Essen.
Die Schlussrechnung des Karstadt-Konzerns beschert dem Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg eine mit 27,2 Millionen Euro um zwei Millionen Euro höhere Vergütung als erwartet.
Insgesamt erhalten der Verwalter und seine Mannschaft nach Abzug der Umsatzsteuer 27,2 Millionen Euro. Erwartet hatte Görg rund 25 Millionen Euro, wie er jüngst im Interview mit dieser Zeitung sagte.
Hans Haarmeyer, Vorsitzender der Gläubigerschutzvereinigung Deutschland und Professor der Fachhochschule Koblenz, hält diese Summe „für ein Verfahren dieser Größenordnung für eine normale Vergütung“. Haarmeyer: „Ich kenne deutlich kleinere Verfahren, für die deutlich höhere Summen gezahlt wurden.“ In der Tat hat Görg bei der Beantragung der Vergütung nicht den gesetzlichen Höchstrahmen ausgeschöpft.
Görg hätte auch 50 Millionen Euro beantragen können
Wie aus dem Antrag, der dieser Zeitung vorliegt, hervorgeht, hätte Görg auch eine Vergütung von rund 50 Millionen Euro beantragen können. Statt annähernd einer Verneunfachung des Regelsatzes von 5,4 Millionen Euro beantragte die Kanzlei eine Verfünffachung. Der Regelsatz bemisst sich laut Insolvenzverordnung im Fall Karstadt aus 0,5 Prozent der Insolvenzmasse von 980,5 Millionen Euro. Auf die Interview-Frage, ob er auf über 20 Millionen Euro verzichte, hatte Görg gesagt: „Verzicht würde ich nicht sagen. Das hat etwas mit Augenmaß zu tun. Man muss auch vor sich rechtfertigen, was man macht.“
Aus den vorliegenden Dokumenten gehen auch die festgesetzten Vergütungen für die Mitglieder des Gläubigerausschusses hervor. In dem Gremium saßen Vertreter der Gläubiger, etwa der Vermieter, aber auch der Finanzverwaltung sowie der Arbeitnehmervertretung. So erhält der Gesamtbetriebsratschef von Karstadt, Hellmuth Patzelt, nach Abzug der Umsatzsteuer 150 000 Euro. Ein Görg-Sprecher verwies auf den hohen Arbeitsaufwand der Mitglieder. Der Ausschuss habe sich innerhalb von 15 Monaten zu 14 Sitzungen versammelt.
Auch Vertreter vom Finanzamt Solingen bekommt Geld
Patzelt zeigte sich auf Anfrage überrascht, dass die Unterlagen in die Öffentlichkeit gerieten, kündigte aber ein „transparentes Verfahren“ im Umgang mit der Vergütung an. „Das gehört nicht einfach in die Schublade. Ich werde innerhalb der Gremien der Arbeitnehmer für die notwendige Transparenz sorgen“, sagte er. Was genau mit dem Geld geschehe, ließ er offen. Laut Gewerkschaft Verdi gibt es für solche Fälle keine verbindlichen Vorgaben. Die Mitgliedschaft in dem Gremium ist persönlich und mit bestimmten Haftungsrisiken verbunden.
Die Vergütung des Vertreters der Finanzverwaltung – der Experte für Konzernbetriebsprüfungen des Finanzamtes Solingen, Norbert Vogelsang – steht mit 114 700 Euro in dem Papier. Diese Summe muss er aber laut Nebentätigkeitsverordnung und Landesbeamtengesetz abführen.