In seinen Filialen an Rhein und Ruhr lässt der Kaffee-Konzern Tchibo dieser Tage Flugblätter verteilen. Zu sehen ist eine Grafik, die zeigt, wie sich der Börsenpreis für Rohkaffee von Oktober 2013 bis heute entwickelt hat. Die meiste Zeit ging es bergauf. „Wussten Sie, dass Rohkaffee in Dollar gehandelt wird?“, fragen die Tchibo-Geschäftsführer Markus Conrad und Patrick Raming ihre Kunden. Es folgt eine Botschaft, die vielen Verbrauchern wohl nicht schmecken dürfte. „Der amerikanische Dollar wird teurer. Dadurch wird Kaffee teurer. Leider.“
Am 2. März will Tchibo die Preise für ein Pfund Kaffee um bis zu 30 Cent erhöhen. 500 Gramm der Tchibo-Sorte „Herzhaft Mild“ sollen dann 4,69 Euro kosten, der Preis für „Feine Milde“ steigt auf knapp sechs Euro, „Privat Kaffee“ kostet künftig knapp sieben Euro.
Auf Anfrage bestätigte das Hamburger Unternehmen, aufgrund deutlich gestiegener Einkaufspreise werde der Kaffeepreis in den rund 700 Filialen erhöht. Auch die Preise von Tchibo für den Online-Handel und die Lebensmittel-Ketten sollen steigen.
Dass in Deutschland der Kaffee teurer wird, ist auch eine Folge der Politik der Europäischen Zentralbank. EZB-Chef Mario Draghi sorgt derzeit dafür, dass der Euro im Verhältnis zum Dollar schwach ist. Davon profitiert zwar die deutsche Exportindustrie, weil ihre Produkte auf den Weltmärkten konkurrenzfähiger werden. Doch bestimmte Importprodukte in Deutschland werden teuer – der Kaffee beispielsweise.
Kein anderes Getränk wird bundesweit laut Branchenangaben so häufig konsumiert wie Kaffee. Im Jahr 2013 habe jeder Bundesbürger im Durchschnitt 165 Liter Kaffee getrunken. Dies entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund 7,29 Kilogramm Rohkaffee. Zum Vergleich: Der Konsum von Wasser lag im Jahr 2013 bei durchschnittlich 140 Litern pro Kopf, der von Bier bei 107 Litern. Der Umsatz der deutschen Kaffeebranche betrug 5,7 Milliarden Euro.
Nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbands lag der Jahresdurchschnittspreis für ein Pfund Röstkaffee im Lebensmittel-Einzelhandel im Jahr 2013 noch bei 4,70 Euro. Ein Jahr zuvor kosteten 500 Gramm Röstkaffee im Schnitt 4,89 Euro.
Tchibo ist mit Abstand Marktführer in Deutschland. Gut möglich, dass nach der Nummer eins der Branche nun noch weitere Kaffee-Unternehmen die Preise erhöhen.
Erst kürzlich die Preise erhöht
Auch beim Münchner Tchibo-Konkurrenten Dallmayr wird der Markt aufmerksam beobachtet. Obwohl man „erhebliche Mehrbelastungen aufgrund der Schwäche des Euros“ spüre, stehe aktuell keine Erhöhung der Großhandelspreise an, erklärte Dallmayr auf Anfrage – und fügte hinzu: „Da wir den Rohkaffee in Dollar kaufen, müssen wir uns Preisveränderungen immer vorbehalten.“ Die Firmen Melitta und Darboven wollten sich nicht äußern.
Bei Tchibo liegt die letzte Preiserhöhung gerade einmal ein knappes Jahr zurück. Den Preis für die 10er-Stange Kaffee-Kapseln („Cafissimo“) hat das Unternehmen ebenfalls im vergangenen Jahr um 20 Cent auf 2,69 Euro erhöht.
Immerhin endet das Flugblatt, das in den Tchibo-Filialen ausliegt, versöhnlich. Die Tchibo-Chefs Conrad und Raming beteuern: „Wird Rohkaffee billiger, gehen die Verkaufspreise wieder runter. Versprochen.“