Göppingen. Erste Konsequenzen aus der Krise beim Modelleisenbahn-Hersteller Märklin: Der Insolvenzverwalter feuert sämtliche Berater, die Millionen verschlangen. Die Überlebenschancen für das insolvente Unternehmen bewertet der Sanierer als gut.
Einen Tag nach der Märklin-Insolvenz geben sich Geschäftsleitung und Insolvenzverwalter des Modellbahnherstellers kämpferisch. «Märklin ist eine sehr starke Marke und eine, die positive Emotionen weckt», sagte der vorläufige Insolvenzverwalter, Michael Pluta, am Donnerstag auf der Spielwarenmesse der AP. Das 150 Jahre alte Unternehmen habe große Chancen, die Krise zu meistern, weil es einen guten Namen habe. «Unser Lieblingsmodell wäre, jetzt einen Mittelständler zu finden, der Herzblut für die Entwicklung der Firma mitbringt», sagte Pluta.
«Wir sind absolut optimistisch», betonte auch der für Technik und Produktion zuständige Märklin-Geschäftsführer Dietmar Mundil. «Wir haben eine gute Mannschaft, die sich mit Märklin verbunden fühlt und denkt: Jetzt erst recht», machte er den rund 700 Mitarbeitern in Deutschland Mut.
Aus für externe Berater
Pluta betonte, dass eine Insolvenz nicht automatisch das Aus für die Firma, sondern lediglich das Aus des Gesellschafters bedeute. «Und das kann auch eine Chance sein». Der bisherige Gesellschafter Kingsbridge Capital habe ohnehin nur finanzielles Interesse an Märklin gehabt habe. Erste Gespräche mit Interessenten werde er noch bis Freitag auf der Spielwarenmesse führen, sagte Pluta. Für Ergebnisse sei es allerdings noch viel zu früh. «Aber ich habe keinen Zeitdruck».
Zunächst müssten ohnehin diverse Hausaufgaben gemacht werden. So würden die zahlreichen externen Unternehmensberater nicht weiter zu beschäftigt, die zum Teil jährlich zweistellige Millionenbeträge verschlungen hätten. «Das habe ich sofort eingestellt», sagte Pluta. Es sei bei Märklin in der Vergangenheit offensichtlich zu viel unnütz beraten und viel zu wenig gehandelt worden. Nun gelte es, die Produktpalette zu überprüfen, zu sehen, wo die hohen Verluste aufgelaufen seien und dafür zu sorgen, dass die Fertigung normal weiter laufe.
Weitreichende Folgen für die Branche
Darauf setzen auch die Kunden. «Wenn Märklin nicht überlebt, dürfte das weitreichende Folgen für die Branche haben», befürchtet Joachim Reinhard, der ein Internetportal für Modellbahn-Zubehör im Internet betreibt. Auch der Vorstandschef des Spielwarenverbandes Vedes, Thomas Märtz, ist besorgt. «Wenn ein Traditionsunternehmen wie Märklin insolvent ist, betrifft das natürlich auch die Händler». Er hoffe auf eine vernünftige Lösung, die auch schnell auf den Weg gebracht werde.
Für Wilfried Wulfert besteht daran kein Zweifel: «Ich bin absolut optimistisch», betonte der Spielwarenhändler aus Fürstenfeldbruck. Der 58-jährige ordert deshalb auch in diesem Jahr fleißig bei Märklin. «Weil ich davon überzeugt bin, dass es weiterläuft». Märklin sei schließlich der Inbegriff für Modelleisenbahnen. So eine Marke könne einfach nicht kaputt gehen. (ap)
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