Salzburg.
Im Hause des Aufsichtsrats-Chefs und Porsche-Miteigentümers deutet sich offenbar ein Erbstreit an. Laut Medienbericht will Piëch sein Vermögen zwei Stiftungen übertragen – um die Zukunft von VW zu sichern.
Der Porsche-Miteigentümer und Volkswagen-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch hat sein Vermächtnis geregelt. Wie das Nachrichtenmagazin „Focus“ berichtete, hat Piëch sein milliardenschweres Imperium auf zwei österreichische Privatstiftungen übertragen. Er wolle damit vermeiden, dass die Erben später Teile des Firmenvermögens verkaufen. Das Vermächtnis hat immense Bedeutung für die Zukunft eines der größten Automobilherstellers der Welt mit fast 400.000 Mitarbeitern.
Der 73-Jährige, der als einer der mächtigsten und reichsten Automanager der Welt gilt, bestätigte dem Magazin: „Mir liegt die gesicherte Zukunft unserer Unternehmen am Herzen. Deswegen und im Sinne der Nachhaltigkeit habe ich mich – ähnlich wie Bosch es getan hat – für die Stiftung entschieden.“ Die fünf Milliarden Euro schwere Robert Bosch Stiftung GmbH kontrolliert 92 Prozent der Anteile an dem Automobilzulieferer. Piëch ist davon überzeugt, mit seinem Konstrukt eine stabile Lösung gefunden zu haben: „Dabei weiß ich die Mehrheit meiner Erben hinter mir.“
Nicht alle Piëch-Kinder glücklich über Nachlass-Regelung
Nach Informationen des Magazins sind jedoch nicht alle der zwölf Kinder, die Piëch mit vier Frauen zeugte, vom letzten Willen des Vaters begeistert. Angeblich prüfen einige von ihnen juristische Schritte, weil sie nicht ohne Weiteres an das Erbe herankommen würden. Vor allem ein Verkauf der Porsche-Anteile werde durch das Stiftungsstatut nahezu unmöglich gemacht. Nur wenn Vorstand und Beirat der Stiftung dafür votieren sowie mindestens neun der zwölf Piëch-Kinder zustimmen, könne der Nachlass veräußert werden.
Der Stuttgarter Erbrechtsspezialist Rainer Kögel sagte hierzu, den Abkömmlingen bleibe „kaum eine Wahl, als sich damit abzufinden.“ Er fügte hinzu: „Wenn der Erblasser die Errichtung der Stiftung nur lange genug überlebt, wird das Stiftungsvermögen nicht einmal mehr für die Berechnung des Pflichtteils herangezogen.“
In der Stiftung haben laut Magazin zudem die Kinder nicht die gleichen Rechte: Die ehelichen werden laut Stiftungsurkunde bessergestellt. Sie erhalten demnach jeweils zwei ständige Sitze im Beirat der beiden Stiftungen, die anderen lediglich jeweils eine Stimme.
Erneute Hochzeit käme Ehefrau Ursula teuer
Solange Piëch lebt, hat in den Privatstiftungen Ferdinand Karl Alpha und Ferdinand Karl Beta nur er selbst das Sagen. Das belegten umfangreiche Dokumente, die „Focus“ vorliegen. Die jeweils 38-seitigen Stiftungsurkunden regelten detailliert, wie mit dem knapp siebenprozentigen Anteil Ferdinand Piëchs an der Stuttgarter Sportwagenschmiede Porsche (Alpha-Stiftung) sowie mit seiner zehnprozentigen Beteiligung an der Salzburger Porsche Holding, Europas größtem Autohändler, (Beta-Stiftung) umgegangen werden soll.
Insider taxierten den Wert des Anteils an Porsche auf mehr als 700 Millionen Euro und an der Porsche Holding auf mehr als 300 Millionen Euro. Als Stifter, deren Firmenanteile in beiden Privatstiftungen gebündelt werden, agierten neben Piëch und seiner Gattin Ursula verschwiegene Gesellschaften in England, Liechtenstein und Österreich.
Ehefrau Ursula spielt in den Stiftungen eine überragende Rolle, wie es weiter heißt. Die 19 Jahre Jüngere soll das Vermächtnis bewahren, mit einer einzigen Einschränkung: Trennt sich das Ehepaar oder heiratet Ursula nach Piëchs Tod wieder, verlöre seine 19 Jahre jüngere Frau ihre Stellung als Stifterin und den Sitz im Stiftungsbeirat. (dapd)