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Warum Zalando lokale Händler umwirbt

Warum Zalando lokale Händler umwirbt

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Foto: Ricarda Spiegel
Gründer Robert Gentz erklärt im Interview, wie Handy-Apps den Modehandel verändern. Auch Geschäften vor Ort will Zalando als Plattform dienen

Berlin. 

Nur Schuhe, Hosen und Jacken zu verkaufen, reicht Europas größtem Onlinemodehändler nicht mehr. Zalando wandelt sich zum Technologieunternehmen. Gründer und Vorstandsmitglied Robert Gentz erklärt im Gespräch mit Björn Hartmann die Strategie.

Herr Gentz, Zalando hat gerade in Helsinki ein neues Entwicklungszentrum eröffnet. Was macht das neue Team dort?

Robert Gentz: Sie werden vor allem mobile Anwendungen entwickeln. Das ganze Ökosystem um Helsinki herum ist wegen Nokia sehr „mobil“ orientiert.

Das ist auch der Teil, der bei Ihnen stark wächst?

Gentz: Der Teil, der uns gerade am meisten beschäftigt. 80 Prozent der Zeit, die Menschen auf ihren Smartphones verbringen, verbringen sie innerhalb von Apps. Wie sieht eine App für den Modebereich aus, die die beste Konsumentenerfahrung bringt? Das ist eine der größten Aufgaben, die wir in Helsinki lösen wollen.

Das müssen Sie erklären.

Gentz: Erst einmal geht es um die grundsätzliche Frage: Welche Probleme gibt es im Modehandel, die man mit einer eigenständigen mobilen Entwicklung lösen kann? Wenn ich am PC sitze, nutze ich einen Browser und sehe ganz lange Katalogreihen. Ich suche und komme irgendwann zum Produkt. Wenn ich über das Mobiltelefon gehe, bin ich in einer völlig anderen Nutzungssituation und es gibt viele weitere Möglichkeiten. Der Nutzer teilt seinen Standort über die GPS-Funktion mit, er nutzt Spracherkennung, und auch eine Kamera ist im Gerät eingebaut. Andererseits ist der Bildschirm nicht geeignet, um ellenlange Katalogseiten zu durchsuchen.

Es gibt eine Foto-App von Zalando. Ich fotografiere eine Person, weil mir die Jacke gefällt, die App zeigt mir im besten Fall an, welche Jacke das ist und wie ich sie bestellen kann. Was ist da noch möglich?

Gentz: Visuelle Erkennung steckt noch in einer sehr frühen Phase. Das ist zur Zeit auch nicht unbedingt die wichtigste Anwendung. Aber nehmen Sie das Thema Standortanbindung, das ist einer der großen Bereiche, in die wir stark investieren. Das Smartphone gibt dem Konsumenten die Chance, sich Ware dorthin liefern zu lassen, wo er gerade ist, und nicht dorthin, wo er wohnt. So etwas geht nur über mobile Anwendungen. Dadurch wird sich auch die Liefergeschwindigkeit enorm erhöhen.

Sie planen die Zustellung binnen 30 Minuten.

Gentz: Die schnellste Zustellung bisher haben wir binnen viereinhalb Stunden geschafft.

Wie geht das?

Gentz: Zurzeit testen wir das „Same Day Delivery“-Angebot in Berlin und Köln. Der Kunde bestellt, wir stellen fest, dass die Ware in dem lokalen Logistikcenter vorrätig ist. Für Berlin ist das Brieselang. Dann überraschen wir den Kunden mit einem kostenlosen Upgrade, er bekommt gegen 16 Uhr eine Nachricht und wir stellen am Abend zwischen sieben und neun Uhr zu. Das ist aber nur der erste Schritt. Der zweite Schritt wäre, Ware aus angebundenen lokalen Geschäften für unsere Kunden verfügbar zu machen. Dann lassen sich Sachen auch binnen einer halben Stunde zustellen. Das ist natürlich immer noch sehr sportlich.

Sie öffnen das enge Zalando-System also?

Gentz: Genau. Markenartikler oder Händler, die über Online nachdenken, haben ein grundsätzliches Problem: Baue ich das selbst teuer auf und warte es oder nutze ich bereits bestehende Angebote und stelle mir da aus den Diensten, die permanent weiterentwickelt werden, zusammen, was am besten für mich passt. Und solch eine Plattform wollen wir bei Zalando für den gesamten Modehandel, die gesamte Modeindustrie, entwickeln.

Es gibt auch eine Zalando-Entwicklung in Dortmund. Warum gibt es den Standort?

Gentz: Wir hatten einen sehr talentierten Entwickler, der unbedingt nach Dortmund zurückwollte, den wir aber nicht verlieren wollten. Der hat dort ein eigenes Team aufgebaut, das sehr viele interne Tools für uns baut, sich aber auch um Bezahlfunktionen kümmert.