Das Motto „Geiz ist geil“ wendet der Elektronikkonzern Media-Saturn jetzt auch beim Personal an. Das Unternehmen, das die Märkte Saturn und Mediamarkt betreibt, will nach einem Gewinnrückgang 3000 Stellen streichen.
Aschaffenburg.
Der Elektronikriese Media-Saturn setzt nach einem massiven Ergebnisrückgang im zweiten Quartal den Rotstift an. Europaweit sollen 3000 Stellen im Bereich der Verwaltung abgebaut werden, wie die Tochter des Handelskonzerns Metro am Dienstag in Aschaffenburg mitteilte.
Media-Saturn kündigte nach einem „sehr schlechten ersten Halbjahr“ eine strategische Neuausrichtung an. Dabei sollen stationäre Märkte und das Online-Geschäft miteinander verknüpft werden, sagte der Finanzvorstand des Mutterkonzerns, Olaf Koch.
Verzahnung von Markt und Online
Auf den neuen Plattformen von Saturn und Mediamarkt, die im Oktober 2011 beziehungsweise Januar 2012 starten sollen, werde der Kunde Angebote unter dem durchschnittlichen Internetpreis finden, sagte Media-Saturn-Finanzvorstand Rolf Hagemann an. Um die Preissenkungen realisieren zu können, kündigte er bis 2014 Kostenreduzierungen von rund 500 Millionen Euro an. Dazu gehöre auch der Stellenabbau.
Zum Start sollen die Kunden rund 2500 Artikel in den Onlineshops kaufen können, in einer weiteren Ausbaustufe im kommenden Jahr schon 8000, und in der Endphase wird es nach den jetzigen Planungen mehr Artikel im Internet geben als in den Märkten.
Ein Testlauf in den Niederlanden und Österreich sei positiv verlaufen, so habe man beim Marktanteil fast 14 Prozent dazugewonnen, sagte Hagemann. Neu für den Kunden sei die Möglichkeit, Waren online zu bestellen und sich in den Markt liefern zu lassen sowie dort vor Ort an Terminals auch Waren online zu ordern. Ähnlich sollen auch Retouren und Reparaturen vor Ort abgewickelt werden.
Weitere Zukäufe geplant
Nach der Übernahme des Aschaffenburger Internetversenders Redcoon stellte Hagemann weitere Akquisitionen im reinen Onlinehandel in Aussicht: „Diesen Markt scannen wir ganz genau.“
Die Media-Saturn-Gruppe verzeichnete nach vorläufigen Zahlen beim Ergebnis (Ebit) vor Sonderfaktoren im zweiten Quartal ein Minus von 44 Millionen Euro. Im Vorjahr war es noch ein Plus von 41 Millionen Euro. Folglich räumte Hagemann ein „sehr, sehr schlechtes erstes Halbjahr“ ein. Gründe seien der flächenbereinigte Umsatzrückgang, insbesondere in Deutschland, und Investitionen.
Nichtsdestotrotz bestätigte Metro-Finanzvorstand Koch die Ergebnisprognose des DAX-Konzerns für das Geschäftsjahr 2011. Die Metro-Group, die über 75 Prozent an Media-Saturn hält, rechnet mit einem Ergebniswachstum vor Sonderfaktoren von rund zehn Prozent.
Die Metro-Aktie war trotz des Ergebniseinbruchs bei der Tochter am Dienstag der gefragteste Wert am deutschen Aktienmarkt. In einem schwachen Umfeld legte sie bis zum Nachmittag 2,5 Prozent zu. Analysten sagten, bei allen Schwierigkeiten der Tochter sei die Beibehaltung des Ergebnisziels für das Gesamtjahr erfreulich. (dapd)