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Neue Nespresso-Maschinen zerquetschen Billig-Kapseln

Neue Nespresso-Maschinen zerquetschen Billig-Kapseln

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Den Nespresso-Kapseln von Nestlé droht neue Konkurrenz aus den USA. Foto: Ilja Höpping/WAZ FotoPool
Der Kaffeekapsel-Markt ist hart umkämpft. Marktführer Nespresso muss sich inzwischen gegen zahlreiche Imitate behaupten. Doch jetzt greift der Nestlé-Konzern zu einem Trick: Die Maschinen der neuen Generation funktionieren laut Testern mit den Billig-Kapseln nicht.

Essen. 

Manchmal reicht auch die geballte Attraktivität von George Clooney und Matt Damon nicht aus, um lästige Konkurrenten abzuschütteln. Die Hollywood-Stars verleihen Nespresso in Werbespots inzwischen beide ihr Gesicht. Doch die Konkurrenz setzt den Marktführer im Kaffekapseln-Geschäft zunehmend unter Druck. Mehrmals war der Nestlé-Konzern, zu dem Nespresso gehört, vor Gericht gescheitert: Das Unternehmen kann sein Maschinen-System patentrechtlich schützen, die zugehörigen Kapseln jedoch nicht. Das entschieden die Richter bislang einhellig. Die Folge: Inzwischen bietet fast jeder Supermarkt preiswertere Imitate der Kapseln mit dem Edel-Image an.

Doch jetzt sagt Nespresso den Nachahmern offenbar den Kampf an. Die Maschinen der neuen Generation sind so konstruiert, dass sie einigen Klonen den Garaus machen. Das hat ein Test der Schweizer Zeitung „SonntagsBlick“ ergeben. Die Tester haben das neue Modell Inissia mit Nachahmer-Produkten gefüttert. Das Ergebnis: In vielen Fällen floss nur wässrige Brühe in die Kaffee-Tasse.

Billig-Kapseln werden nicht angestochen oder zerstört

Der Trick steckt wohl im Detail. Demnach sind die Nadeln in den neuen Nespresso-Modellen U, Pixie und Inissia offenbar so fein, dass sie vielfach nur noch die dünne Alumminium-Haut der Original-Kapseln durchstechen. Die Kunststoffkapseln der Konkurrenz bleiben dagegen unversehrt oder werden von der Maschine sogar zerquetscht.

Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt Nespresso, dass in den genannten Modellen seit Juli 2013 „neue feine Klingen“ integriert seien, „um das Anstechen der Nespresso Kapseln zu verbessern und so die perfekte Kaffee-Extraktion zu sichern“. Ob diese technische Innovation auch entwickelt wurde, um Konkurrenten abzuwehren, dazu will das Unternehmen freilich nichts sagen. Nespresso verrät nur soviel: Die neuen Klingen werden Schritt für Schritt in die anderen Maschinen-Modelle integriert.

Besonders allergisch reagieren die Nespresso-Maschinen mit „den feinen Klingen“ laut Test auf die Jacobs-Kapseln des Herstellers Mondelez (vormals Kraft Foods). Bei sechs von zehn Versuchen wurden diese einfach zerdrückt. Es gibt allerdings auch einige Produkte, die noch mit den neuen Modellen funktionieren. So etwa die Kapseln der Schweizer Firma Pressogno, die in Deutschland unter anderem übers Internet bezogen werden können.

Kein Garantieschutz bei Verwendung von Imitaten

Wer jedoch keine Original-Kapseln verwendet, riskiert den Garantieschutz. Beschädigungen, die vom Gebrauch fremder Kapseln verursacht wurden, seien nicht in der Garantieleistung inbegriffen, erklärt Pascal Hottinger, Chef Nespresso Schweiz.

Doch die Konkurrenz bleibt Nespresso im Kapsel-Kampf dicht auf den Fersen. Vor kurzem brachte Aldi Süd ein eigenes System mit Maschinen und Kapseln auf den Markt. Beim Geschmackstest von stern.de lagen der „Grand Cru Roma“ von Nespresso und der „Ristretto“ des Discounters gleichauf. Dabei kostet die Aldi-Kapsel nur halb so viel. Allein es fehlt der Hauch von Luxus – und George Clooneys Lächeln.