Früher war die Antwort eindeutig: Kohle. Heute ist das Image des Ruhrgebiets vielfältiger. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Umfrage. Doch noch immer prägt der Bergbau den Ruf des Reviers.
Essen.
Die Kohle hat das Image des Ruhrgebiets geprägt. Nach wie vor spielt der Bergbau eine entscheidende Rolle, wenn es um den Ruf der Revierstädte geht. Allerdings rücken andere Themen zunehmend in den Vordergrund – die Industrie zum Beispiel, die Kultur, aber auch die Umweltverschmutzung. So lauten die Ergebnisse einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag des Initiativkreises Ruhr (IR).
Forsa-Chef Manfred Güllner stellte die Studie vor – bei der Vollversammlung des einflussreichen Unternehmensnetzwerks, zu dem 68 Firmen der Region gehören. Bereits zum zweiten Mal hat Forsa erforscht, welchen Ruf das Ruhrgebiet in Deutschland hat. Vor vier Jahren untersuchten die Berliner Meinungsforscher schon einmal, was den Menschen einfällt, wenn sie an das Revier denken. Nun veröffentlichte das Institut eine Neuauflage der Umfrage – mit bemerkenswerten Veränderungen.
Kohle wird immer noch am häufigsten erwähnt
Vor vier Jahren hat spontan mehr als jeder zweite Befragte (53 Prozent) die Kohle genannt, wenn es um das Ruhrgebiet ging. Inzwischen ist es noch jeder dritte Bundesbürger (34 Prozent). Wohlgemerkt: Trotz des starken Rückgangs um 19 Prozentpunkte wird die Kohle damit immer noch am häufigsten erwähnt. In der Forsa-Studie heißt es allerdings auch: „An Subventionen der Revierkohle denkt 2012 niemand mehr; 2008 waren es noch zwei Prozent.“
Das Kulturhauptstadtjahr 2010 hat das Image des Ruhrgebiets offensichtlich verändert. Vor vier Jahren kam gerade einmal zwei Prozent der Menschen in Deutschland die Kultur in den Sinn, wenn sie befragt wurden, was ihnen zum Ruhrgebiet einfalle. Mittlerweile sind es immerhin zehn Prozent. Häufig genannt werden nun auch Schlagworte wie „Industrie“ (17 Prozent), „hohe Bevölkerungsdichte“ (15 Prozent) und „Umweltverschmutzung“ (elf Prozent). Für die repräsentative Studie hat das Institut Forsa im vergangenen Februar 1500 Menschen befragt.
„Das Image des Ruhrgebiets ist vielfältiger geworden“
„Das Image des Ruhrgebiets ist vielfältiger geworden. Es ist nicht mehr dominiert durch einen Begriff wie die Kohle“, sagte Forsa-Chef Güllner. „Und die Sicht von außen auf das Ruhrgebiet ist freundlicher und besser, als man das im Revier erwartet.“ Der Studie zufolge haben 43 Prozent der Deutschen, die nicht im Ruhrgebiet leben, ein positives Bild von der Ruhr-Region. Nur neun Prozent der Menschen haben ein negatives Bild vom Revier. Die restlichen Befragten sehen das Ruhrgebiet „neutral“ oder reagierten unentschieden. Viele Bürger aus der Ruhr-Region hätten eine derart positive Einschätzung nicht erwartet. Nur 35 Prozent der Menschen im Revier glauben, dass die Deutschen positiv auf das Ruhrgebiet blicken.
„Wir wollen Konsequenzen ziehen“, kommentierte Initiativkreis-Ruhr-Moderator Bodo Hombach die Ergebnisse der Studie. Sein Fazit lautet: „Events bewirken etwas.“ Hombach nannte eine Reihe von Projekten, die den Ruf des Ruhrgebiets prägen sollen – darunter das Öko-Stadtumbauprojekt „Innovation City“ in Bottrop und den „IT-Gipfel“, der in diesem Jahr erstmals in Essen stattfinden wird.
Kongresse und Gipfel geplant
Für Anfang September plant der IR einen Logistik-Kongress. „Starke Logistik ist ein Erfolgsfaktor für das Ruhrgebiet“, betonte Erich Staake, der Co-Moderator des Initiativkreises. Außerdem soll es im Dezember eine Neuauflage des Ruhr-Symposiums „Der Phönix fliegt“ geben. Gast des Initiativkreises war am Wochenende Kanzleramtschef Ronald Pofalla, der die wirtschaftliche Bedeutung des Ruhrgebiets für NRW herausstellte. Insbesondere durch den IT-Gipfel und das Projekt „Innovation City“ ergebe sich für das Revier die Chance, „als Zukunftsregion“ in Erscheinung zu treten, sagte Pofalla.