Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) will mehr Kunden im öffentlichen Personennahverkehr an die teurere Monatsfahrkarte „Ticket 2000“ binden. Deshalb plant der VRR, die Leistungen des „Ticket 1000“ zu beschneiden und das „Ticket 2000“ attraktiver zu gestalten. So steht es in einer VRR-Beschlussvorlage.
Die Rheinbahn in Düsseldorf versuchte es im Juni dieses Jahres auf die sanfte Tour. Der Verkehrsbetrieb der Landeshauptstadt schrieb 15 000 Abonnenten der günstigen Monatsfahrkarte „Ticket 1000“ an und machte ihnen die teurere 2000er-Variante schmackhaft. „Wechseln Sie zum Premium-Ticket“, forderte die Rheinbahn ihre Kunden auf. Und legte gleich einen neuen Vertrag bei. Unterschrift genügte.
Ein Gedanke, der offenbar auch den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) in Gelsenkirchen umtreibt. Eine Beschlussvorlage für den Verwaltungsrat des Verbundes empfiehlt, den „Weg einer Profilschärfung zwischen einem Standard- und einem Premiumprodukt“ weiter zu beschreiten. Heißt im Klartext: Die Leistungen des günstigeren „Ticket 1000“ sollen eingedampft, die des teureren „Ticket 2000“ ausgebaut werden. Der Verwaltungsrat soll darüber am Freitag entscheiden.
Bereits 2013 deutliche Preisanstiege
Und die Vorlage sagt auch gleich, wie das gehen soll: Die Mitnahme eines Erwachsenen am Wochenende und werktags nach 19 Uhr soll beim „Ticket 1000“ entfallen. Dafür dürfen Abonnenten künftig ein Fahrrad mitnehmen. Das war bislang nur Kunden des ähnlichen „Firmentickets“ gestattet. Auch sie sollen auf die Mitfahrgelegenheit für Erwachsene künftig verzichten.
Gleichwohl will der Verkehrsverbund die Attraktivität des „Premiumprodukts“, des „Ticket 2000“, steigern. Durften Abonnenten dieser Fahrkarte bislang nur am Wochenende und werktags nach 19 Uhr Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre auf ihrem Ticket mitnehmen, soll ihnen das jetzt rund um die Uhr gestattet werden.
Die Preise für alle Monatstickets, egal ob „Ticket 1000“ oder „Ticket 2000“, sollen auch 2014 steigen. Wie hoch, darüber schweigt sich die VRR-Vorlage aus. Nur so viel: „Die Preise sollen sich im Erhöhungsmaß an den tarifstrategischen Leitlinien der vergangenen Jahre orientieren“, heißt es dort.
Bereits 2013 hatte der Verkehrsverbund die Preise deutlich angehoben. Im Schnitt stiegen die Ticketpreise um 3,9 Prozent. Besonders betroffen vom Preisanstieg: das „Ticket 2000“. Der VRR nannte damals die rege Inanspruchnahme der Zusatznutzen – Fahrradmitnahme und Mitfahrgelegenheiten – als Grund. Im Jahr 2012 zählte der VRR etwa 1,1 Millionen Kunden mit „Ticket 1000“. Etwa vier Millionen Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel an Rhein und Ruhr waren im Besitz eines „Ticket 2000“.
Einführung eines Wochentickets im Gespräch
Neben Leistungsveränderungen bei Monatstickets denkt der VRR auch über die Einführung eines Wochentickets nach. Das gab es bereits schon einmal an Rhein und Ruhr, wurde aber im Jahr 2006 zugunsten eines Vierer-Tagestickets abgeschafft. Der Verwaltungsrat des Verkehrsverbundes soll nun darüber befinden, ob er sich für die Wiedereinführung stark macht.
Die VRR-Vorlage nennt auch einen Preis: Das Wochenticket soll 37 Prozent des Einzelpreises eines „Ticket 1000“ kosten – im günstigsten Fall etwa 23 Euro. Und soll nur auf elektronischem Wege, also über das Internet, vertrieben werden.
Auch Kunden, die in Nahverkehrszügen die Erste Klasse nutzen, müssen sich auf Änderungen einstellen. Bislang gibt es nur eine Preisstufe, egal, wie lang die zurückgelegte Strecke ist. Der VRR will künftig mehr Geld von ihnen sehen, wenn sie eine längere Reise antreten. 15 Prozent, sagt die Vorlage für den Verwaltungsrat. Im Gegenzug sollen kürzere Fahrten günstiger werden. Von fünf Prozent Rabatt ist die Rede.