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Unternehmen Müllabfuhr

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Essen. 

Ein Müllmann verdient rund 2500 Euro brutto im Monat und verlädt 6000 Kilogramm Abfall am Tag. 200 Lader und 90 Fahrer entsorgen den Hausmüll der Essener.

Montags und donnerstags ist es besonders anstrengend. „Kellertage“ für Werner Cassola, Torsten Immanuel und Mustafa El-Aamraoui. Die drei arbeiten als Müll-Lader für die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) und bieten ihren Kunden noch den Vollservice: Tonne holen, leeren und wieder zurückstellen. In Vierteln wie Holsterhausen und Huttrop, in denen die meisten Tonnen im Keller stehen, ein Knochenjob. „30 bis 40 Kilo wiegt eine volle Tonne“, sagt der 42-jährige Torsten Immanuel. „Und die schleppen wir teilweise allein.“

Rund 325 Tonnen leert jeder Müllmann in Essen pro Tag. Ein Gewichtheber-Job. Sechs Gewichtstonnen schafft jeder der 200 Lader der EBE täglich. Das sind so viel wie vier VW Golf. 133 628 Tonnen Hausmüll produzierten die Essener im vergangenen Jahr, 20 000 der insgesamt 125 000 Restmülltonnen stehen im Keller. Müll ist ein Wachstumsgeschäft. „Die Müllmenge bleibt gleich, allerdings bei leicht sinkender Bevölkerung“, sagt Rolf Friesewinkel, EBE-Leiter der Abteilung Abfallwirtschaft und Straßenreinigung.

Durchschnittsalter 45 Jahre

Zweimal am Tag steuert Fahrer Torsten Kanders das Müllheizkraftwerk Essen-Karnap an und lädt jeweils um die elf Tonnen Hausmüll ab. Auch an kühlen Tagen ist die Arbeit für die Männer schweißtreibend. Die vier sind seit fast zehn Jahren ein Team, gehen regelmäßig mit ein paar Kollegen zusammen kegeln. „Das Wichtigste ist die Kameradschaft auf dem Auto“, sagt Immanuel. Die helfe, mit der gestiegenen Arbeitsbelastung fertig zu werden. „Es geht alles Hand in Hand“, sagt Fahrer Kanders, der gelernter Straßenreiniger ist. „Und das muss es auch. Früher waren es fünf Lader, heute sind es nur noch drei, und das Revier wird auch nicht kleiner.“ Ein Job, der auf die Knochen geht. „Bei mir ist es die Schulter und ein bisschen Rücken. Der Arzt sagt, das ist der normale Verschleiß“, so Immanuel. Rund 2500 Euro brutto verdient ein Müll-Lader im Monat, der Fahrer bekommt 100 Euro mehr. Die meisten Müllmänner haben eine abgeschlossene Berufsausbildung. Erforderlich ist die nicht.

Der Alterung der Gesellschaft macht sich auch bei der EBE bemerkbar. Das Durchschnittsalter der Müllmänner liegt bei immerhin 45 Jahren. Die Entsorgungsbetriebe haben ein Gesundheitsprogramm aufgelegt, ältere Mitarbeiter will die EBE in weniger anstrengenden Bereichen einsetzen. Krankheit ist ein Kostenfaktor für die städtische Gesellschaft. Außer den 200 Ladern arbeiten 90 Fahrer bei der EBE. Die steuern insgesamt 70 Müllwagen, von denen einer mit 160 000 Euro zu Buche schlägt.

Ein weiterer Kostenfaktor sind die Mülltonnen. Je nach Häufigkeit der Leerung, die die EBE ein bis fünfmal wöchentlich anbietet, hält eine Restmülltonne zwischen fünf und 20 Jahren. Eine neue 120-Liter-Tonne kostet die Entsorgungsbetriebe 18 Euro, eine große 1100-Liter-Tonne 150 Euro. „Wir geben pro Jahr 350 000 Euro für Mülltonnen aus“, sagt Friesewinkel, blaue Papier- und braune Biotonnen eingerechnet.

Die Essener zahlen eine Jahresgebühr von 278,40 Euro für eine 120-Liter-Restmülltonne. Das macht 5,35 Euro pro Leerung inklusive Mitarbeiter, Verbrennung und Logistik, so Friesewinkel. „Bei den Großstädten mit Vollservice sind wir einer der günstigsten Anbieter.“

Private Konkurrenz

2008 war das bislang erfolgreichste Jahr der EBE, deren Gesellschafter zu 51 Prozent die Stadt Essen und zu 49 Prozent der Entsorger Remondis sind. Bei einem Umsatz von 85 Millionen Euro erwirtschaftete die EBE einen Gewinn nach Abzug der Steuern von knapp sechs Millionen Euro. Für 2009 sieht es ähnlich aus, sagt Friesewinkel.

Spürbare Konkurrenz für die städtischen Betriebe sind private Entsorger: „Der Wind weht uns schon um die Nase“, so Friesewinkel. „Aber der Hausmüll ist bis 2018 in unserer Hand. Und ich behaupte mal, zum Wohle der Essener Bürger.“ Ab 2018 ist Essen verpflichtet, das Müllgeschäft öffentlich auszuschreiben.

Torsten Immanuel fürchtet den Wettbewerb nicht: „Um einen sicheren Job zu haben, würde ich meinen Kindern raten, Müllwerker zu werden.“ Selbst wenn zweimal die Woche Kellertage anstehen.