Düsseldorf.
Der stark exportorientierte NRW-Mittelstand rechnet mit einer Eintrübung der Konjunktur. In der traditionellen Sommerumfrage des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft (BVMW) bezeichneten nur noch 24 Prozent der Betriebe die Lage als gut – 2013 waren dies noch 44 Prozent. Mit steigenden Umsätzen rechnet 2014 nur jedes zehnte NRW-Unternehmen, fast jede fünfte Firma erwartet in der zweiten Jahreshälfte sinkende Umsätze. Krisen und politische Sanktionen gegen Russland schlagen langsam durch: Allein 1300 Unternehmen in NRW sind unmittelbar von Wirtschaftssanktionen betroffen.
Laut BVMW-Umfrage laufen allerdings 68 Prozent der Exporte der NRW-Mittelständler in den Euro-Raum – mit einem Gesamtvolumen von 113 Milliarden Euro im Vorjahr. Aufgrund der Euro-Krise rechnen 35 Prozent der Betriebe mit schlechtern Exportgeschäften. Die Folge: Firmen halten sich mit Investitionen und Neueinstellungen zurück. Der Landesgeschäftsführer des Verbandes, Herbert Schulte, mahnte, dass 23 Prozent ihre Investitionen zurückschrauben. Nur noch zwölf Prozent planen Neueinstellungen – 2013 waren es noch 25 Prozent. „Gerade im Ruhrgebiet sieht die Entwicklung nicht gut aus“, sagte Schulte in Düsseldorf.
Schulte richtete einen Appell an große Versicherungen, die RAG-Stiftung und private Anleger, angesichts des niedrigen Zinsniveaus mehr Kapital in Infrastrukturmaßnahmen und Start-Up-Unternehmen zu investieren. Dazu müsse der Staat steuerliche Anreize für private Investoren verbessern – etwa durch die steuerliche Befreiung re-investierter Gewinne. Kritik äußert der NRW-Mittelstand an Auflagen durch das Mittelstandsgesetz, das geplante Klimaschutz- und das Hochschulzukunftsgesetz in NRW. „NRW will durch zusätzliche Richtlinien mehr kontrollieren“, sagte Schulte.
Kritisch sieht der BVMW, dass acht Prozent der NRW-Firmen die Zahl der Ausbildungsplätze verringern wollen. Gleichzeitig liegt NRW mit einer Selbstständigenquote von zehn Prozent zwei Punkte hinter erfolgreichen Standorten in Süddeutschland zurück. In den Niederlanden sind sogar 15 Prozent der Beschäftigten selbstständig. Schulte forderte die Landesregierung auf, junge Firmengründungen stärker zu fördern. Anders sei die jährliche Wachstumslücke von 0,4 Prozent gegenüber anderen Flächenländern nicht zu schließen.