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Neustart für Edel-BH-Marke von Marlies Dekkers

Neustart für Edel-BH-Marke von Marlies Dekkers

Den Haag. 

Lady Gaga trägt ihre besonderen BHs (siehe Foto), genauso wie Rihanna und EU-Kommissarin Neelie Kroes. Die BHs und Dessous der niederländischen Modeschöpferin Marlies Dekkers sind gefragt bei Promi-Damen und Frauen, die bereit sind 100 Euro oder mehr für ein reizvolles Wäschestück auszugeben. Viele Jahre lang war die 47-jährige Dekkers die ungekrönte Lingerie-Königin. 2007 wurde sie niederländische Unternehmerin des Jahres – jetzt ist sie pleite. Doch die Designerin hat Glück
im Unglück:


Erst ließ ein Kurator ihr Firmenimperium in den Konkurs gehen, nun fand er zusammen mit Marlies Dekkers einen neuen Investor, der bereit ist, frisches Geld in die Marke MD zu stecken. So wird ein Neustart für Marlies Dekkers möglich. Allerdings muss ein Großteil der rund 100 Mitarbeiter entlassen werden. Zahlreiche MD-Läden, etwa in Köln, Berlin oder Paris, werden geschlossen.

Und die Verkaufsstrategie soll sich ändern. Spät, aber vielleicht nicht zu spät sollen die BHs von MD jetzt auch über einen Internetshop angeboten werden. Zudem soll es das besondere Kleidungsstück für die Frau künftig auch schon für weniger Geld geben als bisher – ab 49,95 Euro soll Frau sich künftig einen MD-BH gönnen können.

Marlies Dekkers selbst zieht sich aus der Geschäftsführung zurück. Sie bleibt der kreative Kopf des Unternehmens, doch ihr Traum vom großen wirtschaftlichen Erfolg (,Ich will die Welt erobern‘‘) ist vorerst ausgeträumt. Dekkers hat sich übernommen und die weltweite Expansion ihrer Kette zu rasch vorangetrieben. Das hat viel Geld gekostet und der Modeschöpferin in den vergangenen Jahren hohe Verluste beschert, die sich nun auf 18,2 Millionen Euro summieren. Die kargen Gewinne aus den Jahren 2010 und 2011 konnten die hohen Fehlbeträge nicht ausgleichen. Nun drehte Dekkers Hausbank, die Rabobank, die sie lange unterstützt hat, der Modeschöpferin den Geldhahn zu.

„Der Busen einer Frau muss in einem BH zu seinem Recht kommen“

Die rothaarige ,,Powerfrau und Feministin‘‘ wie sie sich gerne selbst beschreibt, hat aber auch Marketing-Fehler gemacht. Sie hat ihre Top-Marke, den typischen MD-BH mit den drei Bändchen fürs schicke Dekolleté selbst beschädigt. Nachdem sie die Linie ,,Undressed by Marlies Dekkers‘‘ aufgelegt hatte und in dieser Parallel-Linie BHs für 69,95 Euro verkaufte, waren viele Frauen nicht mehr bereit, 100 oder auch 150 Euro für BHs der ursprünglichen MD-Linie auf den Tisch zu legen. Die teuren MD-Modelle wurden zum Ladenhüter und mussten verramscht werden. Die Exklusivität war weg und Dekkers Motto: ,,Der Busen einer Frau muss in einem BH zu seinem Recht kommen‘‘, war schwer angekratzt.

Aber auch die Wirtschafts- und Schuldenkrise trug mit dazu bei, dass das MD-Imperium zusammenbrach. Die Dessous-Umsätze gingen in der gesamten Branche drastisch zurück. Der Wettbewerb mit Konkurrenten wie Sapph, H&M, Primark oder Zara wurde härter. Manche Konkurrenten wie etwa Sapph imitierten oder kopierten die MD-BH-Modelle. Den Prozess gegen Sapph hat Marlies Dekkers zwar gewonnen, er bescherte ihr aber auch immense Anwaltskosten. Außerdem, so eine einstige Mitarbeiterin, sei Dekkers durch ihren Erfolg ,,hochmütig geworden. Sie hat nicht mehr auf Geld geschaut und dachte nur noch an die weltweite Expansion.‘‘

Doch nun bekommt Marlies Dekkers eine neue Chance. „Karmijn Kapitaal“ heißt die Investmentgesellschaft, die MD nun unter die Arme greift. Drei Frauen leiten Karmijn Kapitaal – wie viel ihnen die Edel-BH-Marke wert ist, wurde bislang nicht bekannt.