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Mit Schmierstoffen fett im Geschäft

Mit Schmierstoffen fett im Geschäft

Hagen. 

Wenn alles glatt läuft, ist Christoph Hundertmark, Geschäftsführer der Carl Bechem GmbH, zufrieden. Obwohl dann eigentlich niemand merkt, dass Produkte des Schmierstoffherstellers für den reibungslosen Ablauf sorgen. Die Geschichte des Hagener Unternehmens reicht weit in die Zeit vor der industriellen Revolution zurück; heute gehört der Betrieb zu den 20 Preisträgern des Wettbewerbs „NRW-Wirtschaft im Wandel“: ein Zukunftspreis für ein Traditionsunternehmen.

Im Baumarktregal stößt kein Kunde auf ein Bechem-Produkt. Mehrzweckfette oder Universalprodukte überlassen die Hagener anderen Herstellern. Bechem punktet mit hohem Spezialisierungsgrad; das zeichnet das Unternehmen auch nach 181 Jahren aus und lässt es den Wettbewerb, auch international, erfolgreich bestehen.

Extreme Bedingungen

Kein Baumarkt-Produkt und dennoch profitiert nahezu jeder von einer Bechem-Entwicklung. „In jedem Auto steckt irgendwo ein Schmierstoff von uns“, kann Christoph Hundertmark berichten. In Schaltern, Scharnieren und an Kontakten, an der Sonnenblende und in den Schienen des ­Schiebedachs. Sogar an den ­Scheibenwischerblättern. Schmierstoff am Wischerblatt sorgt mit für klare Sicht? Ja, tut es. Und es zeigt, dass der Begriff Schmierstoff die Entwicklungen aus den Labors von Bechem wohl nur unzutreffend beschreibt.

Das Unternehmen aus Hagen-Vorhalle hat sich auf drei Produktlinien festgelegt: auf Schmierfette, wie sie etwa in Wälz- und Gleitlagern zum Einsatz kommen, auf Prozessfluide, wie Kühlschmierstoffe in der metallverarbeitenden Industrie, und auf Gleitlacke, die „grifftrocken“ schmieren. Diese Stoffe kommen bei Automobilherstellern und -zulieferern, in Minen, Stahlhütten und Walzwerken, im Schweizer Uhrwerk oder der elektrischen Zahnbürste zum Einsatz.

Alle Stoffe haben eins gemeinsam: Sie müssen extreme Belastungen und Bedingungen aushalten. Eiseskälte und Tropenhitze. Egal, ob ein Auto in der Sonne Afrikas oder im Frost Russlands unterwegs ist: „Der Schmierstoff darf nicht flüssig werden und auslaufen, aber auch nicht fest werden“, beschreibt Hundertmark die Herausforderungen, die die „Anwendungstechniker und Ingenieure“ meistern müssen.

Die Entwicklungsarbeit leisten dabei die Labors im Bechem-Technikum. Aber nicht nur: Das Hagener Unternehmen arbeitet eng mit Kunden und Hochschulen, etwa mit der Technischen Universität Dortmund, zusammen auf dem Gebiet der Tribulogie. Entscheidend sind am Ende die hauseigenen Tests, um die passende Mixtur der Schmierstoffe mit Additiven zu finden – eine „teils jahrelange Entwicklungsarbeit bis hin zur Serienreife“.

2011 gab es den Deutschen Rohstoffeffizienzpreis für die Entwicklung eines Kühlschmiermittels für die Metallindustrie – das ohne Öl auskommt und stattdessen „verdicktes Wasser“ einsetzt. Heute gibt es den „NRW-Zukunftspreis“. Für den ältesten deutschen Hersteller von Schmiermitteln.