Die Stadt Recklinghausen kämpft weiter um ihre Karstadt-Filiale, die 2016 schließen soll. Die Kommune will einen Anbau des Warenhauses kaufen, damit sich Karstadt kleiner setzen kann.
Essen/Recklinghausen.
Nachdem die Stadt Mönchengladbach erfolgreich die geplante Schließung der Karstadt-Filiale im Stadtteil Rheydt abwenden konnte, will nun auch Recklinghausen den Kampf um den Fortbestand seines Warenhauses wieder aufnehmen. „Wir wollen alle Optionen prüfen“, sagte Stadtsprecherin Corinna Weiß dieser Zeitung.
Danach hat der Recklinghäuser Bürgermeister Christoph Tesche (CDU) sein Angebot erneuert, das rund 1700 Quadratmeter große Bettenhaus, das zu Karstadt in der Altstadt gehört, mit finanzieller Unterstützung des Landes zu kaufen. Die Verkaufsfläche des Warenhauses würde sich damit auf rund 12.000 Quadratmeter verkleinern.
Warenhauskonzern äußert sich nicht
In Mönchengladbach war die Initiative der Stadt jüngst erfolgreich. Die Entwicklungsgesellschaft der Stadt übernimmt das Karstadt-Haus für einen mittleren Millionenbetrag vom bisherigen Eigentümer Highstreet und baut es um. Dadurch kann ein Teil der bislang von Karstadt genutzten Fläche an andere Händler vermietet werden. Der Essener Konzern, der gerade an seiner Sanierung arbeitet, nahm daraufhin seinen Plan zurück, die Filiale in Mönchengladbach zu schließen.
Auf das niederrheinische Beispiel setzt nun auch Recklinghausen. Das Unternehmen wollte sich gestern nicht dazu äußern, ob es seinen Schließungsplan, der im Mai bekannt gegeben worden war, überdenken will. Die Stadtverwaltung betont, dass sie bereits seit 2010 in Gesprächen mit Karstadt stehe. Dabei sei um „Möglichkeiten, die das Steuerrecht bietet“, gegangen, zuletzt aber auch um eine aktive Rolle der Stadt: Mit Landesmitteln will sie das Bettenhaus kaufen und so Karstadt ermöglichen, seine große Verkaufsfläche zu verkleinern. Die Verwaltung, heißt es aus dem Rathaus, sei überrascht gewesen, dass Karstadt trotz laufender Gespräche den Schließungsbeschluss für 2016 verkündete. Bürgermeister Tesche will die Verhandlungen mit dem Warenhauskonzern und dem Immobilienbesitzer nun wieder aufnehmen.
Einkaufszentrum in Bottrop geplant
Karstadt hatte in seiner Schließungsbegründung, die auch die Filiale in Bottrop betrifft, den Städten eine Mitschuld gegeben. Sie hätten Einkaufszentren genehmigt und damit für einen Abzug der Kaufkraft gesorgt, hieß es damals.
In Bottrop soll das bisherige Karstadt-Haus nach der Schließung im nächsten Jahr vom neuen Eigentümer mit Millionenaufwand in ein Einkaufszentrum umgebaut werden. Rund 70 Prozent der Fläche der Karstadt-Immobilie seien bereits wieder vermietet, berichtete die Stadt kürzlich unter Berufung auf den Eigentümer. In dem Einkaufszentrum sollen rund 80 Arbeitsplätze neu entstehen, etwa so viele, wie durch den Rückzug von Karstadt verloren gehen. „Wir sind ganz froh über diese Lösung“, sagte ein Sprecher der Stadt.
Gutes Beispiel Mönchengladbach
In Dessau ist noch offen, was aus der Karstadt-Immobilie werden soll. Eine Lösung wie in Mönchengladbach komme aber „auch aus Haushaltsgründen“ nicht infrage, betonte ein Sprecher der Stadtverwaltung.
Im schleswig-holsteinischen Neumünster will sich die Ratsversammlung nach Angaben eines Sprechers am Dienstagabend erneut mit dem Thema Karstadt befassen. Gespräche mit Karstadt gebe es aktuell aber nicht, hieß es.