführer vor Ort oder Sie?
Erb: Als Verbundleiter trage ich die Verantwortung für die Entwicklung vor Ort. Aber ich sehe mein Verhältnis zu den Filialgeschäftsführern als ein kollegiales. Ich bleibe ja selbst auch Filialgeschäftsführer hier in Dortmund.
Karstadt soll Größenvorteile nutzen
Können Sie auch über die Sortimente bestimmen und regionale Besonderheiten berücksichtigen?
Erb: Der Einkauf erfolgt zentral durch das Service-Center in Essen, denn wir müssen unsere Größenvorteile natürlich nutzen. Aber wir haben jetzt eine engere Verzahnung zwischen Einkauf und Vertrieb realisiert. Hinzu kommt: Je nach Region passen wir die Sortimente an. Bettwäsche in Norddeutschland lässt sich z.B. mit Segelschiffen erfolgreich verkaufen. Im Süden sind es eher alpenländische Motive wie der Enzian, und in Dortmund läuft natürlich schwarz-gelbe Bettwäsche gut.
Nicht nur auf der Führungsebene, sondern auch in der Belegschaft soll es eine neue Organisationsstruktur geben. Künftig will Karstadt zwischen Verkauf, Kasse und Warenservice unterscheiden – eine Drei-Klassen-Gesellschaft?
Erb: Aber nein. In Zukunft bilden wir Teams, die sich auf die unterschiedlichen Aufgaben konzentrieren. So wollen wir erreichen, dass das Verkaufspersonal mehr Aufmerksamkeit für unsere Kunden hat. Diese Idee ist übrigens nicht am Reißbrett entwickelt worden, sondern ein in der Praxis erprobtes Modell. Wir haben in Dortmund zum Beispiel auch vorher in ähnlicher Form gearbeitet.
Geht es nicht auch darum, für die Mitarbeiter, die Waren in die Regale räumen, niedrigere Löhne zu zahlen, da die Tarifverträge im Einzelhandel dies zulassen?
Erb: Es wird keine Zwangsabgruppierungen von Mitarbeitern geben. Im Übrigen haben sich einige Mitarbeiter schon freiwillig gemeldet, weil sie gerne in die Warenserviceteams wechseln wollen.
Ist weiterer Personalabbau in den Filialen der Region geplant?
Erb: Nein. An den Standorten, die erhalten bleiben, sind die Programme abgeschlossen. In Dortmund zum Beispiel zählen wir noch rund 200 Vollzeitstellen. Bei Berücksichtigung von Teilzeitjobs sind das etwa 320 Beschäftigte. An den neun Standorten, für die ich verantwortlich bin, sind es insgesamt rund 1100 Vollzeitstellen.
Die Filialen in Bottrop und Recklinghausen sollen im kommenden Jahr schließen. War das wirklich unvermeidlich?
Erb: Auch mir tun die Schließungen weh. Aber wir müssen uns der Realität stellen. In Recklinghausen hat uns ein großes Einkaufszentrum in unmittelbarer Nachbarschaft sehr geschadet, in Bottrop ist es das Centro in Oberhausen, die geplante Ikea-Ansiedlung und ein weiteres Center in der Innenstadt. Beide Städte tun sich in Sachen Demografie und Bevölkerungsentwicklung sehr schwer.
Karstadt-Filiale in Bottrop soll noch einige Monate geöffnet bleiben
Gibt es schon genaue Pläne dafür, wie die Schließungen organisiert werden?
Erb: Wir haben bei den zurückliegenden Schließungen in Hamburg-Billstedt und Stuttgart Erfahrungen gesammelt, auf die wir zurückgreifen können. Ich gehe davon aus, dass der Betrieb in Bottrop und Recklinghausen noch einige Monate lang ganz normal laufen wird, auch im Weihnachtsgeschäft. Danach werden wir uns stückweise von einzelnen Sortimenten trennen, bis es einen Ausverkauf geben wird.
Was wird aus den Beschäftigten in Bottrop und Recklinghausen? Können sie sich Hoffnung auf Ersatzarbeitsplätze in Nachbarfilialen machen?
Erb: Ich möchte keine übertriebenen Erwartungen wecken. Im Einzelfall kann es solche Lösungen geben, aller Voraussicht nach aber nicht für eine Vielzahl der Beschäftigten.
Wie wollen Sie angesichts der harten Sanierung Aufbruchstimmung verbreiten?
Erb: Wir bauen das Unternehmen um – und das im laufenden Betrieb. Ich habe in den 30 Jahren, die ich mittlerweile bei Karstadt bin, noch nie zuvor erlebt, dass so viel auf den Prüfstand gestellt und dann konsequent angepackt wird. Wir warten nicht ab, sondern wir handeln. Und wir sehen erste Erfolge in den Büchern. Abgesehen von den zwei Filialen, die geschlossen werden, schreiben wir an allen Standorten, für die ich verantwortlich bin, schwarze Zahlen.
Dass es nicht zu einem Zusammenschluss mit Kaufhof kommt, wird in der Branche auch als Rückschlag für Karstadt bewertet. Nun muss es Karstadt alleine schaffen.
Erb: Über die Deutsche Warenhaus AG wird schon seit Jahren gesprochen, ohne dass sie Wirklichkeit geworden wäre. Mich beeindruckt das nicht. Wir hier in Dortmund messen uns zum Beispiel mit den jeweils Besten der jeweiligen Disziplin und haben überhaupt keine Angst vor Wettbewerb. Wir konzentrieren uns vor Ort auf das, was wir selbst beeinflussen können – und machen unsere Arbeit.