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Unternehmer aus Sundern baut in Kenia ein Handwerkszentrum

Unternehmer bietet Kenianern eine Perspektive im Heimatland

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Foto: Jakob Studnar
Der Unternehmer Severin Schulte aus Sundern baut in Kenia ein Handwerkszentrum, um junge Leute von der Flucht abzuhalten.

Sundern. 

Der „Bazillus africanus“ hat ihn schon früh erfasst. Mit 19. Als er nach dem Abitur mit Freunden im VW Bulli von Deutschland nach Kenia fuhr und vier Monate lang blieb. Und dann immer wieder zurückkehrte und schließlich beschloss, dass andere Menschen seinen Sehnsuchtsort auch kennenlernen sollten. Man sieht dem Touristik-Unternehmer Severin Schulte (62) aus Sundern schon äußerlich den weitgereisten Geschäftsmann an. BWL-Studium. Drei Jahre Brasilien. 25 Jahre Geschäftsführer des Elektrogeräteherstellers Severin. Um den Hals trägt er ein Amulett – „ein Erinnerungsstück aus Kenia“, mehr will er nicht sagen.

Aber es geht heute nicht um Touristen und deren Bedürfnisse. Nicht um Safaris, nicht um Elefanten, Löwen oder Giraffen. Diesmal nicht. Es geht um die Kenianer, die Einheimischen, und deren berufliche Perspektive vor Ort – nicht im fernen Europa. Dazu will Schulte angesichts der Flüchtlingsströme, die sich aus dem Kontinent nach Norden ergießen, einen Beitrag leisten – etwas zurückgeben, wie er es nennt. Mit dem Bau eines Handwerkszentrums, das junge Menschen in in Kenia gefragten Berufen so ausbildet, dass sie sich eine Existenz aufbauen können: als Maurer, Tischler/Schreiner, Elektriker, Klempner, Stahlbauer oder als Fachkraft in der Gastronomie – Schulte betreibt neben seinen Afrika-Aktivitäten das Sunderland-Hotel in Sundern und den Seehof Sorpesee. Dazu kommen der Reiseveranstalter Severin Travel Africa und das TUI-Reisecenter Sundern.

Schwierige Nachbarn

Schon der Begriff Flüchtling wird nach Schultes Worten undifferenziert gebraucht. „Das gilt nur für diejenigen, die in Kriegsgebieten um ihr Leben fürchten müssen“, sagt er. Kenia habe „schwierige Nachbarn“. Damit meint er den Südsudan und Somalia – „da vermischen sich echte Flüchtlinge mit Trittbrettfahrern.“ Kenia habe sechs Prozent Wirtschaftswachstum, das Land könne sich selbst ernähren. „Da muss niemand flüchten.“

Dennoch tragen sich offenbar auch manche junge Kenianer mit diesem Gedanken und Schulte möchte sie im Land halten. Ausgangspunkt waren Überlegungen für den Einsatz erneuerbarer Energie bei der Investition in die Wasseraufbereitung seiner seit 1972 bestehenden Lodge bei Mombasa. „Es fehlte Trinkwasser, es gab Stromunterbrechungen, obwohl den ganzen Tag die Sonne scheint“, sagt Schulte. Schon zuvor hatte er eine biologische Kläranlage gebaut. 2013 stand dann die mit Solarenergie betriebene Wasseraufbereitungsanlage.

Frage der Wartung

Und damit kam die entscheidende Frage auf: „Wer wartet das, wer kümmert sich bei Reparaturen?“ In Kenia gibt es kein duales Ausbildungssystem von Betrieb und Schule, berichtet der Unternehmer. „Nach der Primary School kommt die Secondary School, die schon Schulgeld kostet, und dann geht man ab in einen Beruf. Nur wer gut ist, darf aufs College.“ Hier setzt Schulte an – mit einem eigenen Ausbildungszentrum, das gerade im Bau ist, auf dem Gelände seiner Sea Lodge.

Eine Art Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Südwestfalen in Arnsberg im Kleinformat – der Architekt aus Kenia war bereits dort und hat die Lehrwerkstatt abfotografiert. Beispiel Gastronomie, da kennt sich Schulte aus. Für ein Catering für 25 Leute waren üblicherweise drei Köche (warme Speisen, kalte Speisen, Dessert), zwei Kellner (Getränke, Essen), ein Fahrer und zwei Sicherheitsleute notwendig, berichtet er. „Bei uns reichen ein Koch, der auch fährt, und ein Kellner.“ Im Hotelbereich beschäftigt Schulte in Kenia 34 Trainees innerhalb eines Mitarbeiteraustausches – „die Besten kommen ins Sauerland ins Hotel Sunderland und erfahren dort, wie es sich lebt in Deutschland. Die sollen es weitererzählen. Etwa, dass der Friseur mehr als einen Euro kostet.“ Sogar der kenianische Botschafter war schon da.

2016 soll das Handwerkszentrum fertig sein – für 150 Auszubildende. Die Auswahlkriterien sind streng. Interviews geben Auskunft, was der Bewerber kann. Er muss einen Paten vorweisen – danach geht die Bewerbung nach Sundern, zur finalen Genehmigung. Es geht um 250 bis 500 Euro Kosten pro Person. „Wer kann, zahlt selbst“, sagt Schulte.

Plan B

Einen Plan B für das Flüchtlingsproblem hat er auch, wie jeder Unternehmer: In den Ländern Anwerbungszentren gründen für die legale, kontrollierte Ausreise nach Deutschland. „Die, die jetzt in Massen kommen, überfordern unsere Infrastruktur“, gibt Schulte zu bedenken. Wenn in Firmen bestimmte Berufe gebraucht werden, könnten diese in diesen Ländern Rekrutierungsbüros einrichten.“ Das gelte besonders für gesellschaftlich notwendige Tätigkeiten. Altenpflege sei nur ein Beispiel.