Köln.
Der geschasste Arzneimittelprüfer Peter Sawicki wirft der deutschen Pharmaindustrie betrügerische Geschäftspraktiken vor. Die Unternehmen würden lieber alte Medikamente unter neuem Namen auf den Markt bringen, als neue zu entwickeln, sagte Sawicki am Freitag in einem Medienbericht . Zudem hätte die Índustrie seit Jahren seine Ablösung betrieben.
Zu wenig Innovationen und zu wenig ethische Veranwortung: Der geschasste Arzneimittelprüfer Peter Sawicki hat schwere Vorwürfe gegen die Pharmaindustrie erhoben und die Firmen zu anderen Geschäftspraktiken aufgerufen. „Wir brauchen eine Industrie, der wir vertrauen können, die uns nicht betrügt, die keine Studien unterschlägt, die keine Leute besticht“, sagte Sawicki der „Frankfurter Rundschau“ (Freitagausgabe). So wie die Pharmaindustrie derzeit arbeite, „kann es nicht weitergehen“. Selbst Pharmamanager seien der Ansicht, dass sie im Ansehen der Bevölkerung „direkt nach den Drogendealern“ kommen.
Sawicki leitet noch bis Ende August das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) in Köln. Sein Vertrag wurde nicht verlängert. Das Institut erhält seine Aufträge vom Gemeinsamen Bundesausschuss, einem Gremium von Ärzten, Krankenkassen und Krankenhäusern, sowie vom Bundesgesundheitsministerium.
Sawicki kritisierte, die Industrie in Deutschland trickse, weil sie nicht über genug fortschrittliche Medikamente verfüge. „In den letzten 20 Jahren hat sie sich etwas auf die faule Haut gelegt und darauf versteift, ihre eigenen Sachen zu kopieren und sie dann wieder als neue Mittel zu verkaufen.“ Auch stelle sich die Industrie ihrer ethischen Verantwortung nicht und vernachlässige die Behandlung seltener Krankheiten, etwa Enzymdefekte bei Kleinkindern.
Sawicki berichtete, dass die Industrie bei Politikern seit Jahren auf seine Ablösung gedrungen habe. Die Lobbyisten seien deswegen sogar zu Gesprächen im Kanzleramt gewesen. Viele Abgeordnete hätten außerdem berichtet, dass täglich Industrievertreter vorstellig geworden seien und sich über ihn beschwert hätten. Die genannten Gründe für seine Ablösung – fehlerhafte Abrechnungen von Dienstwagen und Spesen – hält der Mediziner für vorgeschoben: „Wenn man einen Hund schlagen will, findet man immer einen Stock.“ Der Solidargemeinschaft sei durch sein Verhalten „kein Schaden entstanden“. (ddp)