Essen.
Verschärfter Wettbewerb: In Deutschland wirbt künftig ein weiterer Energieversorger um Kunden. Damit bekommen die deutschen Platzhirsche RWE und Eon weitere Konkurrenz – auch in ihrem Heimatmarkt NRW.
Der Rivale sitzt in Hagen, firmierte einst unter Sewag (Südwestfalen Energie und Wasser AG) und heißt seit Februar Enervie. Zudem stärkte sich Enervie jüngst mit einem Zukauf: Die Gruppe übernahm den Energieversorger Nuon Deutschland.
„Zurzeit sieht es so aus, dass der Nuon-Kauf bis März perfekt ist“, sagte Enervie-Chef Ivo Grünhagen gestern dieser Zeitung auf der Energiefachmesse „E-World“ in Essen. Die Kartellbehörden müssten noch zustimmen. „Dann werden wir mit Nuon eine gemeinsame neue Strategie festlegen“, sagte der Enervie-Chef.
Neuer Name für Nuon
„Derzeit beliefert Nuon vor allem in Metropolen Kunden mit Strom und Gas – diese Strategie werden wir erstmal weiterfahren“, sagte Grünhagen. Nuon bleibe unterm Dach der Enervie-Gruppe eigenständig, werde aber umbenannt, ein neuer Name sei aber noch nicht auserkoren.
Enervie konnte Nuon Deutschland von der niederländischen Mutter kaufen, da diese vom schwedischen Energiekonzern Vattenfall geschluckt wurde. Vattenfall, in Deutschland mit RWE, Eon und EnBW einer der vier großen Versorger, durfte Nuons Deutschlandgeschäft nicht mit übernehmen. Das hatten die EU-Wettbewerbshüter untersagt.
Kunden in Metropolen – auch im Ruhrgebiet
„Nuon Deutschland hat vor allem Kunden in Berlin und Hamburg, der Wiege des Versorgers“, sagte Grünhagen. „In NRW verkauft Nuon in Essen, Düsseldorf und Köln Strom sowie Gas.“ Enervie könne sich vorstellen, über die neue Firmentochter unter anderem auch im Ruhrgebiet Kunden zu werben. „Außerdem ist Nuon bisher in Leipzig, Hannover, Nürnberg, München, Stuttgart, Frankfurt und Bremen aktiv.“
„Nuon bringt viel Vertriebskompetenz mit, zum Beispiel bei der Frage, wie Kunden gehalten oder zurückgewonnen werden können“, sagte Grünhagen. „Da können wir lernen.“ Enervie sei bisher nur über ihre Hagener Tochter Mark-E bundesweit im Vertrieb aktiv, gewinne aber Kunden vor allem über Internetportale.
Keine Discount-Marke geplant
Eine neue Discount-Marke für Strom oder Gas, wie sie beispielsweise RWE unterm Konzerndach hat, plane Enervie derzeit nicht, sagte Grünhagen. „Ich halte das auch für zu kostenintensiv für uns.“
Enervie hat derzeit fast 400 000 Kunden vor allem in Südwestfalen. Der Versorger mit derzeit etwa 1550 Mitarbeitern knackte 2008 erstmals die Milliardenmarke beim Umsatz: Er erzielte 1,1 Milliarden Euro. Der Gewinn schmolz im Jahresvergleich allerdings fast komplett weg: von 16,1 Millionen auf 400 000 Euro. Der Grund war, dass Enervie etwa 40 Millionen Euro beiseite legen musste, um zu viel kassierte Netzentgelte auszugleichen.
RWE hält Anteil an Enervie
Probleme mit dem Essener RWE-Konzern, der auch an Enervie beteiligt ist, sieht Grünhagen angesichts der Expansionspläne der Hagener nicht: „RWE steht ja unter anderem in Hagen über seine Discountstrom-Marke eprimo mit uns im Wettbewerb.“ RWE habe zudem auch ein Interesse daran, dass die wirtschaftliche Situation von Enervie gut sei, schließlich seien die Essener am Unternehmen beteiligt.
RWE hält 19,06 Prozent an Enervie; mehrheitlich gehört der Versorger aber den Städten Hagen (42,66 Prozent) und Lüdenscheid (24,12 Prozent). „Es wird Wettbewerb geben und es wird Angebote geben“, sagte Grünhagen.