Der 56-jährige Norbert Schröder ist einer von 175 Schulhausmeistern in Dortmund und trägt längst keinen grauen Kittel mehr. Der Bruttoverdienst liegt bei monatlich gut 2000 Euro.
Dortmund/Duisburg.
Blau ist das neue Grau. Doch Norbert Schröder mag es lieber bunt. Mit gestreiftem Pullover und kariertem Hemdkragen entspricht er nicht gerade dem Klischee vom klassischen Hausmeister, der den ganzen Tag im staubfarbenen Kittel durch die Gänge rennt und mit erhobenem Zeigefinger alles unterbindet, was Dreck und Spaß macht.
Schröder ist Schulhausmeister, ohne Kittel. Der ist übrigens heutzutage blau statt grau. „Aber meiner hängt seit zehn Jahren im Schrank“, sagt der 56-Jährige mit einem Lächeln. Vielen seiner Zunft jedoch ist das Lächeln vergangen: In Zeiten klammer Kommunalkassen verkommt der Grundsatz „ein Hausmeister für eine Schule“ zum Auslaufmodell. Die Zahl der Schulhausmeister nimmt ab.
Jetzt im Winter beginnt der Tag für Schröder früh. Zwei bis drei Stunden, bevor die ersten Schüler einen Fuß in das Gymnasium setzen, steht Streuen auf dem Programm. Und das seit 20 Jahren. So lange ist der gelernte Elektriker als Hausmeister bei der Stadt Dortmund beschäftigt. Seit zehn Jahren sorgt er am Max-Planck-Gymnasium auf 14 000 Quadratmeter Fläche für Ordnung und Sauberkeit. Die Größe der Fläche ist wichtig, denn sie bestimmt das Hausmeistergehalt.
Streuen, Reparieren von Rollos oder Saubermachen – daneben ist Schröder Ansprechpartner für rund 1160 Schüler und 90 Lehrer. 46 Stunden pro Woche, rechnet man sieben Stunden Arbeitsbereitschaft mit. Kommt der Notruf, hat es der Hausmeister nicht weit. Er wohnt wie viele seiner Kollegen in einem Bungalow auf dem Schulgelände.
Eine Kollegin unterstützt Schröder in den Abendstunden, zudem stehen ihm derzeit zwei Bürgerarbeiter zur Seite, staatlich finanzierte Langzeitarbeitslose. Eine „luxuriöse Situation“, wie Schröder sagt.
In Dortmund gilt noch: Eine Schule – ein Hausmeister
In Dortmund scheint die Welt noch in Ordnung zu sein: „Wir haben das Stammhausmeister-Prinzip“, erklärt Klaus Lehmann, Leiter des Schulverwaltungsamts. Das heißt: In der Regel ist ein Hausmeister für eine Schule zuständig. Die Stadt beschäftigt insgesamt 175 Männer und Frauen in 169 Schulen. „Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, dass immer ein Hausmeister vor Ort ist“, so Lehmann. Stellenkürzungen oder Fremdvergabe von Hausmeisterdiensten an private Firmen seien bislang kein Thema – Sparzwang hin oder her. Lehmann: „Das ist eine Frage der Prioritätensetzung.“
Doch das ist längst nicht mehr überall so: „In Zeiten klammer Kassen versuchen viele Kommunen, an der Gebäudeunterhaltung und -bewirtschaftung zu sparen“, sagt Norbert Müller, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Duisburg. Und ein großer Posten sei nun einmal das Personal, nicht zuletzt die Schulhausmeister.
Deren Vergütung richtet sich nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes NRW (TVÖD). Je nach Betreuungsfläche und Berufserfahrung verdient ein Hausmeister zwischen 1952 und 2532 Euro brutto im Monat, plus Bereitschaftsdienste. Für die Stadt Dortmund etwa bedeutet das schätzungsweise einen Ausgabeposten von über 4,5 Millionen Euro pro Jahr.
Das Geld fehlt Kommunen oft: „Viele Städte rücken aus Sparzwängen von dem alten System ,eine Schule – ein Hausmeister’ ab“, sagt Detlef Sell von der Gewerkschaft Verdi in Duisburg. Und Müller kritisiert: „Die Tendenz geht dahin, teure Fachkräfte einzusparen und Hilfskräfte außerhalb des öffentlichen Tarifverhältnisses zu beschäftigen.“
In Duisburg kommen auf 162 Standorte zurzeit 126 Hausmeister
Beides sei in Duisburg der Fall. Auf 162 Schulstandorte kommen dort aktuell 126 Hausmeister, plus 26 Hausmeister-Hilfskräfte. Einen Hausmeister für eine Schule einzusetzen, sei nicht überall möglich und auch nicht nötig, so Duisburgs Stadt-Sprecherin Anja Hundgeburth. Sie meint aber: „Man kann nicht von einem Kahlschlag in der Personalpolitik sprechen.“
Dennoch wehren sich Gewerkschaften, aber auch Eltern seit Winter 2010 aktiv „gegen die Sparpolitik“, wie Gewerkschafter Müller sagt. Fehle der Graukittel, nehme der Vandalismus in den Schulen zu. Mit 11 500 Postkarten haben Eltern ihrer Forderung „keine Schule ohne Hausmeister“ Nachdruck verliehen. Das jedoch würde die Stadt laut Rechnung des zuständigen Immobilien-Managements im September vergangenen Jahres zusätzlich mehr als 1,1 Millionen Euro kosten – auf Basis des TVÖD. Trotz dieser Summe gebe es „Rückenwind im Rat“. Der gute alte Schulhausmeister, er hat seine Lobby. Sogar ein Schulhausmeisterforum gibt es im Internet.
Norbert Schröder, der Dortmunder Hausmeister in bunt, klagt nicht über Vandalismus. Langeweile hat er auch so nicht. Wenn kein Telefon bimmelt, kein Schüler an die Bürotür klopft, macht er sich mit Stehleiter und Neonröhren bewaffnet auf den Weg ins Foyer. „Irgendwas ist immer kaputt.“