Mit einer kräftigen Finanzspritze will die Stadt Essen ihre Messe vor dem wirtschaftlichen Abgrund retten. Das Beispiel Westfalenhallen in Dortmund aber zeigt: Es geht auch ohne Subventionen.
Essen.
Während die Stadt Essen mit einer 100-Millionen-Euro-Bürgschaft ihre angeschlagene Messe retten muss, werfen die halb so großen Westfalenhallen in Dortmund jährlich Gewinne ab. Die Nachbar-Messe in Düsseldorf will bis 2022 sogar eine halbe Milliarde Euro investieren.
Die Lage in Essen ist prekär. 2009 machte die Messe zwölf Millionen Euro Verlust, für 2010 waren fünf Millionen Miese eingeplant. In diesem Jahr sollen es sogar 17 Millionen Euro werden. Das Eigenkapital ist auf ein bedrohliches Maß geschrumpft. Der immer wieder ins Spiel gebrachten Fusion mit der Düsseldorfer Messe erteilte deren Chef Werner Matthias Dornscheidt in einem Interview eine Absage: „Wenn eins und eins mehr als zwei ergäbe, dann würden wir sicherlich darüber reden können, Essen zu helfen.“
Jetzt muss also die Stadt für ihre kränkelnde Messe-Tochter in die Bresche springen. Wenn die Bezirksregierung mitspielt, will die klamme Kommune eine Bürgschaft bereitstellen, damit sich die Messe Essen einen 100-Millionen-Euro-Kredit am Kapitalmarkt besorgen kann. Mit dem Geld will die Messe noch nicht modernisierte Hallen auf den neuesten Stand bringen und zwei neue bauen. Denn Ausstellungsfläche auf zwei Etagen erwiesen sich immer wieder als Vermietungshindernis.
Top-Platz in der zweiten Liga
Die Gesamtfläche von 110 000 Quadratmetern will Messe-Chef Frank Thorwirth aber nicht ausweiten. Dabei muss er schon zwei große Publikumsmagneten an die Konkurrenz nach Köln und Düsseldorf abgeben, weil es der Fitness-Messe Fibo und der Branchenschau Aluminium in Essen zu eng geworden ist. Nun will der Manager mit dem Umbau zumindest den „Top-Platz in der zweiten Messe-Liga“ verteidigen.
„Sieben bis acht Millionen Euro“, schätzt Thorwirth, habe die Stadt bislang jährlich in die Messe gepumpt. 54,2 Millionen sollen es zusätzlich bis 2015 sein. Steuermittel, die die Messe nutzen soll, um Altschulden abzubauen und den 100-Millionen-Kredit zu bedienen. Trotz der Finanzspritze befürchtet die Stadt, dass die Messe auch weiterhin rote Zahlen schreibt. „Bis auf zwei bis drei Ausnahmen muss jede Messe in Deutschland Unterstützung durch die öffentliche Hand bekommen“, sagt Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD).
Westfalenhallen m achen Gewinn
Dass eine städtische Messe auch ohne Tropf auskommen kann, beweisen die Westfalenhallen in Dortmund. „Wir arbeiten völlig subventionsfrei und haben 2010 eine halbe Million Euro Gewinn gemacht“, sagt Sprecher Andreas Weber. Auch Dortmund verlor wichtige Kunden, so die größte Jugendmesse You. Zunächst ging sie nach Essen, dann nach Berlin. Weber: „Die Größe einer Messe ist aber nicht immer entscheidend. In Dortmund planen wir keine Expansion.“