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Warum Blumen Risse auf Computer in den Filialen verzichtet

Warum Blumen Risse auf Computer in den Filialen verzichtet

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Foto: Volker Hartmann/WAZ FotoPool
Die 37-jährige Tina Risse-Stock führt eine der größten deutschen Pflanzenhandelsketten. Offen spricht sie über ihre Pläne für den Familienbetrieb – und erläutert, warum sie ihre Läden ganz bewusst nur mit Telefonen, nicht aber mit Computern oder Faxgeräten ausstattet.

Schwerte/Dortmund. 

Tina Risse-Stock hat früh Verantwortung im Familienbetrieb übernommen. Als ihr Vater starb, war sie 29 Jahre alt. Drei Jahre zuvor hatte sie im Unternehmen angefangen. Heute ist Tina Risse-Stock 37 Jahre alt und führt als Firmenchefin eine der größten deutschen Pflanzenhandelsketten. Blumen Risse mit Sitz in Schwerte beschäftigt etwa 1700 Mitarbeiter und zählt elf Gartencenter, 24 Blumenmärkte sowie 128 Blumenläden. In vielen Einkaufsstraßen in NRW taucht das grüne Firmenschild von Risse auf.

„Wir suchen immer neue Standorte“, sagt Tina Risse-Stock. „Bei der Auswahl sind wir allerdings sehr vorsichtig.“ Ziel sei es, als Unternehmen „kontinuierlich und langsam“ zu wachsen. Vereinzelt seien auch Schließungen von Filialen möglich. „Gerade die Laufkundschaft spielt eine große Rolle für uns“, sagt die Firmenchefin. „Wenn um eine unserer Filialen zu viel Leerstand entsteht, müssen wir handeln. Dann ziehen wir uns auch zurück.“

Dass Wachstum in der Branche keine Selbstverständlichkeit ist, belegt das Beispiel Gartencenter Augsburg. Die Firma, die ebenfalls aus Schwerte stammt, schlitterte vor einigen Monaten in die Insolvenz, ist allerdings mittlerweile gerettet. Die Dortmunder Hellweg-Gruppe hat die sechs Augsburg-Filialen in Schwerte, Castrop-Rauxel, Hagen, Unna, Bochum und Krefeld übernommen.

Einen Großteil der Blumen kauft Risse täglich im niederländischen Aalsmeer ein

Auch der Schwerpunkt von Blumen Risse liegt in NRW. Filialen gibt es zudem in Hessen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. Das Verbreitungsgebiet von Risse reicht von Osnabrück im Norden bis Ludwigshafen im Süden. Jährlich erwirtschaftet der Familienbetrieb rund 130 Millionen Euro Umsatz. Auch das Zentrallager von Risse befindet sich in Schwerte. Einen Großteil der Blumen kauft Risse täglich im niederländischen Aalsmeer ein, dort befindet sich Europas wichtigste Blumenbörse.

Der Charakter eines Familienbetriebs sei ihr wichtig, sagt Tina Risse-Stock. Eine große Rolle spiele der persönliche Kontakt zu den Mitarbeitern. „Unsere Läden statten wir ganz bewusst nur mit einem Telefon, nicht aber mit einem Computer oder Faxgeräten aus. Wir möchten, dass sich unsere Mitarbeiter um die Kunden kümmern und nicht am Computer sitzen müssen, um Mails auszusortieren.“ Risse setzt auf eine betriebsinterne Nachtpost – eine Tasche, die von den Fahrern der betriebseigenen Lkw-Flotte transportiert wird und zwischen den Filialen und der Zentrale in Schwerte hin und her pendelt.

Risse-Mitarbeiter verdienen oft rund 1600 Euro brutto im Monat

In den Filialen arbeiten in der Regel ausgebildete Floristinnen, sagt Tina Risse-Stock. „Wir machen alle Blumensträuße in den Läden selber.“ Die Mitarbeiter bezahle Risse nach Tarif, oft seien das 1600 Euro brutto im Monat. 120 Auszubildende gehören zum Betrieb. „Wir brauchen dringend Nachwuchs“, sagt die Firmenchefin. „Nach drei Jahren in der Ausbildung können die Frauen bei guter Arbeit schnell zur Filialleiterin aufsteigen.“

Sie habe sich schon zu Schulzeiten entschieden, in der Familienfirma arbeiten zu wollen und habe daher Betrie bswirtschaft studiert, erinnert sich Tina Risse-Stock. „Die große Verantwortung, das war zu Anfang mit das schwierigste. Das muss man erst einmal lernen.“ Mittlerweile habe sie einen eigenen Führungsstil entwickelt. „Mir ist es wichtig, dass Mitarbeiter ihre Meinung äußern und möglichst viel Entscheidungsfreiheit haben“, sagt sie. „Manchmal ist es allerdings wichtig, dass jemand das letzte Wort hat. Das bin dann ich.“

„Kunden im Ruhrgebiet sind besonders preissensibel“

Besonderes Fingerspitzengefühl sei gefragt, wenn es darum geht, die richtigen Preise für die Blumensträuße zu finden. „Im Ruhrgebiet sind die Menschen besonders preissensibel, auch beim Blumenkauf“, sagt Tina Risse-Stock.

Was es heißt, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist für die Unternehmerin Alltag. Zu Hause wartet eine zweijährige Tochter. Ihr Mann, ein Elektroingenieur, ist nicht im Familienbetrieb aktiv. Er geht seinen eigenen beruflichen Weg. Doch eines stellt Tina Risse-Stock unumwunden klar: „Das Unternehmen ist unverkäuflich. Nicht zu arbeiten, wäre nicht lebenserfüllend.“